Die USA und Großbritannien haben ein erstes Handelsabkommen nach der Verhängung weltweiter Zölle bekanntgegeben. Bei einem am Donnerstag im Fernsehen live übertragenen Telefonat gaben US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Keir Starmer die Vereinbarung bekannt.

Trump nannte das Abkommen einen Durchbruch. Es werde keine Bürokratie geben, US-Güter würden bevorzugt durch den britischen Zoll geschleust werden. Es handelt sich um den ersten „Deal“, das erste US-Abkommen, seitdem Trump seine weltweite Zoll-Offensive gestartet hat.

Trump und Mandelson war auch zum Lachen zumute




Trump und Mandelson war auch zum Lachen zumute


© AFP/Jim Watson

Zölle bleiben teilweise

Die Vereinbarungen, so Starmer, soll so bald wie möglich in Kraft treten. Einzelheiten sollen laut Trump in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden. Die USA hatten am 2. April gegen die meisten Länder pauschale Zölle von zehn Prozent verhängt, auch gegen die engsten Verbündeten wie Großbritannien.

Trump kündigte auch an, Gespräche mit den Europäern führen zu wollen. Die EU-Kommission schlug für den Fall eines Scheiterns Gegenmaßnahmen mit einem Volumen von 95 Milliarden Euro vor.

In anschließenden, getrennten Auftritten vor der Presse wurde zunächst bekannt, dass die 10-Prozent-Zölle der USA gegen Großbritannien zwar bestehen bleiben sollen. Nach britischen Angaben sollen jedoch die Autoabgaben von 27,5 auf 10 Prozent gesenkt und die Zölle auf Stahl und Aluminium komplett gestrichen werden. Großbritannien senkt seinerseits seine Zölle für US-Waren von 5,1 Prozent auf 1,8 Prozent und erleichtere den Zugang für amerikanische Produkte.

Milliardenschwere „Gegengeschäfte“

US-Handelsminister Howard Lutnick sagte unterdessen in Washington, eine britische Fluggesellschaft werde Boeing-Flugzeuge im Wert von 10 Milliarden Dollar (knapp 9 Mrd. Euro) kaufen. Im Gegenzug würden britische Flugzeugteile zollfrei exportiert.

Die US-Zölle hatten den traditionellen Verbündeten merklich getroffen in einer Phase, in der die britische Wirtschaft ohnehin schwächelte. Der Autobauer Jaguar Land Rover setzte als Reaktion seine Lieferungen in die USA für einen Monat aus. Die britische Regierung übernahm die Kontrolle über British Steel, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Bereits die Aussicht auf eine Vereinbarung nach Medienberichten ließ dagegen in London die Aktie des Luxusautoherstellers Aston Martin am Donnerstag zunächst um zehn Prozent steigen. Auch britische Einzelhändler mit Geschäften in den USA wie JD Sports und AB Foods verzeichneten Kursgewinne. Die US-Börsen reagierten kaum auf die mit Spannung erwartete Einigung und lagen wie schon vor der Erklärung leicht im Plus.

Zuvor Vereinbarung mit Indien

Für Starmer ist es die zweite Ankündigung einer umfassenden Handelsvereinbarung in kurzer Folge. Am Dienstag gaben er und der indische Ministerpräsident Narendra Modi nach drei Jahren Verhandlungen ein umfassendes Abkommen bekannt, das den bilateralen Handel bis 2040 um zusätzliche 25,5 Milliarden Pfund (knapp 30 Mrd. Euro) ankurbeln soll. Für das Königreich war es der bedeutendste Handelsvertrag seit dem Austritt aus der EU.