Der Abriss der maroden A100-Brücke im Berliner Westen hat mit einem Tag Verzögerung begonnen. „Der Knabberer knabbert jetzt“, sagte der Sprecher der Autobahn GmbH Nordost, Ralph Brodel, am Samstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Um 8.24 Uhr sei es losgegangen. Zunächst trennen Betonzangen – sogenannte Knabberer – eine Rampe von der eigentlichen Brücke ab. Sowohl die Rampe als auch die Brücke werden dann Stück für Stück abgebrochen. 

Am Wochenende hat der Abriss der maroden Ringbahnbrücke begonnen. Bagger zerlegen den Beton, die A100 ist gesperrt.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Michael Taeger

Eigentlich war der Start der Abrissarbeiten bereits für Freitagmittag geplant gewesen, doch es kam zu Verzögerungen. Grund war nach Angaben der Autobahn GmbH, dass das Fallbett unter der Brücke noch komplettiert werden musste.

Es habe logistische Probleme gegeben, sagte der Projektleiter. „Diese zwei Bauwerke in ihrer Statik mussten ganz genau so berechnet werden, dass nicht alles auf einmal zusammenbricht, sondern es so zusammenbricht, wie es zusammenbrechen soll und es auch für alle sicher ist. Und da wir das sicherstellen, brauchten wir noch ein bisschen Zeit und konnten eben jetzt erst anfangen.“ Am Zeitplan ändert die Verzögerung nach Brodels Angaben nichts.

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Zeitgleich mit der Ringbahnbrücke sollte auch der Abriss der ebenfalls maroden, etwas weiter nördlich auf der A100 gelegenen Westendbrücke beginnen. Diese war gemeinsam mit der Ringbahnbrücke vor rund drei Wochen gesperrt worden. Die Arbeiten begannen schließlich gegen 19 Uhr am Samstag. Das teilte ein Sprecher der zuständigen Projektmanagementgesellschaft Deges mit.

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Am Freitag wurde auch der Abriss der Westendbrücke vorbereitet.

© dpa/Michael Ukas

Eigentlich sollte auch dieser Abriss schon einigen Stunden früher beginnen. Doch am Nachmittag mussten noch technische Probleme gelöst werden. Der Abbruch werde am nördlichen Ende der Brücke beginnen und dann schrittweise nach Süden fortgesetzt, teilte die Deges mit. 

Nächste Woche Donnerstag soll die Ringbahnbrücke abgerissen sein. Gearbeitet wird Tag und Nacht. Bis zum 25. April soll dann auch der Schutt beider Brücken zerkleinert und abtransportiert worden sein, damit die darunter verlaufende S-Bahn ab dem 28. April wieder ihren Betrieb aufnehmen kann. Dafür müssen die Arbeiten in rekordverdächtigem Tempo laufen.

Abriss der Ringbahnbrücke sollte schon am Freitag starten

Am Freitag hatte sich der geplante Start der Abrissarbeiten an der Ringbahnbrücke zunächst immer weiter nach hinter verschoben. Gegen 20.40 Uhr sah es am Abend zunächst so aus, als würde sich was an der Baustelle bewegen. Grelles Licht leuchtete auf, Baumaschinen rangierten – doch der Knabberer blieb an seinem Platz. Knapp 1300 Zuschauer verfolgten zu diesem Zeitpunkt im Livestream, wie sich der Abriss der maroden Ringbahnbrücke immer mehr verspätete.

Ursprünglich sollten die ersten Teile der Autobahnbrücke bereits mittags um 12.30 Uhr abgebrochen werden. Beim eigens dafür anberaumten Pressetermin hieß es kurzfristig jedoch: verschoben. Ab 19 Uhr sollten die ersten Betonteile fallen, erklärte die Autobahngesellschaft des Bundes dann am Freitagnachmittag. Am Abend berichtete die „Abendschau“ des RBB von der Baustelle, ab 20.30 Uhr solle es wirklich losgehen. Doch auch daraus wurde nichts.

Als Grund nannte Autobahn-Sprecher Brodel am Freitagnachmittag Sicherheitsüberlegungen. Erst am Freitagvormittag sei von den Ingenieuren der Hinweis gekommen, „dass es noch sicherer wäre, wenn wir noch eine statische Unterstützung machen“.

Kurzfristig wurden daher zusätzliche Stahlstützen unter den Brückenteilen aufgebaut. Sie sollen die sich verändernden Kräfte beim Abriss zusätzlich abfangen und so verhindern, dass Teile des Bauwerks unkontrolliert zu Boden fallen.

Der Knabberer musste warten

Untätig blieb am Freitag daher zunächst auch der Knabberer, erst am Samstagmorgen nahm er seine Arbeit auf. Der Bagger mit einer speziellen hydraulischen Zange ist in der Lage, Betonteile aus der Brücke zu brechen. Die Spezialmaschine löst Stück für Stück Teile aus dem Bauwerk. Wo es damit nicht weitergeht, kommt ein großer Stemmmeißel zum Einsatz.

Die Betonstücke werden in einem vorbereiteten Fallbett aufgefangen. Dort werden die Teile anschließend weiter zerkleinert und abtransportiert. Allein für die Brücke samt Zufahrtsrampe ergibt das 12.400 Tonnen Bauschutt.

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Für das Fallbett wurde schon vorab eine meterhohe Sandschicht unter der Brücke aufgetürmt. Im Bereich der unter dem Bauwerk verlaufenden S-Bahngleise ist sie zu deren Schutz zudem durch Metallplatten, Holzbalken und eine Spezialplane verstärkt.

Abbruchgeräte stehen an der gesperrten Ringbahnbrücke der A100. An der maroden A100-Brücke sollen heute die Abbrucharbeiten beginnen.

© dpa/Sebastian Gollnow

Am Zeitplan des Abrisses ändere sich durch den späteren Einsatz des Knabberers nichts, betonte Brodel schon am Freitag. „Mit einer Verzögerung haben wir es nicht zu tun.“ Andere Arbeiten würden kurzfristig vorgezogen. Das eigentliche Abbruchkonzept bleibe damit zeitlich bestehen.

Drei Bauarbeiter verrichten Schweißarbeiten unter der Ringbrücke A100.

© dpa/Lilli Förter

Schon jetzt ist in direkter Nähe zum Kongresszentrum ICC viel geschehen. Schon für das Fallbett und die Baustraßen mussten laut Autobahngesellschaft 34.000 Tonnen Material aufgeschüttet werden. Das entspricht etwa 1550 Sattelschleppern. Insgesamt sind vor Ort 50 Arbeiter sowie 20 Projektleiter und Ingenieure tätig.

Abgerissen wird zunächst eine Zufahrtsrampe zur Ringbahnbrücke. In drei separaten Abschnitten soll sie abgetragen werden. Erst anschließend beginnt der Abriss der eigentlichen Brücke. Los geht es dort mit dem Mittelteil, der über den S-Bahngleisen liegt.

Abrissarbeiten werden im Livestream übertragen

Die Abrissarbeiten beider Brücken werden online per Livestream übertragen. Die Deges überträgt die Arbeiten an der Westendbrücke auf ihrer Webseite. Die Arbeiten an der Ringbahnbrücke zeigt die Autobahn GmbH auf Youtube.

Wie die Deges mitteilte, hätten Anwohner der Westendbrücke Schreiben erhalten, die über Entschädigungen wegen der lärmintensiven Arbeiten nachts und am Wochenende informieren. Die Regelung entspreche jener für die Anwohner der Ringbahnbrücke.

Während die Abrissarbeiten beginnen, laufen parallel bereits die Planungen für den Neubau der Brücken. Am Freitag startete dazu das Vergabeverfahren für den Ersatzneubau, wie der Technische Geschäftsführer der Deges, Andreas Irngartinger, auf einer Info-Veranstaltung der Berliner Industrie- und Handelskammer sagte.

Brückenabriss im Berliner Westen Zwölf Jahre Planung und noch immer kein Plan Das Autobahndreieck Funkturm zeigt, woran Deutschland scheitert 19-Jährige wuchs an der A100-Brücke auf „Das Grundrauschen der Autobahn gehörte irgendwie dazu“ Marode A110-Brücke Ausschreibung für den Neubau der Ringbahnbrücke beginnt

„Das wesentliche Zuschlagskriterium wird die Minimierung der Bauzeit und der Beeinträchtigung für den S-Bahn-Verkehr sein“, betonte er. Der Zuschlag für ein entsprechendes Neubaukonzept solle möglichst im Sommer erfolgen. Wie lange es dann dauert, bis mit dem Bau begonnen werden kann und wann dieser abgeschlossen sein wird, blieb indes weiter offen.

„Es geht um maximale Geschwindigkeit“, sagte Irngartinger. Für die Bauindustrie sei der Ersatzneubau ein Image-Projekt. Hier könne sie zeigen, welche Innovationskraft und welche Leistungsfähigkeit sie habe. (mit dpa)