Weitsprung-Königin Malaika Mihambo hat beim Diamond-League-Meeting in London einmal mehr ihre mentale Stärke bewiesen und einen späten Sieg eingefahren. Sprint-Superstar Noah Lyles tat sich vor 60.000 begeisterten Zuschauern schwer.
Das kann nur Malaika Mihambo: Im ausverkauften Olympiastadion tat sich die zweimalige Welmeisterin extrem schwer, kämpfte vier Versuche lang mit ihrem Anlauf, ehe sie im entscheidenden fünften mit jeder Menge Druck auf den Schultern wieder einmal ablieferte. 6,93 Meter sprang die Olympiasiegerin von Tokio. Larissa Iapichino (Italien, 6,92) und Hilary Kpatcha (Frankreich, 6,86) konnten nicht mehr kontern.
„Wer an sich zweifelt, kann es nicht schaffen, die Kräfte auf diesen einen Moment zu fokussieren, um so einen Wettkampf noch einmal herumzureißen.“
„Für mich ist der Wettkampf erst vorbei, wenn ich auch wirklich den letzten Versuch gemacht habe“, sagte Mihambo im Sportschau-Interview. „Es war klar, dass es nicht ums Können geht, weil die ungültigen Versuche auch weit waren. Es musste nur ein gültiger her.“
Trotz der Anlauf-Schwierigkeiten kommt Mihambo vor den Weltmeisterschaften in Tokio (13. bis 21. September) immer besser in Schwung, und London brachte den Beweis: Die Nervenstärke der 31-Jährigen sucht weiter ihresgleichen. Gutes Omen? In Tokio hatte sich das deutsche Aushängeschild der Leichtathletik vor vier Jahren zur Olympiasiegerin gekrönt – im letzten Versuch.
Aus London nehme sie mit, „dass ich bis zum letzten Moment an mich glauben kann, dass ich aber auch noch mehr Stabilität brauche“, so Mihambo.
60.000 Zuschauer feiern die Leichtathletik
Die 60.000 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion von London ließen Erinnerungen an die Spiele von 2012 wach werden, als die Leistungen herausragend und die Stimmung außergewöhnlich waren. Der Regen tat der Atmosphäre keinen Abbruch, stellte die Athleten auf der nassen Bahn aber vor Herausforderungen.
Lyles bei 100-Meter-Debüt nur Zweiter
„Mein Weg zur Verteidigung meiner Weltmeistertitel in Tokio führt über London“, hatte Sprint-Superstar Noah Lyles vor seinem Start gesagt, doch dann lief es nicht so rund für den Amerikaner. In 10,00 Sekunden rettete sich der 27-Jährige, der lange mit einer Fußverletzung zu kämpfen hatte, nach einem schwachen Start als Zweiter ins Ziel. Der Sieg ging an Oblique Seville aus Jamaika (9,86).
Lyles lächelte nach dem Rennen, aber nach seinem starken Comeback in Monaco, als der Olympiasieger über 200 Meter (19,88 Sekunden) gewonnen hatte, dürfte der mit dem ersten 100-Meter-Auftritt in der WM-Saison nicht zufrieden sein.
„Ärgerlich!“ – Farken in Sturz verwickelt
Einen bitteren Nachmittag erlebte Mittelstreckler Robert Farken. Der Leipziger war im 1500-Meter-Rennen in einen Sturz verwickelt. Er sei rangekommen und „dementsprechend konnte ich überhaupt nicht reagieren, als dann vor mir dieses Drama losging“, sagte Farken im Sportschau-Interview. Der deutsche Rekordhalter über 1500 Meter meinte, er sei gut unterwegs gewesen, deshalb sei es „ärgerlich“. Farken kam in 4:24,03 Minuten als 14. ins Ziel.
Im Hochsprung der Frauen kam Olympiasiegerin und Weltmeisterin Jaroslawa Mahutschich (Ukraine) mit 1,93 Meter nur auf Rang vier. Die Britin Morgan Lake holte sich den Sieg vor heimischem Publikum. Sie übersprang als Einzige 1,96 Meter. Christin Honsel (1,93) als Dritte und Imke Onnen (1,89) auf Rang fünf lieferten gute Ergebnisse ab.
Alekna mit 70-Meter-Weite – Janssen gut dabei
In einer Weltklasse-Konkurrenz kam Diskuswerfer Henrik Janssen mit 64,39 Metern auf Platz sechs. Der Sieg ging an den litauischen Olympia-Zweiten von Paris, Mykolas Alekna, der fulminante 71,70 Meter warf und damit einen Meeting-Rekord aufstellte, dicht gefolgt vom slowenischen Weltmeister Kristjan Ceh (68,83).
Nicht weniger beeindruckend war die Vorstellung von Julien Alfred (St. Lucia). Die 100-Meter-Olympiasiegerin von Paris lief über 200 Meter in 21,71 Sekunden nationalen Rekord und Weltjahresbestleistung.
Hürden-Ass Bol nicht zu schlagen
Über die 400 Meter Hürden zeigte Femke Bol eine souveräne Vorstellung. In 52,10 Sekunden lief die zweimalige Weltmeisterin aus den Niederlanden, die beim jüngsten Diamond-League-Meeting in Monaco mit 51,95 Sekunden eine Weltjahresbestzeit aufgestellt hatte, zum Sieg. Die 25-Jährige bleibt damit in diesem Jahr ohne Niederlage.