Gianna Nannini rockt Wiesbaden mit unbändiger Energie. Wer sitzenblieb, hat das Konzert des Sommers verpasst – und eine Legende in Bestform.
Es ist kaum zu glauben: Gianna Nannini steht auf der Bühne, 71 Jahre jung, und bittet ihre Fans – nein, sie kommandiert sie charmant – aufzustehen, näherzukommen, mitzufeiern. Dass Stühle das Gelände vor der Konzertmuschel zierten, schien der italienischen Rock-Queen wenig zu gefallen. „Aufstehen! Tanzen!“, gestikuliert sie – und bekommt, was sie verlangt. In Sekunden verwandelt sich das Setting im Kurpark Wiesbaden zu einem Italo-Open-Air-Rockfestival.
Ein Fest der Stimmen – rau, laut, lebendig
Nannini klingt wie eh und je: kratzig, kantig, kraftvoll. Wenn die Stimme doch mal schwächelt, springen Backgroundsängerinnen ein – doch die Rockröhre lässt sich nicht beirren. Sie singt, schreit, erzählt. Von Janis Joplin. Von Sehnsucht. Vom Leben.
Mit Klassikern wie America, Bello e impossibile oder Fotoromanza zieht sie ihr Publikum sofort in den Bann. Neuere Songs wie Fenomenale oder La differenza stehen den Oldies in nichts nach – und zeigen: Diese Frau lebt Musik. Laut. Direkt. Emotional.
Publikum mit Griff zur Kamera
Doch wo Begeisterung tobt, sind auch Schatten zu sehen: Eine moderne Unsitte feiert mit. Handy-Displays schieben sich in die Luft, als ginge es nur darum, den Moment festzuhalten und das Konzert für später zu speichern, statt es jetzt zu erleben. Wer hinten sitzt, sieht nicht zwingend die Bühne – sondern Daumen und Screens.
Ein stiller Triumph
Einige Fans, die keine Karten ergattern konnten, machten es sich auf den Parkbänken jenseits des Weihers gemütlich. Der Klang trägt. Die Stimmung auch. Wer nicht ganz vorn steht, spürt trotzdem den Puls der Nacht – vielleicht mit weniger Bass, aber mit ganz viel Herz.
Und Gianna Nannini hat bewiesen, dass Alter keine Rolle spielt, wenn Leidenschaft auf die Bühne trifft. Sie singt, lebt, fordert – und niemand bleibt unberührt. Wiesbaden feiert eine Frau, die mehr ist als eine Legende: eine Naturgewalt.
Foto – Rolando Villazón ©2025 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt!
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