Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck hat dazu aufgerufen, sich mit der hohen Zahl der Drogentoten in Deutschland nicht abzufinden. Die Zahlen seien „auf einem erschreckend hohen Niveau“, sagte Streeck bei einer Veranstaltung zum „Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende“ auf dem Oranienplatz in Kreuzberg. 

Im vergangenen Jahr waren es laut der offiziellen Statistik bundesweit 2.137 Menschen, etwas weniger als 2023. „Jeden Tag verlieren wir sechs Menschen in Folgen von illegalem Drogenkonsum. Auch heute, vielleicht auch hier in Berlin“, sagte Streeck. „Es schmerzt, dass wir uns an solche Zahlen irgendwie schon fast gewöhnt haben.“

„Neue, immer gefährlichere Drogen“ 2137 Menschen starben im vergangenen Jahr an ihrem Drogenkonsum

Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) sagte, allein in Berlin seien im vergangenen Jahr 294 Menschen am Konsum illegaler Drogen gestorben. „Das ist eine erschreckende Zahl.“ Anders als bundesweit ist der Wert von 230 in 2022 und 271 im Jahr danach auf zuletzt 294 Menschen weiter gestiegen – so viele wie noch nie. 

„Das ist ein ganz trauriger Rekord“, sagte Marc Seidel vom Netzwerk Jes (Junkies, Ehemalige und Substituierte) Berlin. „Jeder einzelne Tote ist ein Ergebnis von Politikversagen.“ Es dürfe keinen Rückschritt in der Drogenpolitik geben und keinen Kuschelkurs mit Populisten. 

Streeck betonte, für die vergangenen zehn Jahre sei von 15.000 Menschen auszugehen, die in Deutschland am Drogenkonsum gestorben sind. „Hinter diesen nackten Zahlen stehen traurige Schicksale“, sagte er. „Und hinter jeder einzelnen Zahl steht eine Familie, ein Vater, eine Mutter, vielleicht ein Bruder, eine Schwester, ein Geliebter, ein Partner, der diesen Menschen verloren hat.“

Bundesdrogenbeauftrager: „Noch nie war der Mischkonsum so hoch“

Beunruhigend findet er aber nicht nur die Daten: „Noch nie wurden bei Verstorbenen so viele unterschiedliche psychoaktive Substanzen gefunden“, sagte er. „Noch nie war der Mischkonsum so hoch.“ Manchmal seien es vier, fünf, sechs unterschiedliche Substanzen, die gleichzeitig eingenommen würden. 

„Die Drogen werden immer stärker, immer unvorhersehbarer und sind immer leichter zu bekommen. Durch Globalisierung, Digitalisierung, KI kommen immer schneller, immer mehr, immer problematischere Stoffe auf den Markt“, so der Bundesdrogenbeauftragte. 

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„Noch nie wurden auch in Deutschland so viele Verstorbene mit synthetischen Opioiden festgestellt oder anderen synthetischen Drogen.“ Und auch die Zahl der Drogentoten unter 30 Jahren sei erschreckend angestiegen. „Junge Menschen konsumieren gefährlicher denn je.“ (dpa)