Die drei Mitglieder der Wegberger Autorengruppe Siebenschreiber blieben auch bei ihrem jüngsten Auftritt in der Katholischen Öffentlichen Bücherei in Merbeck ihrem Motto „Immer wieder anders!“ treu. Obwohl die Gruppe bereits ihre dritte Lesung präsentierte – und damit nach niederrheinischer Lesart eine Traditionsveranstaltung anbot, kamen die interessierten Zuhörer bei dem Programm „Aus dem Leben gegriffen“ voll auf ihre Kosten. Dafür sorgten Günter Arnolds und Peter C. Schmidt, die einige Texte zum ersten Mal vor Publikum vortrugen, und auch Annemarie Lennartz mit einer Geschichte aus dem Siebenschreiber-Sammelband „Blickwinkel“.
Bis zum Vortag habe er an seiner Geschichte „Leben ist Zeit“ gearbeitet, in der er „persönliche Bemerkungen zur Zeit“ notiert hat, verriet Arnolds. Bei seinem zeitlosen Text über die Zeit und die Erkenntnis, dass die Zeit zu wichtig sei, um Zeit zu verschwenden, verblüffte er mit den vielen Begriffen rund um die Zeit. Für Verblüffung anderer Art sorgte Lennartz mit ihrer „Reise nach Amsterdam“, die für eine junge Frau zu einer mystischen Zeitreise und einer Begegnung mit Rembrandt wurde. Nicht minder verblüffend war der erste Auftritt von Schmidt, der schlichtweg behauptete, er habe seine Texte nicht mitgebracht – aber nach einer längeren Suche fand er sie. So hatte „Die Uhr“ doch noch ihre Premiere: „Die Uhr zeigt nicht, wer du bist, die Uhr zeigt nur, wie spät es ist“, hat Schmidt herausgefunden. Premiere feierte auch „Das gierige Verlangen“ von Arnolds, in dem er das tödliche Ende eines Streits um eine einzelne Kirschtomate amüsant und eindrucksvoll beschreibt. Die Tomate bleibt zermatscht und ungenießbar neben den vier Streithähnen auf der Strecke.
„Wir kommen immer wieder gerne in die Merbecker Bücherei, um ihre Bekanntheit zu fördern und neue Buchfreunde hierhin zu locken“, sagte Schmidt, der dem ehrenamtlichen Büchereiteam für den großen Einsatz dankte. Sie wolle Harmonie und Liebe in die Menschheit tragen, verriet Lennartz, was sie nicht davon abhielt, in den „Ehedrachendamen“ rechnete Lennartz mit den zwischenmenschlichen Misstönen abzurechnen. Bei Arnolds ist der durchgeführte Mord an drei Ehemännern für die lustigen Witwen ein Akt von Notwehr. Anders als seine Mitstreiter, die ihre Geschichten zum Teil nach Venedig oder Amsterdam verorten, bleibt Schmidt mit seinen Texten in Wegberg. „Ich schreibe lokal.“ In diesem Falle geht für eine Frau auf dem Rathausplatz ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Endlich kann sie ihre Sehnsucht stillen und sich fallen lassen in dem real gewordenen Traum: in einen 50 Jahre alten Ford Mustang, der beim Oldtimertreff von einem charmanten Herrn vorgestellt wurde. Traumhaft: Gemeinsam fahren sie in die Stadt der Liebe, nach Paris.