Berlin. Vor knapp zwei Monaten kam Dietmar Rogacki bei einem Feuer in seiner Villa ums Leben. Jetzt ist das Traditionsgeschäft geschlossen.
Keine Tische und Stühle vor dem Laden, leere Kühltheken und ausgeräumte Regale, so zeigte sich das Feinkostgeschäft Rogacki an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg am Freitag. Was bereits viele Kundinnen und Kunden befürchtet hatten, wurde nun zur Realität: Das traditionelle Feinkostgeschäft Rogacki nahe der Zillestraße ist seit Freitag geschlossen. Knapp zwei Monate nach dem grausamen Feuertod des Inhabers Diemar Rogacki in seiner Villa in Staaken, blieben am Freitag die Lichter aus.
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Vergebens standen Kunden am Freitag vor verschlossenen Türen. Auf Schildern ist zu lesen: „Aus betriebsbedingten Gründen bleibt das Ladengeschäft vorübergehend geschlossen.“ Auch auf der Internetseite des Geschäfts ist von „betriebsbedingten Gründen“ und einer „vorübergehenden Schließung“ die Rede. Die Schließung war am Freitagnachmittag das Thema an den Tischen der benachbarten Restaurants und Bäckereien. Viele Gäste aber glauben nicht an eine vorübergehende Schließung.
Nach mehr als 90 Jahren an der Wilmersdorfer Straße hat das Feinkostgeschäft Rogacki seit Freitag geschlossen
© Andreas Gandzior | Andreas Gandzior
„Die Mitarbeiter von Rogacki wurden am Freitag alle nach Hause geschickt“, sagt ein Stammkunde des Feinkostladens. Er will auch gehört haben, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gekündigt worden sei. Andere Gäste wiederum behaupten, dass der gesamte Laden verkauft worden sei. Die ungewisse Zukunft des Traditionsladens gibt ausreichend Stoff für Spekulationen und Gerüchte.
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Feinkostgeschäft war in die Jahre gekommen
Für viele kommt das Aus nicht überraschend. Das Geschäft war in die Jahre gekommen. Rogacki hatte immer häufiger mit der Bürokratie und Anwohnern zu kämpfen. Nur noch unter strengen Auflagen durfte geräuchert werden. Anwohner hatten sich über den Räuchergeruch beschwert. Dann musste er Bassins für die Lebendfische aufwendig und teuer umgestalten. Tierschützer hatten ihn angezeigt. Aber auch die Konkurrenz für Lebensmittelspezialitäten im Internet oder bei anderen Anbietern setzten dem Geschäft zu. Häufig war im Kiez zu hören, dass Rogacki zu teuer geworden sei, und das Angebot immer kleiner. Seit geraumer Zeit blied das Geschäft montags geschlossen. Eine handgeschriebene Tafel, auf der diverse Mitarbeiter gesucht werden, ist Dauergast im Schaufenster. Die Zeiten, in denen Mitarbeiterinnen Jahrzehnte für Rogacki gearbeitet haben, sind lange vorbei.
Foto: Henry H. Herrmann Thema: Feinkosthaus Dietmar Rogacki in der Wilmersdorfer Str. 145
© picture alliance / Eventpress | Eventpress Henry H. Herrmann
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Vor zwei Monaten, am 20. Mai, starb der 68-jährige Geschäftsmann bei einem Feuer in seiner Villa in Staaken. Wie die Polizei dieser Zeitung vor zwei Monaten sagte, war seine Ehefrau Ramona während des Brandes bei der Arbeit im Geschäft an der Wilmersdorfer Straße. Sie erfuhr von einem Nachbarn von dem Feuer. Schon damals machten Schließungsgerüchte die Runde an der Wilmersdorfer Straße.