„Schwalmtal ist keine Gemeinde, die mit großen Worten auf sich aufmerksam macht“ – mit diesem Satz beginnt das Porträt über die Energie-Kommune des Monats Juli. Dabei scheint Schwalmtal einiges richtig gemacht zu haben, denn als solche wurde die Gemeinde von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) ausgezeichnet. Schwalmtal gehört damit zu den bislang 24 Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die diese Ehrung erhalten haben – und reiht sich in ein bundesweites Netzwerk von aktuell 214 Energiekommunen ein.
Repowering, Windkraft und regionale Strommärkte
Besonders sichtbar ist der Fortschritt laut AEE am Rand der Gemeinde, wo zwei moderne Windräder jährlich rund 30 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom erzeugen. Sie ersetzen ältere, deutlich kleinere Anlagen. Auch wirtschaftlich profitieren die Anwohnenden von den insgesamt 15 Windrädern auf dem Gemeindegebiet: „Über die EEG-Kommunalabgabe fließen pro Windrad jährlich zwischen 20.000 und 26.000 Euro in den kommunalen Haushalt“, heißt es in einer Mitteilung der AEE.
Ein Prüfauftrag des zuständigen Umweltausschusses widmet sich derzeit der Frage, wie sich die Kommune auch jenseits von Abgaben an Wind- und Solarprojekten beteiligen kann, etwa durch den Aufbau einer eigenen Betreibergesellschaft. Ziel ist, dass mehr von der Energieerzeugung und Wertschöpfung dauerhaft vor Ort verbleibt. Eine dritte Anlage in Bürgerhand ist bereits in Planung.
Verwaltung als Treiberin der Transformation
Parallel hebt die AEE positiv hervor, dass Schwalmtal seine Verwaltung durch eine neue Stabsstelle für Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit stärkt. Diese koordiniert alle relevanten Themen ressortübergreifend: von der kommunalen Wärmeplanung bis zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, mit geplanten 52 neuen Ladepunkten bis Ende 2026. „Ein zentraler Erfolgsfaktor liegt im systemischen Aufbau von Fachwissen innerhalb der Verwaltungsstrukturen, um den komplexen und dynamischen Transformationsprozess effektiv zu begleiten“, sagt Michael Buijzen, Klimamanager der Gemeinde. „Die Verwaltung trägt die Verantwortung, Zusammenhänge zu erkennen und ganzheitlich zu denken.“
Mobilität, Beteiligung und Kommunikation
Um auch die Bürger direkt in die Energiewende einzubinden und umweltfreundliches Verhalten zu fördern, führte die Gemeinde im März diese Jahres die Klima-Taler-App ein. Diese belohnt beispielsweise Fahrradfahren, Mülltrennung und andere CO2-sparende Aktivitäten. Nutzende können ihre gesammelten Taler, wie auch in über 50 weiteren teilnehmenden Kommunen und Regionalverbänden, vor Ort ausgeben und so den lokalen Handel und nachhaltige Projekte in Schwalmtal unterstützen. „Das Modell zeigt, wie niedrigschwellige digitale Instrumente motivieren und Bewusstsein stärken können“, sagt die AEE.
Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE, freut sich über das Engagement der Gemeinde: „Schwalmtal zeigt, wie kommunale Energiewende geht: digital, strategisch und mit echter Beteiligung. Hier wird nicht inszeniert, sondern umgesetzt.“ Bürgermeister Andreas Gisbertz und Klimamanager Michael Buijzen nahmen die Urkunde mit großer Freude entgegen. „Diese Auszeichnung sorgt bundesweit für Aufmerksamkeit und bestätigt unseren Kurs: Mit einer klaren Richtung wollen wir Schwalmtal fit für die Zukunft machen“, so Gisbertz.
Genau dieser Kurs ist es wohl auch, auf den die AEE Wert legt, denn im Fazit ihres Porträts sagt die Agentur: „Schwalmtal ist keine perfekte Energie-Kommune. Aber eine glaubwürdige. Eine, die aus ihren Möglichkeiten das Beste macht und sie Stück für Stück erweitert.“