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Andrea Veicht hat aus einer erfundenen Gute-Nacht-Geschichte für die Kinder ihrer Schwester jetzt einen Kinderroman geschrieben. © Privat
Andrea Veicht aus Feldolling hat ihren ersten Kinderroman veröffentlicht. Die Geschichte begann als Gute-Nacht-Erzählung für ihre Neffen und ihre Nichte. Sieben Jahre später ist daraus ein Buch geworden. Dahinter steckt eine rührende Story.
Feldolling – Alles begann mit einem Familienausflug. Andrea Verena Veicht feierte 2018 den Geburtstag ihrer Mutter auf der Zugspitze. Mit dabei waren auch ihre Schwester mit Ehemann und den Kindern. Auf dem Heimweg nach Feldolling wurde es bereits dunkel. Die Kinder wurden müde und ungeduldig. „Meine Mutter meinte zu mir, dass ich ihnen eine Geschichte erzählen soll“, erinnert sich Veicht. Sie hatte kein Kinderbuch zur Hand, also erfand sie einfach etwas. Der kleine Hase Meinerz hatte darin die Hauptrolle. Und was damals als Gute-Nacht-Geschichte gedacht war, ist nun sieben Jahre später ein kleiner Kinderroman geworden.
Heute sitzt Andrea Veicht in ihrem Wirtshaus „Das Marshall“ in Feldolling. Vor ihr auf dem Tisch liegt ihr Buch „Der kleine Meinerz“. Es ist ihr erstes Buch, das sie geschrieben hat. Dass sie es endlich in den Händen halten kann, sei unbeschreiblich. „Es war sehr ergreifend, als es nach so vielen Jahren endlich fertig war“, sagt Veicht. Sieben Jahre hat es gedauert. Schließlich gab es einige Hürden, die die Feldollingerin meistern musste.
Sieben Jahre voller Höhen und Tiefen
Als die 39-Jährige nach dem Familienausflug nach Hause kam, sei ihr klar gewesen, dass sie die Geschichte über den kleinen Hasen niederschreiben musste. Also setzte sie sich direkt an ihren Laptop und fing an zu schreiben. Doch viel Zeit habe sie dafür nicht gehabt. Es entstanden immer wieder längere Pausen. „Eigentlich habe ich immer nur bei schlechtem Wetter geschrieben“, erklärt Veicht. Bei gutem Wetter sei sie viel lieber draußen. Unterwegs mit der Familie oder Freunden. Im Winter hat sie dann in Ischgl als Hotelmanagerin gearbeitet. „Damit war ich im Winter immer komplett raus“, sagt sie.
Fertig mit ihrer Geschichte wurde sie in der Corona-Zeit. Doch warum dauerte es dann noch einige Jahre, bis Veicht ihr Buch endlich veröffentlichen konnte? „In der Pandemie habe ich mein Wirtshaus aufgebaut und darin natürlich sehr viel Zeit investiert“, erklärt sie. Außerdem handelt es sich ja um einen Kinderroman. Es durften also keine Bilder fehlen. „Ich habe dann mehrere Illustratoren angeschrieben und mit denen immer eine Weile zusammengearbeitet“, so Veicht. „Die haben mich dann aber immer wieder aus unterschiedlichen Gründen versetzt.“
Der kleine Hase „Meinerz“ erlebt mit vielen Waldtieren Schicksalsschläge und unvergessliche Momente. © Beuerlein
Im Herbst 2024 fand sie dann endlich eine Illustratorin, die auch Veichts Geschmack traf. Schließlich hatte die Unternehmerin klare Vorstellungen, wie die Bilder für ihre Geschichte aussehen sollten. Zum Schluss suchte Veicht dann noch nach einer Lektorin, die das Buch absegnete. „Sie hat über Rechtschreibung und Grammatik geschaut und Wörter ausgetauscht, die für Kinder vielleicht noch zu unverständlich sind“, erklärt Veicht. Letztendlich brachte sie ihr Buch dann selbst heraus. Ganz ohne Verlag. Es war ihr wichtig, das selbst zu stemmen.
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Immer wieder streicht Andrea Veicht über das Buch. Blättert durch die Seiten und zeigt die bunten Bilder. Dass sie ihr eigenes Werk nun endlich verkaufen kann, ist für sie etwas ganz Besonderes. „Es ist unbeschreiblich, da man jahrelang diese Geschichte im Kopf hatte und jetzt können es auch andere Menschen lesen“, sagt die Feldollingerin.
Und bei dem Buch handelt es sich um viel mehr als nur eine Geschichte über einen kleinen Hasen. „Ich glaube, dass es auch sehr lehrreich für den einen oder anderen ist“, sagt sie. „Man erfährt viel über den Wald und seine Bewohner.“ Und worum geht es nun?
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„Es geht um ein kleines verwaistes Hasenbaby, das nur durch die Wärme der Federn einer Eule nachts überlebt“, erzählt Veicht. Jeden Morgen fliegt die Eule davon und der kleine Hase ist auf sich allein gestellt. Eines Tages begibt er sich auf Nahrungssuche. Dabei lernt er Linda, eine Rehkuh, kennen. Diese bringt dem kleinen Hasen das Essen und Trinken bei. „Auf ihrer Reise lernen sie die Waldbewohner kennen“, sagt Veicht. Doch die lachen den kleinen Hasen immer aus, wenn er sich vorstellt. Denn das Jungtier heißt „Meinerz“. „Er weiß nicht, was der Name bedeutet. Er weiß nur, dass ihn seine Mutter immer so genannt hat, kurz bevor sie nie wieder zurückkam“, erklärt Veicht.
Auf ihrer Reise erleben die Waldtiere zusammen viele Schicksalsschläge. Es sind Dinge, die im echten Leben vorkommen, wie die Angst vor den Menschen, vor Wilderern und die Gefahren, die vor allem für Rehkitze in den Getreidefeldern lauern. Aber auch Verluste spielen im Buch eine große Rolle. „Doch mit der Hilfe seiner Freunde lernt der kleine Hase alles, was er für ein glückliches Leben in der Natur braucht“, sagt die Feldollingerin. Und zum Schluss findet er auch heraus, was es mit seinem Namen auf sich hat.
Im Kinderbuch „Der kleine Meinerz“ geht es um viel mehr als nur einen tapferen Hasen, der das Leben kennenlernen muss. © Beuerlein„Geht mir jedes Mal sehr nah“
Für Andrea Veicht ist es eine berührende Geschichte. Was sie auch jedes Mal bewegt, sind die vielen Rückmeldungen von Familien, die das Buch ihren Kindern vorlesen. „Das Schönste für mich ist der Austausch über die Geschichte, das geht mir jedes Mal sehr nah“, sagt Veicht und lächelt. Die größten Kritiker waren wohl aber ihre Neffen und ihre Nichte. „Denen habe ich meine neuesten Kapitel immer am Laptop vorgelesen. Die kennen das Buch jetzt schon auswendig.“ Eine besondere Ehre: der älteste Neffe will bald das Buch als Referat in seiner Klasse vorstellen.
Ein paar Stellen im Buch sind nah an dem realen Leben von Veicht gehalten. Zum einen spielt die Geschichte in einem Wald, nicht unmittelbar von ihrer Heimat. So wurde unter anderem der Wendelstein in einem der illustrierten Bilder festgehalten. Ihre Heimat ist für die Feldollingerin sehr wichtig. Das wird deutlich, wenn sie über Kindheit spricht. „Meine Kindheit konnte gar nicht schlecht sein, wenn man in einem Dorf aufwächst“, sagt sie. „Immerhin bin ich hier mit vielen Freunden groß geworden. Wir haben immer viel unternommen.“
In den Bildern steckt viel Wahres: Hier sieht man im Hintergrund den Wendelstein. Und auch die steinerne Brücke sollte Einheimischen bekannt sein. © Beuerlein
Mit ihrem Buch will sie außerdem zeigen, wie wichtig es ist, in einer Familie und Gemeinschaft respektvoll miteinander umzugehen. „Man sollte nicht jemanden mobben oder auslachen, nur weil jemand anders ist, sondern einfach zusammenhalten“, sagt sie.
Und auch wenn es einige Hürden gab und es länger gedauert hat, das Buch zu veröffentlichen, ist Andrea Veicht sehr zufrieden. Jetzt wolle sie erst einmal warten, wie ihr Kinderroman weiterhin angenommen wird. Die Idee für ein weiteres Buch hat sie auch schon. „Mein absoluter Traum wäre natürlich, wenn der kleine Meinerz verfilmt wird“, sagt sie und lacht. Es bleibt also abzuwarten, was Andrea Veicht als Nächstes herausbringt.
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