Schon vor dem Unglück auf der Rheinkirmes diskutierten die Besucher: Könnte die Drohnenshow in Zukunft das Feuerwerk ersetzen? Offiziell war nach der Premiere am ersten Kirmes-Wochenende nur von einer Ergänzung die Rede. Nach dem Unfall mit 19 Verletzten haben aber nicht zuletzt die Schützen als Veranstalter selbst die Pyrotechnik auf den Prüfstand gestellt.

„Der Veranstalter der Rheinkirmes wird prüfen, ob die Tradition des Kirmesfeuerwerks im kommenden Jahr fortgesetzt wird“, sagte Rheinkirmes-Pressesprecher Peter Dietlmaier noch am Abend des Unglücks. Am Tag darauf trat Andreas-Paul Stieber, Chef des ausrichtenden St. Sebastianus Schützenvereins Düsseldorf 1316 vor die Presse und bekräftigte dies. „Wir möchten aber die Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden und andere Beteiligter abwarten und in unsere Entscheidung einfließen lassen“, sagte er.

Beim großen Feuerwerk der Rheinkirmes am späten Freitagabend war ein Feuerwerkskörper in zu niedriger Höhe detoniert. 19 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Unter den Verletzten befinden sich auch drei Kinder, eines davon wurde schwer verletzt.

Als wir uns am Tag nach dem Unglück bei Besuchern auf dem Kirmesplatz umhörten, fanden wir viele Stimmen, die ein Ende des Pyro-Spektakels befürworten. „Lasst es das letzte Feuerwerk gewesen sein“, sagte Besucher Gerhard Kahl. „Ich finde, es braucht kein Feuerwerk. Die Kirmes ist auch ohne ein tolles Fest“, sagte auch Katharina Luttermann. „Wir mögen das Feuerwerk. Aber es ist hier alles sehr voll und nah beieinander, beim Japantag gibt es einfach mehr Platz fürs Feuerwerk“, sagte Sven Minnerup.

Die Frage, wie es mit dem Kirmesfeuerwerk weitergeht, sei noch völlig offen, betonte Oberbürgermeister Stephan Keller. Er erinnert aber auch an das neue Angebot, das die Kirmes seit diesem Jahr hat: die Drohnenshows. Diese hätten sich als „moderne Alternative“ präsentiert. Tatsächlich sind mit den Drohnen Figuren am Himmel möglich, die kein Feuerwerk der Welt hinbekommt. Radschläger in Bewegung, aufploppende Bierflaschen, eine riesige Weltkugel, die sich um ihre eigene Achse dreht. Mit dem Anbieter ist ein Vertrag über zehn Jahre geschlossen worden.

Zumal: Die Diskussion um ein Feuerwerksverbot läuft auch abseits des Unfalls schon seit Jahren, die Rufe nach Alternativen sind laut. Rational betrachtet gibt es viele gute Gründe, auf Feuerwerk zu verzichten. Ärzte, Polizei, Kommunen, Tier- und Umweltschützer plädieren schon seit Jahren dafür, einen solchen Schritt zumindest bei dem privaten Abfackeln von Böllern und Raketen zu gehen. Manche Argumente lassen sich auch auf ein zentrales Feuerwerk übertragen.

Da wäre zum Beispiel die Feinstaubbelastung. Laut Umweltbundesamt werden jährlich mehr als 2000 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht in etwa einem Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaub-Menge in Deutschland. Dazu kommt der Müll, den die Raketen und Batterien produzieren. Und nicht zuletzt gibt es immer wieder Berichte von verängstigten Haustieren und verendeten Wildtieren.

Aber es gibt eben auch jene, die sich für den Erhalt der Tradition aussprechen. „Das einzustellen, wäre Quatsch. Es kann immer was passieren“, meinte zum Beispiel eine Besucherin aus Neuss. Eine Schaustellerin pflichtete ihr bei: „Ich habe schon viele Feuerwerke gesehen, das hier ist das schönste. Und man hört ja nicht auf Autozufahren, nur weil es Unfälle auf der Straße gibt“, sagt sie.