Großbritannien und Indien werden voraussichtlich in der kommenden Woche ein lang erwartetes Freihandelsabkommen unterzeichnen, wie zwei indische Regierungsvertreter berichten. Das Abkommen soll indischen Textilien und Elektrofahrzeugen zollfreien Zugang zum britischen Markt verschaffen und gleichzeitig britische Exporte von Whisky, Autos und Lebensmitteln erleichtern.
Bereits im Mai hatten beide Länder den Abschluss der Handelsgespräche verkündet, nachdem drei Jahre lang immer wieder verhandelt wurde. Ziel ist es, den bilateralen Handel zu steigern, Handelsbarrieren abzubauen und zollfreien Warenverkehr zu ermöglichen.
Aktuell bereiten die Staaten die formelle Unterzeichnung des Abkommens vor, die mit dem erwarteten Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi in London in der kommenden Woche zusammenfallen könnte, so einer der indischen Beamten.
Das Handelsabkommen soll etwa ein Jahr nach der Unterzeichnung in Kraft treten, nachdem es vom britischen Parlament und dem indischen Bundeskabinett genehmigt wurde, ergänzte der Beamte.
Die Offiziellen äußerten sich unter der Bedingung der Anonymität, da die Details noch nicht öffentlich sind.
„Das Handelsabkommen ist eine Win-win-Situation für beide Länder“, erklärte die zweite indische Quelle. Indische Verbraucher könnten künftig Scotch Whisky zu günstigeren Preisen erwerben, da die Einfuhrzölle sofort von 150% auf 75% sinken und in den kommenden zehn Jahren weiter auf 40% reduziert werden sollen.
Bei Autos werde Indien die Zölle im Rahmen eines Quotensystems von 100% auf 10% senken, das schrittweise liberalisiert werde, hieß es weiter. Im Gegenzug sollen indische Hersteller Zugang zum britischen Markt für Elektro- und Hybridfahrzeuge erhalten – ebenfalls im Rahmen eines Quotensystems.
Das indische Handelsministerium reagierte zunächst nicht auf eine per E-Mail gestellte Anfrage. Das britische Handelsministerium teilte mit, dass beide Länder an der Finalisierung des Abkommens arbeiteten.
„Wir arbeiten mit Indien an einem bahnbrechenden Handelsabkommen, das britischen Bürgern und Unternehmen zugutekommen wird“, sagte ein Sprecher der britischen Regierung.
Nach Angaben des indischen Handelsministeriums würden 99% der indischen Exporte nach Großbritannien – darunter auch Textilien – unter dem Abkommen von Nullzöllen profitieren. Großbritannien wiederum könnte bei 90% seiner Zollpositionen mit Senkungen rechnen.
Unabhängig davon führt eine indische Handelsdelegation in Washington Gespräche über ein mögliches Handelsabkommen mit den USA, während Präsident Donald Trump mit der Androhung deutlich höherer Zölle ab dem 1. August seinen Handelskonflikt verschärft.