Die Ukraine schlägt schon jetzt Alarm. Laut Einschätzungen ihres Geheimdienstes könnte Nordkorea demnächst bis zu 30.000 weitere Soldaten nach Russland entsenden. Sollten diese auch in der Ukraine eingesetzt werden, würde der Krieg in eine neue Phase eintreten. Erstmals würden nordkoreanische Truppen direkt in der Ukraine kämpfen. Das würde den letzten Schritt der Kim-Diktatur in Richtung einer offiziellen Kriegsbeteiligung markieren.

Die Folgen dieser Entwicklung wären schwer absehbar und für Putin wäre der Einsatz der nordkoreanischen Soldaten nicht ohne Risiko. Unklar ist, wie Südkorea oder die USA reagieren würden. Russlands Ziel bleibt es, das amerikanische Engagement in der Ukraine möglichst gering zu halten.

Doch Moskau steckt in einem Dilemma. Auch die russische Armee hat Probleme bei der Nachführung von Soldaten und Ausrüstung. Zwar kommt sie seit Monaten im Osten der Ukraine langsam vorwärts, doch die Einnahme größerer Städte ist derzeit nicht in Sicht. Um etwa die strategisch-wichtige Stadt Pokrowsk zu erobern, könnte der Kreml auf nordkoreanische Soldaten zurückgreifen, die wahrscheinlich auch dabei als Kanonenfutter dienen würden, meinen Experten.

Aber am Ende geht es für Russland, die Kim-Diktatur und auch für China nicht um das Schicksal der nordkoreanischen Soldaten, sondern um Geopolitik. Kim erkauft sich mit seinen Truppen Russlands Gunst und für Xi Jinping ist die nordkoreanische Beteiligung ein Weg, um sich selbst möglichst wenig in dem Krieg engagieren zu müssen. Auch deswegen ließ China die Kim-Diktatur von der Leine und entzog sich so – ein Stück weit – der Aufmerksamkeit des Westens. Chinas Strategie ist längst kein Geheimnis mehr: keine offene Unterstützung, doch im Hintergrund eine klare Parteinahme für Russland.