Es war alles angerichtet, doch dann kam es ganz anders. Eine Peinlichkeit, die ihresgleichen suchte, überlagerte in Salzgitter das Fußball-Testspiel zwischen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig und Holstein Kiel (1:4). Erst mit 90-minütiger Verspätung konnte die Partie beginnen. Der Rasen war nach Meinung beider Teams zu hoch und musste noch vor dem Anstoß gemäht werden. Bei hochsommerlichen Temperaturen mussten die rund 2500 Zuschauer lange ausharren, ehe Schiedsrichter Konrad Oldhafer (SC Poppenbüttel) die Partie anpfiff. Immerhin bekamen die Besucher als Entschädigung ein Freigetränk spendiert.
Verletzungsgefahr war zu groß
Holstein-Trainer Marcel Rapp war eine Stunde vor dem eigentlich geplanten Anstoß bedient. „Hier muss nochmal gemäht werden“, stellte er nach einem prüfenden Blick aufs Geläuf unmissverständlich fest. Die Verletzungsgefahr sei zu groß, betonte der Coach. Und mit dieser Ansicht stand er alles andere als alleine da.
„Wenn wir nicht gespielt hätten, wäre das eine Katastrophe gewesen.“
Marcel Rapp
Trainer Holstein Kiel
Im Lager der Braunschweiger war man genau der gleichen Meinung, was sich jedoch nicht bis zum Stadionsprecher herumgesprochen hatte. Der nämlich – und das setzte den Peinlichkeiten in Salzgitter vorzeitig die Krone auf – schob den Kielern den Schwarzen Peter zu. Sie hätten sich geweigert, auf dem Platz zu spielen, sagte er rund eine Viertelstunde vor der geplanten Anstoßzeit durch. Damit servierte er den Besuchern völlig zu Unrecht einen Prügelknaben: Holstein Kiel. Rapp bezeichnete das als „eine Unverschämtheit“.
Auch Olaf Rebbe ist sauer
Die KSV-Spieler wurden später beim Betreten des Platzes ausgebuht und -gepfiffen, eine weitere, offenbar gut gemeinte Durchsage des Stadionsprechers („Auch die Kieler haben heute Lust zu kicken.“) verfehlte ihre Wirkung. Der Holstein-Tross um Geschäftsführer Sport Olaf Rebbe war entsprechend sauer.
Wenn der Platzwart Maß nimmt: In Salzgitter waren Nacharbeiten am und auf dem Platz erforderlich.
Foto: Arne Schmuck
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Gefeiert wurden hingegen die Platzwarte in Salzgitter, die in teilweise gleißender Sonne auf ihren Mähern Vollgas gaben. Zunächst war nur ein Aufsitzmäher im Einsatz, ehe noch ein zweites, deutlich leistungsstärkeres Gerät seinen Dienst verrichtete. Dass eben der bereits nach wenigen Metern auf dem Platz direkt vor der Haupttribüne streikte, passte zur Posse von Niedersachsen.
Ein kleines Lob für die Platzwarte
„Optimal war das nicht“, so beschrieb Rapp später das Geläuf. Ansatzweise gab es ein Lob vom 46-Jährigen für die Platzwarte: „Sie haben versucht, alles daranzusetzen, dass es gut wird. Aber so richtig gut war es nicht.“ Eine Absage der Partie war zu keiner Zeit ein Thema. „Wenn wir nicht gespielt hätten, wäre das eine Katastrophe gewesen“, meinte Rapp, der aufgrund der wenigen hochkarätigen Testspiele in der laufenden Vorbereitung diese Begegnung unbedingt absolvieren wollte. Zwischenzeitlich war sogar darüber nachgedacht worden, ins benachbarte Braunschweig auszuweichen, so sickerte es nach dem Spiel durch. Dazu kam es aber nicht.
Golf und Tour de France hoch im Kurs
Während sich Rapp die Wartezeit bis zum Anpfiff mit Studentenfutter versüßte, vertrieben sich die Spieler ihre Zeit mit Videos. „Golf und Tour de France wurde geguckt. Zu meiner Zeit wurde noch ,Rocky‘ geschaut“, sagte er mit einem Grinsen. Immerhin war ihm einige Zeit nach dem Abpfiff also wieder zum Scherzen zumute.