Würden Sie es erkennen, wenn das Buch, das Sie gerade lesen, von Künstlicher Intelligenz geschrieben wurde und nicht von einem Menschen? Diese Frage stellt sich aktuell. Der britische Faber-Verlag scheint jetzt eine Lösung für dieses postmoderne Pro­blem gefunden zu haben: einen Hinweis mit dem Prädikat „Human Written“. Der soll aufs Cover des neuen Romans der britischen Schriftstellerin Sarah Hall.

Dabei ist die Idee nicht neu: Bereits Anfang des Jahres veröffentlichte die amerikanische Schriftstellervereinigung „Authors Guild“ eine Anleitung, wie Schriftsteller ihre KI-freien Bücher verifizieren lassen und damit eine Plakette für menschliches Schreiben erhalten können. Doch sind damit die Probleme, die KI für den Literaturmarkt und die Literaturproduktion bringt, gelöst?

Dass sich „Large Language Models“ zahlreiche Texte einverleiben, um daraus neue „Literaturwunder“ zu komponieren, ist tatsächlich nicht nur ein urheberrechtliches Problem. Wer möchte schon einen von ChatGPT zusammengesetzten Roman lesen?

Sprachmodelle haben keine Familie zu ernähren

Erstaunlicherweise wollen das einige, als sei nicht der Begriff „Künstliche Intelligenz“ schon in sich ein Widerspruch. Besonders Formen der Genreliteratur werden inzwischen schon automatisch geschrieben, und tatsächlich können solche Bücher sogar Bestseller werden, wie sich gezeigt hat.

Deshalb ist Halls sehr menschlicher Einwand, der im britischen Magazin „The Bookseller“ zitiert wird, nicht aus der Luft gegriffen: Auch wenn KI Sprache gut nachahmen könne, hätten Sprachmodelle am Ende „keine Familie zu ernähren“. Hall habe zwanzig Jahre an ihrem neuen Roman geschrieben. Sie scheint nicht davon auszugehen, dass die Leser das von selbst merken werden.

Etwas den englischen und amerikanischen Hinweisen Vergleichbares kennt der deutschsprachige Buchmarkt übrigens noch nicht. Wenn sich ein derartiger Sticker hierzulande durchsetzen sollte, kann man nur hoffen, dass ihm ein leicht löslicher Kleber zum schnellen Abknibbeln verpasst wird. Es ist ja doch ein wenig peinlich – für den Autor und nicht weniger für den Leser –, wenn Dritte den Eindruck gewinnen könnten, man selbst sei auf solche Hinweise angewiesen. Noch peinlicher als im Fall des Bestseller-Etiketts.