Der Anhalter Platz im halleschen Stadtteil Silberhöhe wurde am Samstag zum Treffpunkt für Menschen mit Wurzeln in Mali, Burkina Faso und Niger. Anlass war ein ganz besonderes Jubiläum: das einjährige Bestehen der Confédération des États du Sahel (CES) – ein politischer und wirtschaftlicher Zusammenschluss der drei westafrikanischen Staaten, der 2024 gegründet wurde.

Die Stimmung auf dem Platz war lebendig, offen und herzlich. Familien, junge Leute, Ältere – sie alle kamen zusammen, um gemeinsam zu feiern. Aus den Boxen schallten vertraute Klänge bekannter Künstler aus der Region wie Floby, Dez Altino oder Aly Verhutey. Die Musik, geprägt von traditionellen Rhythmen, modernen Beats und politischen Texten, riss viele Besucher mit. Spontan wurde getanzt und mitgesungen – ein Stück Heimat mitten in Sachsen-Anhalt.

Ein Fest mit Geschmack und Vielfalt

Zum Feiern gehörte natürlich auch das passende Essen. Über offenem Feuer wurden Spezialitäten zubereitet, besonders beliebt war gegrilltes Hühnchen, das nach westafrikanischen Rezepten mariniert wurde. Der würzige Duft zog über den Platz und lockte auch einige neugierige Anwohnerinnen und Anwohner an, die sich über das bunte Treiben freuten.

Trotz der mehrheitlich muslimischen Herkunft der Menschen aus Burkina Faso, Mali und Niger wurde bei der Feier offen mit Bier angestoßen – Freiberger und Hasseröder standen bereit. In der Sahel-Konföderation, so erklärten viele, werde Religion traditionell mit Toleranz gelebt. Anders als in streng islamisch regierten Ländern gebe es dort keine generellen Verbote von Alkohol im öffentlichen Raum. Diese weltoffene und pragmatische Haltung spiegelte sich auch im Fest wider – ein geselliges Beisammensein, bei dem kulturelle Identität und gelebte Integration Hand in Hand gingen.

Hintergrund: Die Sahel-Konföderation – Ein politisches Signal

Die Confédération des États du Sahel wurde im Juli 2024 von den Regierungen Malis, Nigers und Burkina Fasos ins Leben gerufen. Auslöser waren politische Spannungen mit westlichen Staaten, insbesondere mit Frankreich, sowie zunehmende regionale Sicherheitsprobleme, etwa durch islamistische Gruppen im Sahel. Der Zusammenschluss versteht sich als Alternative zur westlich dominierten ECOWAS und als Versuch, regionale Souveränität zu stärken.

Ziele sind die Stärkung gemeinsamer Sicherheits- und Militärstrukturen, wirtschaftliche Kooperation, insbesondere in der Landwirtschaft und Energieversorgung sowie gemeinsame Außenpolitik, besonders gegenüber ehemaligen Kolonialmächten und internationalen Organisationen.

Nicht zuletzt geht es auch um die Identitätsbildung einer „sahelischen Nation“, wie es ein Sprecher der Organisation formulierte – eine neue Form von Solidarität zwischen den drei Staaten, die sich nicht mehr an alten Grenzen, sondern an gemeinsamen Herausforderungen orientieren soll.

Die Diaspora in Halle: Zwischen Tradition und Zukunft

In Halle (Saale) leben mehrere hundert Menschen mit Herkunft aus Westafrika, viele davon aus Mali, Burkina Faso oder Niger. Sie engagieren sich in Vereinen, in interkulturellen Projekten und organisieren regelmäßig Veranstaltungen, um ihre Kultur zu pflegen und den Austausch mit der Stadtgesellschaft zu fördern. Das Fest zum Jahrestag der Konföderation war eines der größten dieser Art in der letzten Zeit – und wurde auch von Vertretern lokaler Initiativen und Stadtteilzentren besucht.

„Wir feiern nicht nur die Gründung einer politischen Union, sondern auch den Geist der Gemeinschaft – hier wie dort“, sagte ein Besucher, der seit über zehn Jahren in Deutschland lebt. „Unsere Hoffnung ist, dass die Konföderation Frieden, Stabilität und Entwicklung bringt – und dass wir als Teil der Diaspora diese Entwicklung positiv begleiten können.“