Gelsenkirchen. Der diesjährige Gedenktag für drogengebrauchende Menschen am 21. Juli steht unter dem Motto „Plötzlich tot – ewig in Erinnerung“.

32 Namen werden sie am Montag vorlesen, an diesem 21. Juli, ab 12 Uhr, auf dem Heinrich-König-Platz unweit der St. Augustinus Kirche in Gelsenkirchen. Es sind 32 Schicksale, an die zum internationalen Gedenktag für Drogengebrauchende noch einmal erinnert werden soll. Dabei handelt es sich nicht nur um Menschen, die illegale Drogen konsumiert haben, sondern auch um die, die alkohol- oder medikamentenabhängig waren und an den Folgen ihres Konsums gestorben sind.

Verein „Arzt mobil“ glaubt, dass tatsächliche Zahl der Verstorbenen noch höher ist

Allerdings: Die Zahl der Verstorbenen sei deutlich höher, gibt das Team des in Gelsenkirchen beheimateten Vereins „Arzt mobil“ an. Er organisiert bereits seit Jahren die Veranstaltung zum Drogentotengedenktag, die in diesem Jahr unter dem Titel „Plötzlich tot – ewig in Erinnerung“ steht. „Die Dunkelziffer ist hoch“, weiß Jennifer Ruhnau, Streetworkerin bei „Arzt mobil“. Bei den 32 Menschen handele es sich nur um jene, die sie und ihr Team kannten und bei denen der Tod bestätigt ist.

Eindrücklich beschreibt das „Arzt mobil“-Team weiter: „Bei manchen Klientinnen und Klienten sagen wir häufig: Oh, der sieht aber schlecht aus.“ Und dann würden sie beobachten, „wie dieser Mensch irgendwie Tag für Tag überlebt und seinen Gewohnheiten nachgeht.“ Doch plötzlich werde er ohne Vorwarnung, meist auch ohne Abschied aus dem Leben gerissen. „Und obwohl wir es ahnten und sogar erwartet haben, sind wir schockiert und traurig. Irgendwie ist es dann doch plötzlich, derjenige ist einfach weg, er fehlt“, sagt Karin Schneider von der psychosozialen Beratung des Vereins. Dann überkomme sie die Trauer. Im besten Fall hätten sie in ihrem Team die Möglichkeit, von den Erlebnissen mit dem Menschen zu erzählen und somit die Erinnerung an ihn zu bewahren. „Denn das kann bleiben, die Erinnerung.“

Drogenabhängige Menschen erleben oft eine soziale Einsamkeit

Häufig erleben drogenabhängige Menschen eine soziale Einsamkeit, einige haben das Gefühl der Geborgenheit oder der Zugehörigkeit nie erlebt. Oftmals leben diese Menschen auch eher ausgegrenzt, fühlen sich verlassen und aufgrund ihrer Suchterkrankung oftmals unverstanden und isoliert. „Einfach formuliert: Sie fühlen sich einsam“, erklären die Streetworkerinnen – und manchmal versterben sie auch in dieser Einsamkeit.

Das Team von „Arzt mobil“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen auf der Straße, Menschen mit einer Drogenabhängigkeit niedrigschwellig zu unterstützen und zu begleiten. Zudem ermöglicht der Verein, ebenfalls ganz niedrigschwellig, Zugang zu medizinischer Versorgung für die Betroffenen.

Das Gedenken am 21. Juli um 12 Uhr ist offen für alle, jeder kann daran teilnehmen. Weitere Infos zum Engagement von „Arzt mobil“ gibt es im Netz unter www.arztmobil-gelsenkirchen.de.