„Ich habe das nicht zugelassen“, sagt Klaudia Schönhoff. Das Aus für die christliche Alpha-Buchhandlung in Nürnberg wollte ihre Chefin nicht hinnehmen. Als in diesem Frühjahr die Nürnberger Filiale von der Insolvenz der in Gießen ansässigen Alpha-Buchhandlungskette betroffen sein sollte, schaltete die Buchhändlerin in den Kampfmodus. Nun, knapp drei Monate später, kann sie einen Rettungsplan, ein neues Konzept und einen neuen Namen der Buchhandlung präsentieren. Alpha wird dann „Seitenwechsel – Dienstgemeinschaft Kornmarkt“ heißen.

Schönhoff ist überzeugt, „der stationäre Buchhandel, wie man ihn kennt, ist nicht mehr zu halten“. Gerade weil die christliche Buchhandlung eine Nische bedient, will sie nun mehr Kraft in den Online-Shop investieren. Es lasse sich nicht mehr aufhalten, dass Menschen im Internet einkaufen.

Aber dieser Webshop ist nur ein Baustein des neuen Plans. Der Laden soll nach dem Weihnachtsgeschäft Anfang 2026 umgebaut werden und dann eine erweitere Geschenkabteilung bekommen, in der ausgefallene Artikel stehen, die es auch online nicht so einfach zu kaufen gibt.

Buchladen wird kleiner, mehr Raum für Begegnung

Der Buchladen wird mit dem Umbau kleiner, dafür soll es mehr Raum für „Begegnung und Austausch“ geben, wie Schönhoff erklärt. Zusammen mit dem Gebetshaus Nürnberg werde man Seelsorge und Gespräche anbieten, „denn die Menschen sind auf der Suche nach Ansprache und haben Fragen rund um Jesus Christus“. An den Verkaufsraum schließt bereits heute das Gebetshaus Nürnberg an. Dort finden regelmäßig Gebetszeiten statt. Kundinnen und Kunden können dort eine kleine Auszeit nehmen oder mit anderen Menschen über ihren Glauben sprechen.

Zu den weiteren Ideen für Seitenwechselgehören ein Co-Working-Bereich, den sich Gemeinden mieten können: ein Bereich im Buchladen und in den Schaufenstern, auf dem sich Projekte vorstellen können, deren Initiatoren idealerweise noch ehrenamtlich im Buchladen mitarbeiten. Hier sei eine Zusammenarbeit mit der Evangelischen Allianz in die Wege geleitet. Außerdem soll das Café „Kostbar“ des CVJM Caterer für die Alpha-Buchhandlung werden, damit es auch nebenan Kaffee und etwas zu essen gibt.

Die Buchhändler konnten für neue Einfälle den Kopf freibekommen, weil das kleine Wunder einer großzügigen Unterstützung einer Stammkundin passierte. Die ältere Dame hätte ihr ein zinsloses Darlehen über 25.000 Euro gewährt, ein weiterer Mäzen gab 5.000 Euro, berichtet Schönhoff. Nachdem Anfang April die Nachricht die Runde gemacht hatte, dass der Alpha-Buchhandlung das Aus drohte, hätten viele Menschen getrauert, erzählt sie. Stammkundinnen wie Anja Hartung etwa kamen, weil ihr am Laden gefällt „dass es hier christliche Produkte gibt, und die Atmosphäre ist toll“.

Weitere Alpha-Buchhandlungen: Kein Grund zu schließen

Die Buchhändlerin Schönhoff, die auf keinen Fall rote Zahlen schreiben möchte, ist nun flüssig genug, um sich auf das Geschäft vor Weihnachten vorzubereiten: Sie kann Kalender für 2026 und für die neue Geschenkabteilung ausgefallene Artikel bestellen. Der Laden will weiter Spezialist für Bibeln bleiben, sonst aber nicht mehr so viele Bücher vorrätig haben.

„Zuletzt gingen 70 Prozent der Ware wieder an den Großhändler zurück.“

Auch die Gesellschaftsform soll sich ändern. Schönhoff wird nur bis zum 1. Januar als Inhaberin der Alphabuchhandlung fungieren, erzählt sie. Danach werde sie an einen Trägerverein abgeben, der sich gerade gründet. Bei ihm werden dann sie und eine Teilzeitkraft angestellt sein.

Wie es mit den zwei weiteren Alpha-Buchhandlungen in Bayern in Lauf an der Pegnitz und in Puschendorf weitergeht, ist vor dem Beginn der Sommerferien noch nicht klar. Es würden „Gespräche geführt“, weiß die Chefin des Ladens in Lauf, Susanne Wüst. Auch sie ist „wild entschlossen“, weiterzumachen. „Wir sehen keinen Grund zu schließen, denn hier pulsiert das Leben und wir haben einen Platz in Lauf.“