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Nach einem tödlichen Vorfall in Italien wurde die Bärin JJ4 jetzt umgesiedelt. Ihr neues Zuhause ist ein Park in Deutschland.

Trient – Am Samstagabend (19. Juli) startete die Reise für die als problematisch eingestufte Bärin JJ4, auch Gaia genannt. Sie verließ das Wildtierzentrum Casteller im italienischen Trentino und erreichte am Sonntag um 6 Uhr morgens Deutschland. Künftig wird sie im „Alternativen Park für Bären und Wölfe“ untergebracht, einer Einrichtung im Schwarzwald, wo bereits ihre Mutter Jurka und ihre Schwester DJ3 leben.

Bärin JJ4 tötete 2023 einen Jogger in Italien – jetzt wird sie umgesiedelt

JJ4s Vergangenheit steht in direktem Zusammenhang mit einem tragischen Ereignis: Der Italiener Andrea Papi starb 5. April 2023, als er in den Wäldern des Val di Sole joggte und von einem Bären attackiert wurde. Sieben Tage nach dem Vorfall ergaben wissenschaftliche Analysen, dass JJ4 für diese Attacke verantwortlich sei. Es war der erste Todesfall durch einen Bärenangriff im Trentino, seitdem 1999 das Wiederansiedlungsprogramm startete, das slowenische Bären in das Gebiet brachte.

Bärin Gaia hatte schon zuvor durch aggressives Verhalten auf sich aufmerksam gemacht. Bereits im Juni 2020 griff sie einen Mann und seinen Sohn am Monte Peller an, was zur Folge hatte, dass man ihr ein Sendehalsband anlegte.

Bärin Isa hat ihr Zuhause bereits im Schwarzwald – mit Gaia kommt jetzt eine Artgenossin hinzu.Bärin Isa hat ihr Zuhause bereits im Schwarzwald – mit Gaia kommt jetzt eine Artgenossin hinzu. © Philipp von Ditfurth/picture alliance/dpa

Nach dem tödlichen Angriff auf Papi verfügte Maurizio Fugatti, Präsident der Provinz Trient, die Tötung von JJ4. Das Verwaltungsgericht stoppte jedoch diese Anordnung, wodurch sich ein langwieriger Rechtsstreit entwickelte. Während Tierschutzorganisationen gegen die Erschießung des Tieres demonstrierten, verlangte die Familie des Verstorbenen nach Gerechtigkeit. Im Gegensatz dazu fiel die Bärin KJ1 im Trentino Schüssen zum Opfer.

„Problembärin“ JJ4 kommt nach Deutschland – Park zahlt eine Million Euro für Gehege

Sämtliche technische und finanzielle Aufwendungen für den Transport übernahm die deutsche Stiftung, welche die Schwarzwald-Einrichtung leitet. Wie La Stampa berichtete, sollte der Transport von Bärin JJ4 eigentlich bereits Monate zuvor stattfinden, musste jedoch wegen ungünstiger Witterungsbedingungen und erforderlicher Vorbereitungsmaßnahmen für die Unterbringung verschoben werden.

In der Schwarzwald-Anlage erhält JJ4 ein individuell für sie konzipiertes Areal. Schon 2024 startete der Bau eines weitläufigen Geheges, welches nach Angaben des Parks gegenüber Il Dolomiti „für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sein wird“. Die Ausgaben für diesen neuen Abschnitt belaufen sich auf etwa eine Million Euro.

Am 18. Juli wurde Bärin Gaia mit einer Rohrfalle gefangen und am Tag darauf begann ihre Reise nach Deutschland.Am 18. Juli wurde Bärin Gaia mit einer Rohrfalle gefangen und am Tag darauf begann ihre Reise nach Deutschland. © picture alliance/dpa/Provinzregierung TrentinoWildtierzentrum im Trentino beheimatet nur noch Bär M49

Nach Gaias Abreise verbleibt im italienischen Wildtierzentrum Casteller lediglich noch ein Bär: M49, der auch unter der Bezeichnung „Papillon“ bekannt ist, da er durch seine spektakulären Fluchtversuche aus der Umzäunung berühmt wurde. Roberto Failoni, zuständiger Landesrat für Forstwesen und Großraubtiere, teilte den italienischen Medien mit: „Heute wird der seit langem geäußerte Wunsch, die Bärin JJ4 nach Deutschland zu verlegen, Wirklichkeit. Das Ziel ist es, das Casteller zu seiner ursprünglichen Funktion zurückzuführen, die verletzten oder in Schwierigkeiten geratenen Tieren gewidmet ist, und nicht der dauerhaften Gefangenschaft problematischer Exemplare.“

Darüber hinaus benachrichtigte Failoni die Angehörigen von Andrea Papi persönlich über die Verlegung des Tieres. Die Familie, welche seit mehr als einem Jahr Aufklärung und Gerechtigkeit verlangt, betrauert nach wie vor den Verlust ihres Sohnes. (moe/asc/dpa)