Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz hat eine kirchenrechtliche Klage gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki eingereicht. Das Gremium fordert von Papst Leo XIV. Schritte gegen Woelki. Die Anzeige liegt dem WDR und dem Kölner Stadt-Anzeiger exklusiv vor. In der Anzeige des bundesweiten Betroffenenbeirats heißt es, man habe jegliches Vertrauen verloren, dass unter Kardinal Woelkis Leitung Missbrauchstaten ohne Rücksicht auf die Täter aufgeklärt werden. 

Aufarbeitung im Erzbistum Köln scheine vor allem dem Selbstschutz des Kardinals zu dienen. „Für uns als Betroffene“, heißt es demnach in der Anzeige, „ist das Verhalten des Kardinals nicht nur unerklärlich. Sein offensichtlicher Mangel an Einsicht in eigenes Fehlverhalten und schwere Versäumnisse ist auch schmerzhaft und retraumatisierend.“ 

Laut Kölner Stadt-Anzeiger wirft der Beirat Woelki „Verstöße gegen päpstliche Spezialnormen zum Umgang von Bischöfen mit Missbrauchsfällen, nachgewiesene Amtspflichtverletzungen sowie weitere schwere Versäumnisse“ vor. Das Erzbistum weist demnach sämtliche Anschuldigungen als haltlos zurück.

Anzeige spricht von „objektiv unwahren“ Angaben Woelkis

Die Anzeige der Betroffenen gegen Woelki bezieht sich auf Regeln des Kirchenrechts, nicht auf staatliches Recht. Sie stützt sich auf Ermittlungsergebnisse der Kölner Staatsanwaltschaft, die dem WDR ebenfalls vorliegen.

Die Staatsanwaltschaft hatte ein Meineidsverfahren gegen Woelki im Mai zwar gegen Zahlung einer Geldsumme eingestellt. Die Staatsanwaltschaft kam aber zu dem Schluss, Woelki habe fahrlässig die Unwahrheit gesagt und gegen Sorgfaltspflichten verstoßen. In der kirchenrechtlichen Anzeige heißt es dazu: „Die Staatsanwaltschaft stellte als juristisch gesichert fest, dass Kardinal Woelki an Eides statt sowie unter Eid mit der religiösen Eidesformel (‚So wahr mir Gott helfe‘) ‚objektiv unwahre‘ Angaben zu seinem Umgang mit mutmaßlichen bzw. erwiesenen Fällen von sexuellem Missbrauch gemacht hat.“ 

Hoffen auf die „Zuständigen in Rom“

Dass der Kardinal sich als unschuldig darstelle und die Kölner Staatsanwaltschaft dem erst widersprechen müsse, sei bestürzend, schrieben die Betroffenen: „Als Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz erstatten wir daher in aller Form Anzeige gegen Rainer Maria Kardinal Woelki und bitten um die Einleitung einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung.“ 

© Lea Dohle

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Zuletzt betonen die Betroffenen noch einmal, dass durch die staatsanwaltlichen Ermittlungen nachgewiesen wurde, „dass der Kölner Erzbischof in unverantwortlicher und zugleich rechtswidriger Weise seinen Amtspflichten nicht nachgekommen ist“. Die Sprecherin des Betroffenenbeirats, Katharina Siepmann, sagte dem
WDR: „Letztendlich hoffen wir, dass die Zuständigen in Rom und auch der
Papst ein solches Verhalten des Kardinals für unzumutbar halten und
intervenieren.“ 

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