Gelsenkirchen. Elf Ateliers und zahlreiche Künstlerinnen und Künstler vereint unter einem Dach: Dieses Haus in Gelsenkirchen ist etwas ganz Besonderes.

Fotografie, Modedesign, Streetart, Puppenbau und mehr: Das Atelierhaus an der Bochumer Straße 132 bietet auf insgesamt 300 Quadratmetern jede Menge Raum für Kreativität. Es ist zu einem ganz besonderen Ort in Ückendorf geworden.

Elf Ateliers vereint unter einem Dach in Ückendorf

Das Gründerzeithaus wurde von der Stadterneuerungsgesellschaft (SEG) gekauft, aufwendig saniert und im Sommer 2023 als Ort für Kunst und Kultur eröffnet. In der ersten und zweiten Etage befinden sich nun elf unterschiedlich große Ateliers, in die sich verschiedene Künstler eingemietet haben. Eine Ausstellungsfläche im Erdgeschoss steht den kreativen Mietern für Projekte, Veranstaltungen und Präsentationen zur Verfügung. „Aber auch für Workshops, Seminare oder Lesungen eignet sich der Raum sehr gut“, erklärt Rabea Arndt, die neben ihrem Studium im Bereich Raum- und Objektdesign als studentische Hilfskraft für die SEG arbeitet.

Arbeitet als studentische Hilfskraft im Atelierhaus für die SEG: Rabea Arndt.

Arbeitet als studentische Hilfskraft im Atelierhaus für die SEG: Rabea Arndt.
© FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Viele der Künstlerinnen und Künstler sind von Anfang an dabei, andere erst später eingezogen. Vorrangig sind das Gelsenkirchener, einige davon direkt aus Ückendorf. Aber es sind auch Menschen von außerhalb dabei“, berichtet Arndt. Die monatliche Miete für die etwa zehn bis 15 Quadratmeter großen Räume sowie die Nutzung der Gemeinschaftsküche beinhaltet Strom, Heizung und Internet.

Auf Skate-Fotografie im Stil der 90er Jahre spezialisiert

Im ersten Obergeschoss hat etwa Sabine Bleicher ihre kleine Arbeits- und Showfläche eingerichtet. Die Diplom-Modedesignerin hat sich auf Strickarbeiten spezialisiert. Sie fertigt Prototypen an, die individuell auf die Wünsche ihrer Kundschaft abgestimmt werden. „Zuhause wurde es mir zu klein, weil ich mich gerne ausprobiere“, so die gebürtige Hannoveranerin, die seit 28 Jahren in Ückendorf lebt.

Das Atelierhaus in Ückendorf ist für Philip Mörbitz auch Fotolabor und Dunkelkammer.

Das Atelierhaus in Ückendorf ist für Philip Mörbitz auch Fotolabor und Dunkelkammer.
© FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Philip Mörbitz teilt sich seit einem Dreivierteljahr ein Atelier mit dem Streetart-Künstler Alexander Terboven. In dem kleinen Raum stapeln sich Spraydosen, dazu fungiert er als Dunkelkammer. Mörbitz hat sich auf analoge Skate-Fotografie im Stil der 90er Jahre spezialisiert. „Ich habe schon lange nach einem geeigneten Raum gesucht, um mein Badezimmer nicht mehr für die Fotoentwicklung nutzen zu müssen“, sagt der Bueraner mit einem Lächeln. Der hauptberufliche Chemiker hat seine Entscheidung nicht bereut: „Ich fühle mich hier sehr wohl und auch das Umfeld auf der Bochumer Straße ist toll.“

„Ich sammle quasi alles, was auf der Straße liegt“

Godana Karawanke hat sich in der oberen Etage einquartiert. Die freischaffende Künstlerin lebt seit 2014 in Gelsenkirchen und realisiert vor allem überdimensional große Kunstwerke im öffentlichen Raum. Ihr Atelier nutzt sie hingegen für farbenfrohe Kleinformate, bei denen verschiedenste Kunststile aufeinandertreffen. Materialien wie Blattgold, Sand, Seidelbastpapier oder Asche verleihen den Werken nicht nur eine besondere Optik, sondern auch eine ungewöhnliche Haptik.

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Direkt nebenan stapeln sich im Atelier bei Estar Halfmann altes Spielzeug, Puppen, Kassetten und weitere Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden. „Ich sammle quasi alles, was auf der Straße liegt und fertige daraus Skulpturen“, erklärt sie ihre Arbeitsweise. Kürzlich hat die ausgebildete Keramikerin auch einen Upcycling-Workshop angeleitet.

Perspektivisches Ziel: Kooperationen unter den Künstlern

Sarah Schulze ist als Requisiteurin und Bühnenplastikerin tätig. Neben ihrer Arbeit am Musiktheater in Revier fertigt sie Puppen, Plastiken und spezielle Requisiten als Auftragsarbeiten für Theater, Film und Fernsehen an. Zuletzt baute sie fleischfressende Pflanzenpuppen für den Musical-Klassiker „Der kleine Horrorladen“.

Rabea Arndt vom Atelierhaus sagt: „Derzeit arbeiten die Künstler größtenteils noch für sich, aber zukünftig wäre es schön, wenn auch untereinander Kooperationen entstehen würden.“