Stand: 21.07.2025 11:30 Uhr
Dass man auch tagsüber feiern kann, zeigt die Hamburger Musik-Fotografin und DJ Katja Ruge mit ihrer eigenen Partyreihe. Sie sagt: „Musik ist etwas, was uns alle vereint.“
Vielleicht ist es schon eine ganze Weile her, dass man selbst in einem Club bis zum Morgengrauen getanzt hat, weil man Familie mit Kleinkind hat und keine Energie mehr da ist, um auszugehen. Oder aber, es passt zeitlich einfach nicht, weil am nächsten Tag die Pflicht ruft? Katja Ruge kennt dieses Problem. Aufs Feiern will sie trotzdem nicht verzichten.
Tanzen bei Tageslicht
Matsch&Muse-Host Muschda hat Katja Ruge besucht.
„Wenn man nachts eine Veranstaltung macht, dann ist man halt erst mal zwei Tage danach durch. Da hatte ich keinen Bock mehr drauf“, so Katja Ruge. Sie sitzt in einer Event-Location in Hamburg-Altona: sechster Stock, geräumige Dachterrasse und Blick auf den Holstenplatz. Bar, Möbel und Wände strahlen in knalligen Farben – Quietschgelb, Pink, Blau. Sehr instagramable, also der perfekte Ort zum Fotografieren.
So ist Katja Ruge auch dort gelandet. Hier hatte die renommierte Fotografin, die seit Anfang der Neunziger Musikstars wie Björk oder die Beastie Boys ablichtet, ein Shooting. Und stellte dabei fest: „Das ist eigentlich eine total geile kleine Partylocation! Gesagt getan – und schon haben wir eine Partyreihe gestartet.“ Das Konzept: tagsüber, statt nachts zu feiern.
Daytime-Clubbing: Gut in den Alltag integrierbar
„Bei so einer Daytime-Veranstaltung ist alles so ein bisschen offener, hat Festivalcharakter, fühlt sich ein bisschen freier an usw. Hier kann ich bis 22-23 Uhr auflegen und feiern, und am nächsten Tag kann ich noch an die Ostsee fahren“, erklärt Ruge. Tanzen ohne Sorge vor dem nächsten Tag, denn kurz vor Mitternacht liegt man bestenfalls schon im Bett. Das ist nicht nur vorteilhaft für Menschen, die nicht mehr in ihren Zwanzigern sind, sondern auch für solche, die an Schlafstörung leiden, in Schichten arbeiten oder Care-Arbeit leisten.
„Man kann das auch in seinen Alltag einbauen – man geht auf ein Stadtfest oder so und dann kommt man noch mal hier vorbei, tanzt drei, vier Stunden, geht dann vielleicht nach Hause, weil man sich um die Kinder kümmern muss oder weil man noch woanders hingehen will“, so Ruge. Das ließe sich mit vielem schön verbinden.
Ruge: Kennerin und Förderin der Clubkultur
Katja Ruge kennt das Nachtleben sehr gut. Seit vielen Jahren fotografiert sie für den Hamburger Golden Pudel Club, ist hautnah bei legendären Raves dabei, legt selbst auf. Sie beobachtet das Miteinander auf dem Dancefloor, wo sich Menschen ganz unterschiedlichen Alters und Backgrounds näherkommen. Gerade die Gen Z habe während der Corona-Pandemie gar nicht gelernt, richtig auszugehen. Bei Dance-Veranstaltungen filmen die Handys, getanzt wird nicht. Das bedauert die 55-Jährige, die sich aktiv für Clubkultur einsetzt: „Für mich ist Ausgehen auch, sich zur Musik bewegen, sich darin zu verlieren – und auch zu finden.“
Raus gehen, sich von der Musik und den Menschen im Raum tragen lassen – diese Vision lässt sich laut Katja Ruge auch am Tag verwirklichen. Denn Clubben ist nicht einfach nur nächtlicher Rausch und Exzess. Clubkultur schafft Gemeinschaft. „Ich hoffe, das wird noch viel mehr, weil ich auch genau diese Melange an Gästen hinbekommen möchte, dass wir uns mal wieder alle connecten“, so Ruge. Jung, alt – wir könnten alle voneinander lernen. „Musik ist etwas, was uns alle vereint. Tanzen und feiern vereint.“
Beliayeva ist als Malerin und DJ tätig – und eine der Künstlerinnen, deren Werke im Stadion des FC St. Pauli zu sehen sind.
Bundesweit steht die Live- und Clublandschaft unter Druck. Auf diese schwierige Lage macht die Clubwoche Hamburg aufmerksam.
Burkhard Schnieders veranstaltet regelmäßig Partys für Menschen mit Behinderung. Im Interview erzählt er, wie so ein Abend abläuft.