„Präsident (Wladimir) Putin hat wiederholt seinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, bezüglich der Ukraine zu einem friedlichen Abschluss zu kommen. Das ist ein langer Prozess, er erfordert Anstrengungen, und er ist nicht einfach“, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Sonntag im TV. „Für uns geht es vor allem darum, unsere Ziele zu erreichen. Unsere Ziele sind klar.“

Selenskyj hatte zuvor neue Gespräche über eine Waffenruhe im Angriffskrieg Russlands vorgeschlagen. Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Rustem Umjerow, habe Moskau ein Treffen in der nächsten Woche vorgeschlagen, teilte Selenskyj in einer in Kiew verbreiteten Videobotschaft mit. Die Ukraine sei zu einem Treffen auf Führungsebene bereit. Ein genaues Datum nannte Selenskyj nicht.

Erstes Gespräch endete nach einer Stunde

Selenskyj sagte weiter, dass auch ein neuer Austausch von Gefangenen vorgesehen sei. Darauf hatten sich die Kriegsparteien bei ihren ersten Verhandlungsrunden geeinigt. Der ukrainische Präsident hatte Umjerow, der zuletzt als Verteidigungsminister die Gespräche führte, aufgefordert, die Verhandlungsdynamik zu erhöhen. Es müsse alles getan werden, um eine Waffenruhe zu erreichen, sagte er.

Lininger (ORF): „Russland hält an Kriegszielen fest“

Nach bisher gescheiterten Verhandlungsversuchen stellt sich die Frage, wie realistisch eine Waffenruhe zwischen der Ukraine und Russland sein kann. ORF-Korrespondent Christian Lininger ordnet die Erfolgsaussichten ein.

Peskow hatte am Freitag Selenskyjs Aufruf zu mehr Dynamik begrüßt. „Das ist ein positives Signal. Und hier sind wir uns absolut einig: Wir sind auch dafür, den Verhandlungsprozess zu beschleunigen“, sagte Peskow. Russland hatte zuletzt immer wieder erklärt, die Gespräche fortsetzen zu wollen. Die letzte Runde endete Anfang Juni nach rund einer Stunde.

Ultimatum von Trump

US-Präsident Donald Trump hatte am Montag einen schärferen Ton gegenüber Russland angeschlagen und ein Ultimatum gestellt: Russland habe 50 Tage Zeit, um einer Waffenruhe zuzustimmen, andernfalls drohten weitere Sanktionen. Zudem versprach Trump der Ukraine neue Militärhilfe. Die Welt sei mittlerweile an die mitunter „harsche“ Rhetorik von Trump gewöhnt, sagte Peskow dazu am Sonntag. Trump habe aber auch stets betont, dass er weiter nach einem Friedensabkommen streben werde.

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Putin von Trumps Ultimatum unbeeindruckt

Russland führt seit mehr als drei Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Für eine Beendigung der Invasion stellt Moskau Maximalforderungen, die Kiew kategorisch ablehnt. Zu den russischen Bedingungen gehören etwa der Verzicht Kiews auf einen NATO-Beitritt und die Anerkennung der von Moskau annektierten Gebiete. Eine von der Ukraine geforderte volle und bedingungslose Waffenruhe ist nicht in Sicht.

Schwere Kämpfe in Ostukraine

Unterdessen lieferten sich die beiden Seiten am Sonntag im Tagesverlauf erneut schwere Kämpfe entlang der Front im Osten der Ukraine. Wie der Generalstab in Kiew auf Facebook mitteilte, wurden von verschiedenen Abschnitten insgesamt 122 russische Angriffe gemeldet, die teils auch von Artillerie und den russischen Luftstreitkräften unterstützt wurden.

Bei den Luftangriffen seien 71 gelenkte Gleitbomben auf ukrainische Stellungen abgeworfen worden. Der Schwerpunkt der russischen Angriffe lag demnach einmal mehr bei Pokrowsk. Dort hätten russische Einheiten 36 Angriffe aus verschiedenen Stoßrichtungen unternommen, erklärte das Militär.

Die Stadt Pokrowsk liegt im Westen der ostukrainischen Region Donezk an einem strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Sie ist seit Monaten schwer umkämpft und inzwischen fast völlig zerstört. Die ukrainischen Verteidiger konnten den Vormarsch der russischen Besatzer auf die Stadt bremsen. Allerdings ist es den russischen Truppen inzwischen gelungen, im Norden und vor allem im Süden der Stadt vorzurücken, sodass der Stadt eine Einkesselung droht.

Behinderungen auf Moskaus Flughäfen

Die Ukraine löste zudem mit Drohnenangriffen auf Moskau erhebliche Verkehrsbehinderungen auf den vier Flughäfen der russischen Hauptstadt aus, wie die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija meldete. Weil Starts und Landungen zeitweise nicht möglich waren, wurden Flüge umgeleitet, darunter nach St. Petersburg.

Im Stadtbezirk Selenograd wurden durch Drohnen zudem zahlreiche Hochhäuser beschädigt. Autos gerieten in Brand, wie auf Bildern zu sehen war, die Anwohner und Anwohnerinnen in sozialen Netzwerken veröffentlichten. Die Behörden in Selenograd bestätigten das, auch viele Scheiben gingen zu Bruch. Selenskyj teilte nach einem Militärtreffen mit, dass die Schläge tief im russischen Hinterland intensiviert werden sollen. Damit will er den Druck erhöhen.