Helmer Litzke erscheint gut gelaunt und vorbereitet zum Interview. Endlich hat es geklappt! Dabei geht es dem beliebten Moderator gar nicht um sich selbst: “Ich würde mich freuen, wenn rüber kommt, dass Radio viel mit Emotionen zu tun hat. Radio muss nah bei den Menschen sein.”, hebt Litzke hervor. Insbesondere wünscht er sich viele jüngere Leser für diesen Artikel. In einem Restaurant im Domfreihof von Trier steht er unserem Mitarbeiter Hendrik Leuker, der Litzke bereits vor dem Interview kannte, Rede und Antwort.
Helmer Litzke (Bild: ©RTL Radio)
Helmer Litzke: Mit dem Radio groß geworden
RADIOSZENE: Was bist du von deiner Ausbildung her?
Helmer Litzke: Gelernt habe ich nach der Mittleren Reife Maschinenbauzeichner und Grafikdesigner.
RADIOSZENE: Du bist in Ostberlin aufgewachsen. Welche Radiosender hast du dort gehört?
Helmer Litzke: Aufgewachsen bin ich bei Ostberlin, in Strausberg am See. Meine musikalische Heimat waren rias2 und der SFB. Sendungen wie rias2 “Treffpunkt” und „Hey Music“ mit Jürgen Jürgens oder Gregor Rottschalk „mit der besten Musik… in dieser Stadt”. DT64 habe ich damals aber auch gern gehört.
Als DJ in Ostdeutschland
RADIOSZENE: Stimmt es eigentlich, dass Du schon zu DDR-Zeiten zum Rundfunk wolltest?
Helmer Litzke beim Interview (Bild: © Hendrik Leuker)
Helmer Litzke: Ja, war aber schwierig, weil ich kein Hochschul-Studium hatte, musste ich den Umweg als Discjockey gehen. Zum besseren Verständnis: in der DDR durfte nicht jeder als DJ auftreten. Man musste sich regelmäßig vor Publikum präsentieren und beurteilen lassen. Bei mir ging es über die verschiedenen Stufen bis zum Profi DJ. Nach meiner Prüfungsveranstaltung (1987) wurde ich tatsächlich gefragt, ob ich nicht zum Radio will, ich sei geeignet.
Ein verantwortlicher Redakteur vom Jugendradio DT64 ebnete mir dann ein Stück weit den Weg in den Rundfunk. Endlich, dachte ich. Mir wurde allerdings schnell klar, dass ich ohne abgeschlossenes Studium nach wie vor keine Chance hatte, hinterm Mikrofon zu landen. Eigentlich aus Spaß hieß es damals auf meine Frage, wann ich mal Sendung machen könnte: „Du, wir sind hier nicht beim rias. Hier dürfen nur Studierte”. Gut, dachte ich, dann muss ich es eben da versuchen. Ich überlegte mir von da an ernsthaft, wie ich am besten auf die andere Seite komme. Im Sommer 1989 hatte ich es geschafft, über Ungarn.
Endlich beim Radio
RADIOSZENE: Du bist 1989 vor dem Mauerfall über Ungarn in den Westen geflohen. Wie kam es dazu, dass Du 1990 in München bei Charivari 95.5 anfangen konntest? Welche Sendungen hast du dort moderiert?
Helmer Litzke: Ich habe damals in Ebersberg bei München gewohnt und habe tagelang, wochenlang alle dort empfangbaren Sender gehört, um für mich selbst zu checken, wo ich evtl. rein passen könnte. Eines Tages bin ich dann spontan nach München gefahren, habe bei Charivari geklingelt, mich an der Rezeption vorgestellt und gefragt, ob momentan eine Moderatorenstelle vakant wäre.
Die damalige Studioleiterin Inge Seibel hat sich glücklicherweise Zeit für mich genommen, interessiert zugehört, mir dann einen Termin genannt und dann durfte ich eine Test-Sendung aufnehmen. Das war im Frühjahr 1990 und ein paar Wochen später stand ich um Mitternacht im Studio bei Charivari und moderierte das “Nachtcafé”, meine erste Sendung. Das werde ich niemals vergessen. Später hatte ich am frühen Abend und am Vormittag Sendung.
Bei RSA im Allgäu
RADIOSZENE: Dann wechseltest Du zu RSA ins Allgäu. Was war RSA für ein Sender? Von wann bis wann warst Du dort? Welche Sendungen moderiertest Du dort?
Helmer Litzke: Fast drei Jahre war ich in München. Eine sehr schöne Zeit! Eines Tages rief mich ein Radiounternehmer, Anton Blessing, aus dem Allgäu an und erzählte mir von seinen Plänen und Visionen. Er hat mich zu einem Treffen in Kempten eingeladen, wir haben 4 Std. miteinander geredet und das war so inspirierend, dass ich tatsächlich einen Vertrag bei RSA Radio unterschrieben habe. 1993 war das, von da an habe ich fast 10 Jahre “Guten Morgen, Allgäu” moderiert. In diesem Zeitraum haben wir, gemeinsam mit einigen engagierten Kollegen, ein gutes Stück Lokalradio etabliert.
In Bayern war RSA damals einer der erfolgreichsten Sender. Im Nachhinein betrachtet bin ich echt dankbar, die vielen Jahre dort gearbeitet zu haben, in puncto Hörerbindung und -nähe habe ich mir dort das Meiste angeeignet. Chef und Gründer Anton Blessing und Rosie Ellis (Marketing) hatten eine Philosophie von Lokalradio, die mir von Anfang an gefallen hat. Immer ganz nah am Hörer, nicht zum Selbstzweck, sondern mit Mehrwert für die Menschen, die wir natürlich als Hörer gewinnen wollten. Wir durften “Radio aus dem Bauch” machen, genau dieses Gefühl haben wir vermittelt.
(Anm: 2008 verkaufte Blessing Radio RSA an die “Allgäuer Zeitung”. Litzke war von 2003-2007 bei Radio Ostallgäu im Studio Kaufbeuren eingesetzt und musste dann wegen der angestrebten Fusion gegen eingeklagte Abfindung ganz gehen).
“Gottschalk des Allgäus”
RADIOSZENE:Wie bekamst Du den Titel „Gottschalk des Allgäus “?
Helmer Litzke: Das ist kein Titel, das haben manche so wahrgenommen, weil ich in der Moderation oft spontan auf Dinge reagiert habe, die nicht vorhersehbar waren… “der hat immer einen Spruch auf den Lippen”, sagten manche, “der ist ja wie Gottschalk.” Ich würde mich nie mit ihm vergleichen, aber auf dem Podium einiger großer Events hat mir meine Schlagfertigkeit durchaus geholfen, auch vor 27.000 Zuschauern als Moderator bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf und bei drei Weltmeisterschaften (Anm.: im Skisprung).
Sprecher bei der Vierschanzentournee
RADIOSZENE: Wie kamst du zum Sprecherjob bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf?
Helmer Litzke bei der Vierschanzen-Tournee in Oberstdorf (2019)
Helmer Litzke: Wie die Jungfrau zum Kind. 1997 fand ein Skifliegen in Oberstdorf statt, das Wetter war mau, es gab viele Pausen und Tausende Zuschauer mussten oft lange warten, bis mal ein Skispringer die Schanze runterflog. Damals gab es zwar eine Schanzensprecherin, Heidi Kretschmer, eine total nette Frau, aber sie hatte “nur” die Aufgabe anzusagen, wenn gesprungen wird.
Bei einer längeren wetterbedingten Unterbrechung passierte so gut wie nichts. Im Lautsprecher lief Musik von Kassette, allerdings ein und dieselbe. Da haben sich die Verantwortlichen beim SC Oberstdorf, Pe Horle und Kurt Kreißelmeyer, überlegt, dass sie was ändern sollten. Hier könnte doch einer mit und zum Publikum reden, die Leute informieren und unterhalten, sagten sie sich. Da sie mich vom Radio kannten, haben sie mich eines Tages angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei der nächsten Vierschanzentournee im Stadion in Oberstdorf zu moderieren? Ich sagte ‘ok, wir versuchen es mal’, ein Jahr später war ich mittendrin und erlebte sogar meine erste Ski-Flug-Weltmeisterschaft als Stadion Moderator/Field Reporter (1998).
Im Winter 2021 war dann Schluss für mich, es sollte zum letzten Mal sein, aber durch Corona keine Zuschauer, deshalb auch keine Stadion-Moderation. Nach 23 Jahren war’s aber auch gut, es war ‚ne tolle Zeit mit dem SC Oberstdorf!
Wechsel zur Radio Group und zu RTL
RADIOSZENE: 2007 wechseltest du für ein Jahr zu Antenne Kaiserslautern? Was waren dort deine Sendungen?
Helmer Litzke: Anfangs war ich beim Sendestart in Bad Kreuznach dabei (Anm.: Gehört zu The Radio Group). Danach war ich ein halbes Jahr in Kaiserslautern und habe die Frühsendung moderiert, bevor ich auf Empfehlung im November 2008 nach Luxemburg zu RTL ging. Da ging es weiter, mit dem “Mitten in der Nacht-Aufstehen” (um 4 Uhr morgens), denn von 6-10 Uhr lief die Sendung “RTL-Radio Wecker”, später “Guten Morgen, Deutschland”. Bis Juni 2015 lief das vom Kirchberg in Luxemburg, dann kam der Sender-Umzug nach Berlin.
Was sollte ein guter Morgenmoderator können?
RADIOSZENE: Von 2008 bis 2015 warst du der Morgenmoderator bei RTL RADIO? Was sollte ein guter Morgenmoderator mitbringen? Wie hast du Hörernähe geschaffen? Welche Elemente von „Guten Morgen, Deutschland“ sind dir noch gut in Erinnerung?
Helmer Litzke im RTL RADIO-Studio in Kirchberg 2008 (Bild: privat)
Helmer Litzke: Mitbringen? Viel Kaffee, pro Tasse ein Stück Zucker und ein bisschen Milch – rehbraun muss er bei mir sein 🙂 (Anm.: Du hast die Apfeltasche vergessen, Helmer!). Aber im Ernst: viel Lust auf das, was man da macht bzw. machen möchte. Man sollte Menschen mögen, kommunikativ sein und so oft es geht positiv denken. Ob als DJ oder Radiomoderator. Man macht den Job, weil man liebt, was man tut, weil es Spaß macht.Mit Musik auflegen anderen eine Freude zu bereiten ist ja ein Traumjob!
Und…ich mag Menschen, ich mag Hörer – was wäre das Radio ohne sie? Ich höre gern zu, wenn jemand was zu sagen hat und schätze es wert, was man mir alles erzählt. Ich möchte keiner sein, der alles besser weiß, sondern derjenige, der versucht, unterschiedliche Meinungen unter einen Hut zu bekommen (auch musikalisch). Ich möchte Freude bereiten, keinen Stress. Und… bei aller Bescheidenheit: Nähe zum Hörer, emotional gesehen, sehe ich als eine Stärke, für mich war und ist das ein “USP”.
Schon als DJ habe ich die Erfahrung gemacht, jedes nette Wort bringt ein Lächeln zurück. So unterschiedlich Menschen auch sein mögen, alle haben eines gemeinsam: sie spüren, ob man ihnen ehrlich und authentisch entgegenkommt und sie respektiert. Genau das versuche ich bei meiner Arbeit. Nicht umsonst erzählen mir Hörer teilweise privateste Dinge. Ob bei einem Geburtstagsanruf, bei der “Entenjagd” damals oder bei der täglichen Rubrik “Meine erste Single”, an die ich mich sehr gern erinnere. Es ist faszinierend, welch tolle Hörer-Geschichten es rund um Musik gibt, an die sich manch einer erinnert. Ein bestimmter Song, schon läuft im Kopf “ein Film” ab.
Vom Oldiesender zum Hitradio
RADIOSZENE: 2015 wechseltest du zu RTL Deutschlands Hitradio? Hast Du Dich beim Hitradio zwischen Three-Element-Breaks wirklich wohl gefühlt?
Helmer Litzke bei RTL Deutschlands Hit-Radio (2021)
Helmer Litzke: Nein, nicht wirklich. All das, was ich vorhin beschrieben habe, lässt sich da nicht umsetzen. Aber es war das Format, an das auch ich mich zu halten hatte. Das Unternehmen wollte den Oldie-Sender RTL RADIO neu “justieren” und ein Hit-Radio daraus machen. Das war krass. Bis dato liefen Abba, Bee Gees, CCR, Beatles… Queen usw., nur einen Tag später Calvin Harris, Ava Max, Dua Lipa, Lost Frequencies, Robin Schulz, Kygo oder Purple Disco Machine.
Ich mag die Musik, aber über Nacht waren es auf einmal nur noch die besten neuen Hits. Aus Sicht der bisherigen Hörer ein ziemlicher musikalischer Bruch. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu verdauen. Hab’s aber hinbekommen, sieben Jahre durchgehalten und mein Bestes gegeben, bis zum Vertragsende. 2022 hat mich die Regelaltersgrenze erreicht. Auch wenn ich nie ein Freund eines Hit-Radio-Formats geworden bin, in einem Team arbeiten heißt eben auch, sich unterzuordnen.
Das Arbeiten bei RTL in Berlin am Kudamm hat trotzdem Spaß gemacht. Eine korrekte Geschäftsführung, super Arbeitsbedingungen in den Studios, tolle Kollegen im Haus. Die täglichen Begegnungen und Gespräche mit den JAM FM-Kollegen waren innovativ und haben mich jung gehalten. Mein Abschied damals hätte nicht emotionaler und wertschätzender sein können. Dafür bin ich dem Geschäftsführer Marc Haberland auch heute noch sehr dankbar.
Oldies neu entdecken bei Schwarzwaldradio
RADIOSZENE: Seit 2022 bist du, mit einjähriger Unterbrechung, bei Schwarzwaldradio. Du moderierst jede zweite Woche den Nachmittag. Was ist der Inhalt deiner aktuellen Sendung abgesehen von neu zu entdeckenden Oldies?
Helmer Litzke beim Schwarzwaldradio (2025)
Helmer Litzke: Das ist der Inhalt! Wir sind kein Nachrichten- oder Info-Sender. Ganz bewusst hat sich der Sender schon vor Jahren entschieden, den Fokus auf die Musik zu legen. Die 60er, 70er, 80er oder 90er Jahre bieten mehr als das, was manch einer als „chronisch totgenudelt“ bezeichnet. Auch wenn wir natürlich nicht auf die ganz großen Hits verzichten. Es gibt ja Gründe, warum sich Songs so lange halten, oft gewünscht und immer wieder mitgesungen werden, teilweise seit 40 oder 50 Jahren. Ob “Waterloo”, “Wish you were here” oder “Moviestar”. Es sind Klassiker, von mir aus Gassenhauer, die aber auch heutzutage noch immer vielen Menschen Freude bereiten.
Mick Jagger sagte mal: „Ich möchte lieber sterben, als noch mit 45 ,I can get no satisfaction´ zu singen. Er singt es aber immer noch, zuletzt bei der Sixty Europa-Tournee der Rolling Stones, mit fast 80 seinerzeit. Warum wohl?Wir sind ein Unterhaltungssender, wir möchten mit dem, was wir machen, Freude bereiten. Wenn ich eine Sendung habe, gehe ich ins Studio, “knipse die Welt aus” und kümmere mich nur noch um Musik und die Hörer.
Ich versuche so viele wie möglich abzuholen und mitzunehmen, damit man sich für ein paar Stunden vom Alltag ablenkt, der, wie wir wissen, uns ziemlich viel abverlangt. All das, was fast jeden Tag irgendwo passiert, passt in keinen Kopf. Ablenkung hilft und fördert das Wohlbefinden. Auch wenn sich das Hörverhalten verändert hat.
Radio hat sich immer dadurch behauptet, weil es zwischen der Musik auch Wort gibt, eine Ansprache. Wenn beides zur Musik passt, dann ist das eine optimale Voraussetzung dafür, dass Leute dran bleiben. Ich persönlich empfinde das so: Die gespielte Musik und der Moderator verbreiten ja ein bestimmtes Gefühl. Wenn dieses Gefühl glaubhaft und authentisch beim Hörer ankommt, dann hat man schon einiges richtig gemacht. Senden und Empfangen – was du sendest, beeinflusst, wie es empfangen wird. Sendet man eine gute Energie, empfängt die auch einer. Das beziehe ich nicht speziell auf Schwarzwaldradio. Das gilt für alle Sender, unabhängig von der Musikfarbe… radioeins vom rbb zB praktiziert das, für mich zumindest, par excellence.
Und was Musik mit uns macht, das spürt doch jeder für sich selbst am besten: Sie kann Freude und Entspannung bringen, Erinnerungen wecken oder sogar Schmerzen lindern. Durch Musik entstehen Gefühle und manchmal gewinnt man sogar neue Perspektiven. Zu Schwarzwaldradio: Es gibt sie immer noch, die Oldies, echte Raritäten, die man entweder vergessen hat oder die, warum auch immer, “abgetaucht” sind. Wir holen sie wieder zurück, wir entdecken sie neu und das kann vieles bedeuten.
Es gibt Geschichten um ein Lied, die auch nach zig Jahren für viele neu sind. Wir kramen Songs aus, die irgendwann mal für jemanden eine gewisse Bedeutung hatten, dann aber vom “Radar” verschwunden sind. Wenn sie plötzlich wieder auftauchen, weil wir sie spielen, dann kommen die Erinnerungen automatisch mit als Flashback. Das erzeugt meistens Freude.
Helmer Litzke (Bild: ©Schwarzwaldradio)
Zwei Beispiele von vielen: Golden Earring mit “The Song is Over” (1973) oder Split Mirrors mit “Right Time” (1987). Das Feedback danach war immens und bestätigte das, was ich gerade versucht habe, zu erklären. Wir haben zehntausende Songs in unserer Jukebox. (Anm.: Derzeit befinden sich über 30.000 Musiktitel im Archiv von Schwarzwaldradio). Das bietet eine extrem große Musikvielfalt auf der Playlist, die wir nutzen, um Hörern mehr Abwechslung zu bieten, mehr als andere gern mal versprechen.
Dazu muss man wissen, dass einige Situationen einfach so passieren, ungeplant. Ich zB. sende live, bekomme eine Nachricht ins Studio, entweder mit einem Musikwunsch und/oder einer Geschichte dazu. Je nach Situation entscheide ich spontan, wie es weitergeht. Bei fast jedem anderen Sender undenkbar. Man kann das für falsch halten, man muss das Formatlose nicht mögen. Ich liebe und lebe aber das Überraschende, aus der Situation geborene Geschichten.
Wir haben das Glück, noch Radio mit der Hand machen zu dürfen, teilweise handverlesene Musik laufen zu lassen, ob Pop, Disco, Soul & Funk, Blues & Rock oder Country. Jeder meiner Kollegen hat bei uns seine eigene Facette und das macht den echten Unterschied zu den Mitbewerbern. Wir sind nicht besser als andere Sender, nur anders… aber mit musikalischer Kompetenz. Wer ehrliches und authentisches Radio mag, wie in längst vergangenen Zeiten, ist herzlich eingeladen, Schwarzwaldradio zu hören.
Rubriken in der Sendung
RADIOSZENE: Was kommt in deiner Sendung noch vor?
Helmer Litzke: Ich spiele im “Deutschen Eck” zwei deutschsprachige Titel aus, die nicht zu oft im Radio laufen, zB von Udo Jürgens, Reinhard Mey, Silly oder von Udo Lindenberg. Namensgebend ist das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel in Koblenz. In “Weiß ´der Kuckuck!” geht es um die Frage, was zwei Dinge gemeinsam haben. Wer es weiß, bekommt 111 Schwarzwaldtaler, die Währung von Schwarzwaldradio. Gegen 18:40 Uhr läuft die “Maxi-Single zum Feierabend”, das können Album-Versionen oder 80er-Discoversionen sein, oft ca. 10 Min. lang.
Erlebnisse – alle Farben des Lebens
RADIOSZENE: Welche Erlebnisse gab es beim Radiomachen?
Helmer Litzke beim Interview (Bild: © Hendrik Leuker)
Helmer Litzke: Natürlich viele mit der Zeit. Ein sentimentales Erlebnis war der Anruf eines Behinderten aus Luxemburg, der in seinem Rollstuhl zu Hause umgestürzt war und sich in einer hilflosen Lage befand. Er wählte unsere Luxemburger Nummer (Anm.: 00352/1331), die er auf Kurzwahl gespeichert hatte, und erreichte mich in Berlin, wo ich gerade für die Sendung “Helmer bei der Arbeit” bei RTL – Deutschlands Hitradio im Studio stand. Er erzählte mir, wie verzweifelt er sei und dachte, dass er das nicht überlebe.
Ich habe ihn beruhigt und mir beschreiben lassen, wo er sich aufhält, habe Namen und seine Telefonnummer an den Notruf in Berlin weitergegeben und geschildert, in welcher Lage er sich befindet. Die Berliner 112 alarmierte daraufhin die Luxemburger Kollegen und somit traf der Rettungsdienst beim Rollstuhlfahrer in Luxemburg rechtzeitig ein. Dieses Notruf-Gespräch ging tatsächlich teilweise über den Sender, und das in einem Hitradio!
Ein schönes Erlebnis, welches das Leben schreibt, war mal ein Heiratsantrag stellvertretend für einen Hörer über den Äther in “Guten Morgen, Deutschland” auf RTL RADIO. Ich hatte einer Dame zum Geburtstag gratuliert und ihr den Heiratsantrag ihres Freundes übermittelt. Diese hat darauf im Radio “Ja!” gesagt. Das Schöne daran, der Hörer durfte tatsächlich seine Herzensdame heiraten. Sie sind noch immer glücklich verheiratet. Diesen Sommer bin ich bei ihnen eingeladen und ich sehe sie im Urlaub auf der Insel Juist.
Und natürlich mein Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde: 1995 war ich mit einem Kollegen 223 Stunden nonstop on Air. Insgesamt haben wir 2.882 Songs in 223 Stunden aufgelegt, alles Musikwünsche. Das war ein Weltrekord fürs „Guinness Buch der Rekorde“ bei RSA Radio in Kempten.
Fernsehen und Podcasts
RADIOSZENE: Hast du auch Fernsehen gemacht? Was gab es noch außer Radio?
Helmer Litzke: Im Jahr 2016 war ich Kommentator der ProSieben-Völkerball Meisterschaft, ausgetragen in Halle (Westfalen). Zusammen mit Florian Schmidt-Sommerfeld. Dieser wirkte für die jüngeren Zuschauer mit, ich für die älteren. Es hat Spaß gemacht, aber es war ein einmaliger Ausflug ins Fernsehen. Ich lernte damals das TV-Business kennen.
Helmer Litzke im Studio des RTL Radio Center Berlin (Bild: ©Kevin-Schünemann / RTL Radio)
Am Frühstückstisch redete der Programmmanager von Pro Sieben nur noch über die Quote. Man war sehr zufrieden mit dieser und ich sollte beim Frühstück jetzt richtig reinhauen… Außerdem habe ich von 2018-2021 in den RTL Studios in Berlin beim Experten-Podcast “Fragen wir doch…” (Dauer: 30- 60 Min.) zusammen mit Frank Beecken moderiert. Produziert vom Medienbüro Jochen Maass in Kooperation mit RTL RADIO und Spreeradio 105,5 (RADIOSZENE berichtete). Einmal war sogar der jetzige Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu Gast.
Hobbys, Hör- und Sehgewohnheiten
RADIOSZENE:Was sind deine Hobbys? Wie lauten deine Seh- und Hörgewohnheiten?
Helmer Litzke: Mit aktivem Fußballspielen habe ich aufgehört (Anm.: Der junge Helmer brachte es ins DDR-Leistungszentrum im Fußball), ab und zu spiele ich noch Tennis, fahre gern mal mit dem Rad an der Mosel. Mein passives Lieblings-Hobby ist PS 5 Fußballspielen – EAFC25 aktuell in Liga 4. Seh- und Hörgewohnheiten: Im TV sind es ein paar Serien, die ich gern schaue, jeden Tag die Tagesthemen (ARD) und regelmäßig Fußball-Bundesliga / Champions League. Ansonsten höre ich viel Radio, sehr gern Ö3, am liebsten radioeins vom rbb.
RADIOSZENE: Wir danken für Deine aufrichtigen Worte und das Gespräch!
Anm.: Helmer Litzke ist verheiratet und lebt in der Nähe von Trier. Er hat zwei erwachsene Söhne.
Hörtipp
“Guten Tag” mit Helmer Litzke auf Schwarzwaldradio , von 14.30 Uhr-19 Uhr am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag. Am Mittwoch von 10.30 Uhr-14.30 Uhr. Alle 14 Tage (im Wechsel mit Uwe Carsten).
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