Die „Ballade vom Grünen Hügel“ können gerade wieder mal alle fröhlich trällern, die sich Karten für die Bayreuther Festspiele gegönnt haben. Ein leidiges Lied über die Sause in der Wagnerstadt werden aber auch jene Bayreuther seufzen, die das alljährliche Gewese um die Musik des Meisters noch nie nachvollziehen konnten – und die vor allem den Promi-Auftrieb am Eröffnungsabend (25. Juli, Premiere „Die Meistersinger von Nürnberg“) für ungeheuer überflüssig halten.

Aber man muss ja nicht nach Bayreuth reisen. Eine ganz besondere Ballade vom Grünen Hügel ist am 1. August (um 20.15 Uhr) im Fat Cat (Alter Gasteig) zu erleben. An verschiedenen Orten im Foyer im 1. Stock tritt das Publikum eine Zeitreise durch Haidhausen und die Au an. Die Wandel-Oper führt durch fünf Jahrhunderte mit wahren und erfundenen Szenen rund um den Gasteig.

Erstaunlich, wem man in der Inszenierung von Kristina Wuss so alles begegnen kann: Der Jägerbursche Kaspar führt Max fast in den Abgrund. Johann Paulus Hirn verkauft Brillen. Der Architekt Gottfried Semper entwirft ein Festspielhaus. Der junge Komiker Karl Valentin fürchtet sich vor den Grünanlagen. Der Komponist Max Reger heiratet in der Nähe. Die Isarnixe am Deutschen Museum singt ein Mond-Lied. Die Schützenliesl serviert. Dem singenden Fußballer entrollt der Ball. Eine Fee eilt zur alten Buchrückgabe der Bibliothek (Hach, die gute, alte Buchrückgabe!). Ein Grundstein wartet auf sein Konzerthaus (und wartet und wartet …).

Sophie Magdalena Reuter und Genrich Kogan in der "Ballade vom Grünen Hügel".Sophie Magdalena Reuter und Genrich Kogan in der „Ballade vom Grünen Hügel“. (Foto: werkmünchen)

Zu hören sind musikalische Capricci aus den Opern „Der Freischütz“, „Die schweigsame Frau“, „Don Giovanni“, „Die lustigen Weiber von Windsor“, „Don Carlos“, „Mefistofele“, „Rusalka“ und – ganz ohne Wagner geht es auch hier nicht – „Tannhäuser“. Unter der musikalischen Leitung von Henri Bonamy sind an dieser Produktion des Theaterwerks München ungeheuer viele Menschen beteiligt, die es alle verdient haben, dass die Münchnerinnen und Münchner herbeiströmen. Der Eintritt kostet sieben Euro, also in etwa so viel wie in Bayreuth die Festspiel-Bratwurst. Reservierungen unter karten@theater-werkmuenchen.de, Abholung an der Abendkasse, mehr Informationen gibt es unter Telefon: 01787636603.

Vom Haidhausen hinüber nach Bogenhausen: Dort im Akademiestudio des Prinzregententheaters bringen Studentinnen und Studenten der August Everding Theaterakademie „The Judgement of Paris“ auf die Bühne. Ob diese Barockoper je zuvor in München zur Aufführung kam, wissen wohl nur ganz kluge Geister. Jedenfalls haben die Akademisten da ganz schön tief gegraben. Uraufführung des Werks von Thomas Arne (Musik) und William Congreve (Libretto) war 1742 im Drury Lane Theater zu London.

Natürlich geht es um das folgenschwere Urteil, das der Hirte Paris zu treffen hat. Der göttliche Beauty-Contest zwischen Hera, Athene und Aphrodite um seine Gunst wird eine Kette von Ereignissen in Gang setzen, die zum Ausbruch des Trojanischen Krieges führen. Spannend also, was die jungen Künstlerinnen und Künstler in der Inszenierung von Bettina Bruinier aus diesem uralten Stoff machen werden. Premiere ist am Montag, 21. Juli,  19.30 Uhr, im Akademiestudio. Weitere Vorstellungen gibt es am 23. und 24. Juli. Informationen unter www.theaterakademie.de

Und nun noch ein ziemlich alter Eumel des Musiktheaters, einer aus dem Jahr 1957. In der Zeitrechnung der Klassik also eher Neue Musik. Aber es geht hier um ein Musical, das in diese Klassikkolumne, weil bald Ferien sind und es entspannter zugeht also sonst, einfach mal hineingemogelt wird. Leonard Bernsteins West Side Story, zu erleben für das Münchner Publikum quasi auf dem Weg nach Italien, vom 24. Juli bis 10. August open air auf der mittelalterlichen Festung Kufstein. Vanni Viscusi hat inszeniert, die musikalische Leitung liegt bei Oswald Sallaberger. Infos unter www.musicalsommer.tirol