Die Studie zeigt: Mesenchymale Stammzellen (MSC) können eine dysregulierte Immunantwort nach schwerer Coronavirus-Infektion stabilisieren.
Kathy Schrey 20.07.2025 – 12:03 Uhr 5 min
Eine neue Studie der University of California, Davis (UC Davis) beschäftigt sich mit der Behandlung einer schweren Coronavirus-Infektion bei Katzen, der sogenannten felinen infektiösen Peritonitis (FIP).
Diese Krankheit wird durch ein felines Coronavirus ausgelöst und führt zu einer schweren Entzündungsreaktion mit systemischer Immunfehlregulation.
Die Krankheit weist zahlreiche Parallelen zu schweren COVID-19-Verläufen und zur Long-COVID-Symptomatik beim Menschen auf.
Die Ergebnisse der Studie, veröffentlicht im Juli 2025 in STEM CELLS Translational Medicine, untersuchten, wie eine Kombination aus antiviraler Therapie und mesenchymalen Stammzellen (MSC) das Immunsystem bei Katzen unterstützt .
Pathophysiologie der FIP und Parallelen zu Long COVID
FIP beginnt meist mit einer Infektion der Darmschleimhautzellen durch das Coronavirus. Während die meisten Katzen nur milde Symptome zeigen, kann das Virus bei bestimmten Tieren mutieren und Immunzellen infizieren, was zu einer schweren systemischen Entzündung und Organbeteiligung führt.
Diese Entzündungsreaktion ist begleitet von einer Dysfunktion des Immunsystems, insbesondere von einer Erschöpfung wichtiger Immunzellen und einer Überaktivierung anderer Zellen.
Ähnliche immunologische Veränderungen sind auch bei Long COVID beschrieben, was die FIP zu einem relevanten Tiermodell für die Erforschung dieser Erkrankung macht.
Limitierungen der antiviralen Therapie
In der Studie wurde das antivirale Mittel GS-441524 eingesetzt, welches das Virus bei den meisten Katzen erfolgreich eliminiert.
Allerdings zeigte sich, dass bei einigen Tieren trotz Virusbeseitigung eine anhaltende Immunaktivität bestand – insbesondere vergrößerte Lymphknoten als Zeichen eines weiterhin aktiven Immunsystems. Dieses Phänomen erinnert an die chronischen Entzündungsprozesse, die bei Long COVID beobachtet werden.
Die Studie stellte somit fest, dass antivirale Therapie allein nicht ausreicht, um das Immunsystem vollständig zu stabilisieren.
Mesenchymale Stammzellen als Ergänzungstherapie
Um das Immungleichgewicht besser zu regulieren, setzten die Forschenden mesenchymale Stammzellen (MSC) als zusätzliche Therapie ein.
MSC sind adulte Stammzellen, die unter anderem aus Knochenmark oder Fettgewebe gewonnen werden können und für ihre Fähigkeit zur Immunmodulation bekannt sind.
In der Studie erhielten einige Katzen nach der antiviralen Therapie MSCs, während andere ein Placebo bekamen.
Die Behandlung mit MSC führte zu einer signifikanten Verringerung der überaktiven T- und B-Zellen sowie zu einem Anstieg der regulatorischen T-Zellen, die wichtig für die Kontrolle und Dämpfung von Entzündungsreaktionen sind.
Dies deutet darauf hin, dass MSC die Immunantwort harmonisieren und eine chronische Überaktivierung verhindern können.
Förderung der Erholung und Langzeitimmunität
Weiterhin wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass die MSC-Therapie die Erholung erschöpfter Immunzellen unterstützte. Zudem konnten Hinweise auf die Bildung von Gedächtnis-T-Zellen festgestellt werden, welche für die langfristige Immunabwehr von Bedeutung sind.
Die Förderung einer solchen Immunruhe und die Prävention von Rückfällen stellen einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung schwerer Coronavirus-Infektionen dar.
Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie
Die kombinierte Behandlung aus antiviraler Substanz und MSC erwies sich als sicher: Keine der behandelten Katzen zeigte schwerwiegende Nebenwirkungen. Dies unterstreicht das Potenzial der Zelltherapie als ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei viralen Erkrankungen mit anhaltender Immunstimulation.
#Feline infectious peritonitis in #Cats mirrors long-term immune dysfunction seen in some human viral infections. Combined MSC and antiviral therapy shows promise for restoring immune balance. https://t.co/BxYDyCpPji https://t.co/Ay22NqIv2V
— Medical Xpress (@medical_xpress) July 16, 2025
Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen
Die Studie hebt hervor, dass die feline Coronavirus-Infektion ein geeignetes Modell ist, um die Immunmechanismen von schweren Coronavirus-Erkrankungen zu verstehen.
Die positiven Effekte der MSC-Therapie auf die Immunregulation bei Katzen könnten wichtige Hinweise für neue therapeutische Ansätze bei Long COVID beim Menschen liefern.
Quelle
Wanakumjorn, P., Kimura, K., Castillo, D., McLarty, E., Formaker, R., Qiao, R., Farrell, K., Brostoff, T., Ramarapu, R., Pires, J., et al. (2025). Mesenchymal stem/stromal cell therapy improves immune recovery in a feline model of severe coronavirus infection. Stem Cells Translational Medicine, 14(7), szaf025.