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Rauchverbote sind in Frankreich massiv ausgeweitet worden – auch ein Modell für hierzulande?Rauchverbote sind in Frankreich massiv ausgeweitet worden – auch ein Modell für hierzulande? © Caroline Seidel/dpa

Frankreich hat Rauchverbote massiv ausgeweitet – ein Modell auch für hierzulande? Die Mediengruppe Kreiszeitung hat sich in Bassum umgehört.

Bassum – In Frankreich gilt seit wenigen Tagen ein erweitertes Rauchverbot: An Stränden, in Parks oder an Bushaltestellen muss mit einem Bußgeld gerechnet werden, wenn geraucht wird. Auch das Qualmen im Auto in Gegenwart von Kindern ist verboten. Die französische Regierung erhofft sich von den klaren Regeln auch, den Einstieg in den Tabakkonsum zu erschweren. Doch wie würden solche Maßnahmen in Deutschland ankommen? Sollte es auch in Niedersachsen schärfere Regelungen für Raucher geben? Bei den Parkplatz-Gesprächen in Bassum zeichnete sich zwar kein einheitliches Meinungsbild ab, doch die Mehrheit sprach sich für konsequentere Regelungen aus. Ein oft genannter Kritikpunkt: achtlos weggeworfene Zigarettenstummel, die vielerorts Gehwege und Grünflächen verschmutzen.

Rauchverbote wie in Frankreich: Das sagen die Menschen in Bassum

Für Holger Makowka hätte ein grundsätzliches Rauchverbot im Auto Priorität – unabhängig davon, ob Kinder mitfahren oder nicht. Was den 68-Jährigen besonders stört: Viele werfen ihre Zigarettenstummel einfach aus dem Fenster. „Das muss aufhören“, fordert der Bassumer, gerade in Zeiten großer Trockenheit. Ein Verstoß müsse aus seiner Sicht „ähnlich wie beim fehlenden Gurt“ geahndet werden. Die französischen Anti-Rauch-Regeln hält er zwar für „ein bisschen zu scharf“ – selbst als Nichtraucher empfindet er sie als Eingriff in persönliche Freiheiten. Doch die Haltung der Gesundheitsministerin teilt er: „Wo Kinder sind, hat Tabakrauch nichts verloren.“

Holger Makowka 68 aus BassumHolger Makowka (68) aus Bassum. © Sigi Schritt

Brunhild Marzinzik hält es für dringend nötig, auch in Bassum familienfreundliche rauchfreie Zonen zu schaffen. Die 74-Jährige fordert klare Verbote für Orte wie Bahnhöfe oder Bushaltestellen – und auch am Tierpark Petermoor müsse Rücksicht auf Familien und Umwelt Vorrang haben. Wenn es regnet, werden die Kippen ausgespült, warnt sie. Die Giftstoffe belasten die Umwelt. Außerdem sei Rauchen im Auto und mit Kindern „absolut inakzeptabel“.

Brunhild Marzinzik 74 aus BassumBrunhild Marzinzik (74) aus Bassum © Sigi Schritt

Ein totales Rauchverbot im Auto hält Lisanne Holldorp für schwer kontrollierbar – aber das Rauchen in Gegenwart von Kindern sollte aus ihrer Sicht definitiv verboten sein. Die 19-jährige aus Neubuchhausen, selbst Nichtraucherin, zeigt Verständnis für die verschärften Rauchverbote in Frankreich. Sie findet es wichtig, damit geschützte Bereiche für Nichtraucher entstehen. Auch in Deutschland könnten solche Regelungen besonders an Orten wie Bushaltestellen oder Supermarktparkplätzen sinnvoll sein und Kinder würden durch Passivrauchen geschützt. „Für manche ist das sogar die einzige ‚frische Luft‘, die sie tagsüber bekommen“, merkt die angehende Architekturstudentin an. Die junge Frau befürwortet dabei pragmatische Lösungen. So könnte man ihrer Meinung nach über zeitlich gestaffelte Verbote nachdenken, die etwa abends gelockert würden, wenn weniger Kinder unterwegs sind.

Lisann Holldorb 19 NeubruchhausenLisann Holldorb (19) aus Neubruchhausen © Sigi Schritt

Dass Frankreich durchgreift, das hat Angelika Schultze kürzlich selbst erlebt: „Während meines Urlaubs in der Normandie war der Strand konsequent rauchfrei.“ Für die 65-Jährige ein positives Erlebnis. „Ich finde das gut – so sollte es auch bei uns sein“, sagt sie. Besonders ärgert sie sich über achtlos weggeworfene Kippen. Ihre Forderung: deutlich höhere Strafen und mehr öffentliche Mülleimer mit Kippeneinsatz. Selbst auf Supermarktparkplätzen oder an Straßenrändern seien die Rückstände allgegenwärtig. Dass Rauchen auch in Autos mit Kindern verboten werden sollte, ist für sie eine Selbstverständlichkeit.

Angelika Schultze 65 aus NordwohldeAngelika Schultze (65) aus Nordwohlde © Sigi Schritt

Peter Voß liebt Zigarren – und trotzdem ist für ihn klar: Rücksicht ist Pflicht. „Im Auto, wenn Kinder dabei sind? Niemals“, sagt der 58-jährige Bassumer. Für ihn beginnt Gesundheitsvorsorge bei der Erziehung. Statt zu verbieten, sollte man Kindern und Jugendlichen die Gefahren früh vermitteln. Trotzdem sieht auch er Grenzen: „Wenn am Eisstand neben Kindern gequalmt wird, geht das gar nicht.“ Besonders ärgert ihn der Umgang mit Kippen. „Das ist eine Riesensauerei. Ich verstehe nicht, wie man das mit seinem Gewissen vereinbaren kann.“

Peter Voß BassumPeter Voß (58) aus Bassum © Sigi Schritt

„Kippen gehören in den Müll, nicht in die Natur“, sagt Ariane Borowski. Sie raucht selten – höchstens mal beim Ausgehen. Die zweifache Mutter aus Dimmhausen legt aber Wert auf Achtsamkeit: Das Rauchen in Anwesenheit von Kindern lehnt sie strikt ab. Sie findet es gut, wenn Warnbilder auf Zigarettenpackungen zum Nachdenken anregen. „Meine Kinder finden die Bilder abschreckend – das sorgt für Gesprächsstoff.“

Raphael Sonzin aus Affinghausen war zunächst überrascht, als er von Frankreichs Maßnahmen hörte. Er empfindet sie als Eingriff in die persönliche Freiheit – kann den Schutzgedanken aber nachvollziehen. Der 44-Jährige, selbst Raucher, achtet nach eigenen Angaben auf seine Umgebung. „Ich habe immer einen Metallaschenbecher dabei – sogar im Wald“, sagt er. Die Infrastruktur für Raucher sei schlechter geworden, findet er, etwa durch fehlende Aschenbecher an Haltestellen. Auf Verbote allein setzt er nicht: „Entscheidend ist das Vorbildverhalten – gerade von Eltern.“ Im Auto mit Kindern zu rauchen, kommt für ihn nicht infrage.