Stand: 18.07.2025 23:16 Uhr

Spanien musste gegen die ultradefensive Schweiz lange ein dickes Brett bohren. Letztlich zogen die Favoritinnen trotz gleich zwei verschossenen Elfmetern mit einem 2:0 (0:0)-Sieg ins Halbfinale der Frauen-EM ein.


Olaf Jansen

Nach einem zähen ersten Durchgang, in dem Mariona bei einer der wenigen zwingenden Chancen einen Elfmeter verschoss, drehte Spanien erst nach einer guten Stunde so richtig auf: Athenea nach toller Vorarbeit von Aitana Bonmati (66.) und dann Pina mit einem wunderbaren Fernschuss (71.) stellten auf 2:0 gegen ultradefensive Schweizerinnen.

Im Halbfinale treffen die Weltmeisterinnen auf den Sieger des Duells zwischen Frankreich und Deutschland am Samstag (19.07.2025, 21 Uhr, im Liveticker sowie im Audio-Livestream auf sportschau.de). „Wir haben vieles richtig gemacht, schade, dass es nicht ganz gereicht hat“, meinte Livia Peng, Torhüterin der Schweiz. „Es war ein toughes Spiel gegen den Weltmeister“, befand Stürmerin Geraldine Reuteler. Die Stürmerin von Eintracht Frankfurt gab zu: „Wir haben gekämpft. Aber letztlich ist es auch schwer, wenn man gegen einen so spielstarken gegner 90 Minuten dem Ball hinterherlaufen muss.“

Schweizer feiern ihr Team, Mariona zeigt Nerven

Den ersten Sieg des Abends allerdings hatten die Gastgeber schon vor Anpfiff der Partie in der Tasche: 25.000 Schweizer Fans hatten sich laut Stadt Bern vor dem Spiel auf den Weg von der Innenstadt zum Wankdorf-Stadion gemacht – ein Rekord in Sachen Fanmarsch bei einer EM. Ein gutes Gefühl für das Gastgeber-Team – Tore oder Punkte gibt es dafür aber nicht.

Die mussten auf dem Rasen her. Gegen den Topfavoriten des Turniers, der gleich das Zepter übernahm. Die Spanierinnen ließen Ball und Gegnerinnen laufen und hatten bereits in der 7. Minute die Mega-Gelegenheit, um in Führung zu gehen. Nachdem sie selbst im Strafraum gefoult worden war, trat Mariona zum Elfmeter an. Doch wie schon am Abend zuvor bei England gegen Schweden gesehen: Bei dieser EM flattern bei der Übung vom Punkt die Nerven. Auch die erfahrene Mittelfeldstrategin des FC Arsenal schoss die Kugel weit links am Tor vorbei.

Schertenleib im Fokus – Chancen bleiben aus

Die Schweizerinnen hatten einen klaren Plan: Spanien spielen lassen – bis zum Sechzehner. Dort mit zwei Viererketten alles verdichten und hin und wieder bei Ballgewinn schnell kontern. Die Spielerinnen dazu haben sie. Vor allem der erst 18-jährigen Sydney Schertenleib – seit 2024 beim FC Barcelona unter Vertrag – wurde zugetraut, die eher langsame spanische Abwehr mit ihrer Power und ihrer Geschwindigkeit überlaufen zu können.

Das eine klappte: Die „Nati“ machte die Räume eng und nahm den Spanierinnen mit ihrer strikten Defensive die Lust am Spiel. Peng, die das Schweizer Tor hütete, musste mal zupacken, aber wirklich gefährlich wurde es nur einmal: Irene Paredes köpfte nach einer Ecke an den rechten Außenpfosten. Teil zwei aber gelang aus Sicht der Schweizerinnen nicht: Im ersten Abschnitt gelang ihnen kein einziger vernünftiger Konter – Spaniens Keeperin Cata Coll blieb beschäftigungslos.

Torchancen blieben lange Mangelware.

Erst Doppelpfosten, dann Doppelschlag

Es blieb zäh – auch nach dem Seitenwechsel. Die Spanierinnen kombinierten, ließen die Kugel laufen, ihnen fehlten aber lange Ideen und vor allem Tempo, um in die gefährliche Zone zu kommen. In solch einer Lage helfen zuweilen Standards. Und so einer sorgte in der 61. Minute endlich für Aufregung: Patri köpfte nach einem Eckstoß an den rechten Pfosten, einer Flipperkugel gleich titschte das Spielgerät Sekunden später auch noch an den linken Pfosten, ehe die Schweizerinnen klären konnten.

Diese Szene glich einem Brustlöser – Spanien hatte endlich Luft und Konsequenz. Und machte das Tor: Die mitunter geniale Bonmati legte die Kugel per Hacke in den Lauf von Athenea, überlegt schoss die erst kurz zuvor eingewechselte 24-Jährige aus elf Metern rechts unten ein – 1:0 (66.). Der Bann war gebrochen. Und Spanien setzte einen drauf: Pina legte sich den Ball nach einem kurzen Solo auf den rechten Fuß und schlenzte die Kugel wunderbar aus 18 Metern ins rechte Kreuzeck zum 2:0 (71.).

Schweiz zu harmlos, auch Putellas versagt vom Punkt

Das reichte schon. Die Schweizerinnen waren nicht mehr in der Lage, den Schalter entscheidend umzulegen und selbst noch einmal zwingend anzugreifen. Zu überlegen war das Passspiel der Gegnerinnen, die das Match in den verbleibenden Minuten souverän zu Ende spielten.

Mitunter genial: Aitana Bonmati

Putellas bekam in der 88. Minute noch die Chance auf das nächste Tor: Nach einem Foul an Athenea im Sechzehner gab’s den nächsten Elfmeter. Doch auch die Weltfußballerin von 2021 und 2022 traf nicht, sondern scheiterte mit ihrem unplatzierten Schuss an Peng. Am verdienten spanischen Sieg änderte das nichts. Zumal Noelle Maritz in der Nachspielzeit der Partie auch noch mit glatt Roter Karte vom Feld musste. Sie hatte die Notbremse gegen die eingewechselte Paralluelo gezogen.

Die Schweizer müssen für den Rest des Turniers nun ohne ihr eigenes Team auskommen, Spanien darf sich auf das Halbfinale vorbereiten. Das findet am Mittwoch (23.07.2025) in Zürich statt.