Wer derzeit vom U-Bahnhof Marienplatz in Richtung Maximilianstraße gehen will, muss einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Der Aufgang zum Marienhof an der Rückseite des Rathauses ist gesperrt, hier tauscht die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Rolltreppen aus.
Die Münchner und ihre Rolltreppen: Das ist eine ewige Problembeziehung. Denn dass Anlagen ausfallen, lässt sich nicht vermeiden. Die MVG setzt daher auf moderne Technik, die Störungen automatisch erkennt, zusätzlich können Fahrgäste Einschränkungen oder Verschmutzungen per QR-Code direkt an die Werkstatt melden. Wer sich vor einer Fahrt mit der U-Bahn über Störungen informieren möchte, findet auf der Homepage der MVG unter mvg-zoom.de alle aktuellen Meldungen.
Rolltreppen, im Fachjargon „Fahrtreppen“ genannt, gibt es in Deutschland seit 100 Jahren. Die erste soll am 11. Juli 2025 in Köln im Kaufhaus Tietz Fahrt aufgenommen haben. Die erste Rolltreppe Münchens ging wahrscheinlich 1931 im Kaufhaus Uhlfelder im Rosental in Betrieb. Wie viele es heute in München gibt, lässt sich nicht genau sagen. Zahlen gibt es immerhin für den ÖPNV: Die Deutsche Bahn (DB) betreibt im S-Bahn-Bereich 132 sogenannte Höhenfördertechnik-Anlagen, 83 davon sind Rolltreppen, 49 sind Fahrstühle. Die größte Betreiberin von Rolltreppen in München, insgesamt sind es 772, ist die MVG. Dazu kommen noch 178 Aufzüge.
Glaubt man den beiden Verkehrsunternehmen, liegt die Zuverlässigkeitsquote der Aufzüge und Fahrtreppen bei jeweils über 95 Prozent. Und doch sorgen die Anlagen immer wieder für Ärger. Das bekannteste Beispiel dürfte die Anlage der DB am Hauptbahnhof zwischen Sperrengeschoss und Gleishalle sein. Eine der beiden Fahrtreppen war monatelang defekt, weil erst ein Bauteil aus China bestellt werden musste, was gerade bei Menschen mit eingeschränkter Mobilität, aber auch im Stadtrat für Ärger sorgte. Handgefertigte Teile für eine Rolltreppe aus China zu holen, statt die Treppe auszutauschen, halte er nicht für die„ allerbeste Idee“, merkte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im Januar bei einer Anhörung im Stadtrat mit Vertretern von MVG und DB süffisant an. Aktuell erneuert die DB die zweite Rolltreppe zur Gleishalle. Das soll bis Ende Juli dauern.
SZ Good News
:Gute Nachrichten aus München – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Mehr positive Neuigkeiten im Alltag: Die Süddeutsche Zeitung verbreitet jeden Tag auf Whatsapp ausschließlich schöne und heitere Nachrichten aus München und der Region. So können Sie ihn abonnieren.
Doch auch bei der MVG dauert eine Rolltreppensanierung mitunter länger, als sie sich das wünschen würde. Denn gerade bei den ältesten Anlagen muss manchmal das ganze Fundament erneuert werden. In der Regel halten nach Angaben der MVG Rolltreppen etwa 30 bis 50 Jahre. Dieses Alter haben viele Anlagen inzwischen erreicht, weshalb immer irgendwo eine erneuert werden muss. Dafür müssen manchmal sogar ganze U-Bahnhöfe wochenlang gesperrt werden müssen, so geschehen an der Fraunhoferstraße in den Jahren 2010 und 2011. Am Odeonsplatz war vor zwei Jahren der nördliche Bahnsteig der U4/U5 acht Wochen lang dicht.
Die längste Rolltreppe in Bayern befindet sich übrigens am U-Bahnhof Stachus mit 56,7 Metern. Ebenso am Stachus ist auch die kürzeste Rolltreppe der Stadt – mit 9,7 Metern. Die größte Steigung überwindet die Rolltreppe am Marienplatz mit 70 Prozent respektive 35 Grad, und die geringste Steigung legt die lange Rolltreppe am Stachus mit 52 Prozent (27,3 Grad) zurück. In der Regel fahren die Rolltreppen der MVG mit 0,5 Metern pro Sekunde, das entspricht 1,8 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: In der Moskauer Metro bringen es die Rolltreppen auf 0,9 Meter pro Sekunde. In der EU sind maximal 0,75 erlaubt. Auch in München geht es temporär ein bisschen schneller: Während der Wiesn wird die Geschwindigkeit der Rolltreppen am Bahnhof Theresienwiese auf 0,6 Meter pro Sekunde beschleunigt.
Die Anlage dort wurde bereits 2016 nach 30 Betriebsjahren erneuert. Die alte Anlage am Marienhof hat deutlich länger gehalten. Sie stammte noch aus dem Jahr 1971, damals ging die erste Münchner U-Bahn in Betrieb.