Der geplante Ausbau der A1 in Hamburg stößt auf Widerstand: Der BUND warnt vor Naturzerstörung, fehlendem Lärmschutz und sieht das Projekt als Rückschritt für die Verkehrswende. Besonders Schutzgebiete entlang der Trasse sehen die Umweltschützer gefährdet.
Die stark frequentierte Autobahn A1 soll zwischen der Anschlussstelle Hamburg-Harburg und dem Autobahndreieck Hamburg-Südost auf acht Spuren ausgebaut werden. Dagegen regt sich seit langem Widerstand. Gerade wird die Gegenwehr wieder heftiger.
In beiden Fahrtrichtungen kann die A 1 auf dieser Strecke derzeit fast durchgängig auf jeweils drei Fahrstreifen befahren werden. Eine Ausnahme bildet jedoch das Autobahndreieck Norderelbe, wo nur zwei Fahrstreifen pro Richtung zur Verfügung stehen – eine zentrale Engstelle im Netz, die beseitigt werden soll. Gleichzeitig wird die A26 Ost an die A1 angebunden.
Zu dem gut acht Kilometer langen Abschnitt gehören unter anderem die Süderelbbrücke und die Norderelbbrücke sowie das Autobahndreieck Norderelbe, ein wichtiger Verkehrsknoten im Südosten Hamburgs. Anlässlich eines Erörterungstermins im laufenden Planfeststellungsverfahren bekräftigte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hamburg seine Ablehnung für das Projekt. Der Ausbau widerspreche den Klimazielen und gefährde wertvolle Naturflächen, so der Verband.
„Angesichts der zunehmend sicht- und fühlbaren Klima- und Naturkrise ist der Neu- und Ausbau von Autobahnen völlig aus der Zeit gefallen“, erklärte Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg. „Statt mit veralteten Infrastrukturvorhaben ,full speed‘ in die Vergangenheit zu rasen, müssen Hamburg und der Bund endlich eine nachhaltige Verkehrsentwicklung organisieren.“ Der BUND fordert, den Verkehr stärker auf die Schiene zu verlagern, in den Bahnverkehr zu investieren und den öffentlichen Nahverkehr auszubauen.
Besonders kritisch sieht der Umweltverband die Auswirkungen auf mehrere Schutzgebiete entlang der geplanten Trasse. Laut BUND drohen erhebliche Eingriffe in sensible Ökosysteme: Torfflächen mit bis zu drei Metern Mächtigkeit seien betroffen, sieben Hektar naturnaher Baum- und Strauchbestände würden vernichtet, die als wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tierarten gelten – und insgesamt 13.400 Quadratmeter Boden neu versiegelt. Zudem sei für angrenzende Naturschutzgebiete wie Heuckenlock, Schweensand und die Neuländer Moorwiesen kein zusätzlicher Lärmschutz vorgesehen – trotz zu erwartender hoher Belastungen. Der BUND verweist zudem auf sinkende Pkw-Zahlen in Hamburg und sieht den geplanten Ausbau als Widerspruch zur angestrebten Verkehrswende.
Die A1 zwischen der Anschlussstelle Hamburg-Harburg und dem Autobahndreieck Hamburg-Südost soll auf acht Spuren erweitert werden. Der rund acht Kilometer lange Abschnitt umfasst die Süder- und Norderelbbrücke sowie das Autobahndreieck Norderelbe – ein zentraler Verkehrsknoten im Südosten Hamburgs. Die Projektgesellschaft Deges rechnet mit einem Planfeststellungsbeschluss bis Ende des Jahres.
Die marode Norderelbbrücke ist bereits jetzt nur eingeschränkt nutzbar. Seit März gilt ein Rechtsfahrgebot für Lkw ab 7,5 Tonnen. Ab Mittwochmorgen soll ein Abbiegeverbot im Autobahndreieck Norderelbe auch für kleinere Lkw über 3,5 Tonnen gelten. Diese müssen dann zunächst in Richtung Bremen über die Süderelbbrücke bis zur Anschlussstelle Harburg fahren, um dort zu wenden.
juve