Tim Wellens hat nach einem 43-Kilometer-Solo die 15. Etappe der Tour de France nach Carcassonne gewonnen. Florian Lipowitz verteidigte souverän Platz drei in der Gesamtwertung.
Tim Wellens hat die 15. Etappe der Tour de France nach Carcassonne gewonnen. Der Belgier setzte sich 43 Kilometer vor dem Ziel von einer achtköpfigen Ausreißergruppe ab. Florian Lipowitz kam im Feld der Klassementfahrer ins Ziel und verteidigte souverän seinen dritten Platz im Gesamtklassement.
Für Wellens ist es der erste Tageserfolg bei der Frankreich-Rundfahrt. Der 32-Jährige hat damit bei allen drei Grand Tours Etappen gewonnen. Bei Giro und Vuelta gewann Wellens jeweils zwei Etappen. Für das UAE-Team ist es zudem bereits der fünfte Etappensieg bei dieser Tour und der erste, der nicht an Tadej Pogacar geht.
Zweiter wurde Victor Campenaerts, der mit einem Rückstand von 1:28 Minuten das Ziel erreichte. Kurios war dann Sekunden dahinter der Sprint einer größeren Verfolgergruppe. Julian Alaphilippe, der zu Beginn der Etappe gestürzt war, gewann den Sprint und jubelte. Offenbar dachte der Franzose, dass er gewonnen hat.
Nach den Strapazen in den Pyrenäen ging es bei der 15. Etappe über 169 Kilometer von Muret nach Carcassonne. Auf hügeligen Terrain mit drei Bergwertungen mussten die Profis 2400 Höhenmeter bewältigen. Auch wenn die letzten Kilometer nach einer Abfahrt flach waren, ein Sprint-Finale galt als unwahrscheinlich. „Ich glaube nicht, dass ich heute eine Chance habe“, erklärte dann auch der deutsche Sprinter Phil Bauhaus vor dem Start.
Für Florian Lipowitz war es ein ganz besonderer Tag. Er trug erstmals das Weiße Trikot des besten Jungprofis und durfte wie bei der Tour üblich die ersten, neutralen Kilometer an der Spitze des Feldes mit den anderen Trikotträger in Angriff nehmen.
Chaotischer Auftakt – Lipowitz in Sturz verwickelt
Keine 20 Kilometer nach Freigabe des Rennens gab es bei einer Ortdurchfahrt einen Sturz mitten im Hauptfeld, viele Fahrer wurden dadurch aufgehalten. Lipowitz und Jonas Vingegaard waren von den Klassementfahrern betroffen, konnten aber sofort weiterfahren. Lipowitz hatte durch das Chaos zunächst einen Rückstand von einer Minute. Durch den Sturz und Attacken teilte sich das Feld in mehrere Teile. Pogacar versuchte vorne das erste Feld zu beruhigen, damit alle wieder aufschließen können. Erst nach rund 40 Kilometern hatte sich das Chaos gelegt und alle waren wieder im Hauptfeld.
An der Spitze hatte sich indes eine Ausreißergruppe mit 15 Fahrern gebildet. Mathieu van der Poel war mit dabei, er hatte gewiss die Sprintwertung nach 60 Kilometern im Blick. Der Niederländer fuhr hier an der Spitze, ohne dass ihm jemand die 20 Punkte streitig machte. Damit rückt er als Dritter der Sprintwertung näher an Pogacar und Jonathan Milan heran.
In der Bergwertung gab es keine Bewegung, Lenny Martinez im Bergtrikot und seine Konkurrenten im Kampf um das gepunktete Trikot waren vorne nicht vertreten. Es gab auch maximal nur neun Punkte zu holen, die alle an Ausreißer gingen.
Viele Attacken, viele Ausreißergruppen
Nach dem Zwischensprint zeigte sich, dass die Gruppe des Tages noch nicht gefunden war. Es gab immer wieder neue Attacken, die Zahl der Fahrer an der Spitze und in der Verfolgung änderte sich immer wieder. Typisch für eine wellige Etappe. Den schwersten Anstieg des Tages erreichte dann ein Quartett. Tim Wellens, Quinn Simmons, Victor Campenaerts und Michael Storer gingen in den letzten Anstieg des Tages.
Die Streckenplaner hatte die einzige Bergwertung der 2. Kategorie am Pas du Sant bereits an den Beginn des Anstiegs gesetzt. Mit 10,2 Prozent Steigung und 2,9 Kilometer Länge ein unangenehmer Anstieg. Storer attackierte hier, und versuchte sich abzusetzen. Mit 20,1 km/h im Schnitt ging der Australier über die Rampe, aber seine Mitstreiter konnte er nicht abschütteln. Immerhin sammelte er fünf Bergpunkt ein.
Nach der Bergwertung und 43,6 Kilometer vor dem Ziel attackierte Wellens dann aus der Spitzengruppe, die zu diesem Zeitpunkt aus acht Profis bestand. Der Belgier konnte sich absetzen – der Abstand zum Hauptfeld mit dem Gelben Trikot betrug da bereits gut sechs Minuten. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der Sieg an einen Ausreißer geht.
30 Kilometer vor dem Ziel hatte Wellens bereits eine knappe Minute Vorsprung. 3,5 Kilometer vor dem Ziel ware es bereits 1:50 Minuten – und Wellens ballte schon die Faust. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits mehr als einen Kilometer Vorsprung und es war klar, dass die Verfolger nicht mehr herankommen werden.
Auf den Mont Ventoux nach dem Ruhetag
Nach dem Ruhetag geht es am Dienstag weiter mit einem Mythos. Bei der 16. Etappe liegt das Ziel auf dem Mont Ventoux. Auf dem 15,7 Kilometer langen Schlussanstieg müssen die Profis 1910 Höhenmeter überwinden. Zuletzt machte die Tour 2021 am Mont Ventoux Station, damals gab es sogar zwei Passagen über den „Riesen der Provence“ – das Ziel lag aber im Tal. Wout van Aert gewann die Etappe. Diesmal dürfte Pogacar der Favorit auf den Tagessieg sein, der Slowene trägt sich ja gerne an ikonischen Orten in die Siegerliste ein.