Am Institut für Strukturleichtbau (IST) der Technischen Universität Chemnitz steht die weltweit schnellste Heiz-Kühl-Presse von WICKERT im Einsatz. Mit extrem hohen Heiz- und Kühlraten erlaubt die Hydraulikpresse die präzise Verarbeitung von Hochleistungskunststoffen wie PEEK.

Das Team um Prof. Dr. Wolfgang Nendel (zweiter von rechts) nutzt die neue WKP 3000 S, um den Einsatz von Hochleistungskunststoffen, insbesondere von PEEK und dessen Derivaten zu untersuchen. | Foto: WICKERTDas Team um Prof. Dr. Wolfgang Nendel (zweiter von rechts) nutzt die neue WKP 3000 S, um den Einsatz von Hochleistungskunststoffen, insbesondere von PEEK und dessen Derivaten zu untersuchen. | Foto: WICKERT

Die Anlage unterstützt das Forschungsteam bei der Entwicklung seriennaher Fertigungsprozesse für hybride Bauteile aus Kunststoff und Metall. Im Fokus stehen Anwendungen für den Flugzeug- und Automobilbau sowie die Elektromobilität. Die eingesetzte Technologie leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Industrialisierung hochbelastbarer Kunststoffkomponenten.

WICKERT-Technologie für Hochleistungskunststoffe

Die WICKERT WKP 3000 S erreicht Spitzentemperaturen von bis zu 450 Grad Celsius auf einer Fläche von 600 x 600 mm. Die Heizrate beträgt 55 K/min, die Abkühlrate bis zu 100 K/min – bei einer Temperaturabweichung von weniger als 5 Kelvin über die gesamte Fläche. Diese Leistungsdaten ermöglichen es, Hochleistungskunststoffe unter praxisnahen Bedingungen zu verarbeiten.

Mit einer Presskraft von 3.000 kN, die in weniger als einer Sekunde aufgebaut wird, und hoher Planparallelität erlaubt die Anlage eine besonders präzise Formgebung. Die Presse macht umfangreiche Versuchsreihen effizienter: Produktionszyklen werden auf wenige Minuten reduziert, wodurch signifikant mehr Materialproben entstehen.

Forschung für Luftfahrt, Mobilität und Bauindustrie

Die Forschungsarbeiten zielen auf Strukturbauteile für Luft- und Raumfahrt, Automobilindustrie und Elektromobilität. Produktbeispiele sind Wasserstofftanks, Batterieträger und crashrelevante Fahrzeugkomponenten. Auch Anwendungen in der Bauwirtschaft, etwa in Form von Rinnen- und Schachtsystemen, werden untersucht.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung thermoplastischer CFK-Profile für Flugzeugkomponenten. Ziel ist es, Hochleistungskunststoffe effizient in kostengünstigen Großserienprozessen zu verarbeiten. Damit können sie Standardmaterialien wie PP, PE oder technische Kunststoffe ersetzen, wenn diese an ihre Grenzen stoßen.

Über die Wickert Maschinenbau GmbH

Die Wickert Maschinenbau GmbH mit Sitz in Landau/Pfalz ist ein familiengeführtes Unternehmen und spezialisiert auf die Entwicklung vollautomatischer Anlagen mit integrierten hydraulischen Pressen. Diese sind modular aufgebaut, kundenspezifisch parametriert und decken Presskräfte von 20 bis 100.000 kN ab. Einsatzbereiche sind unter anderem die Verarbeitung von Kunststoffen, Composites, Elastomeren und Pulvermaterialien. Wickert-Pressen kommen weltweit in der Industrie, Forschung und E-Mobilität zum Einsatz – etwa für pharmazeutische Stopfen, KFZ-Sicherheitsteile oder Bipolarplatten für Brennstoffzellen.

Geführt wird das Unternehmen von Stephanie Wickert und Stefan Herzinger. Die Fertigung erfolgt ausschließlich in Landau, beliefert werden Kunden in Europa, Amerika und Asien. 2023 erzielten rund 200 Mitarbeitende einen Umsatz von 41 Mio. Euro.