Zentrales Warenlager beschädigt
Israels Armee stürmt WHO-Einrichtungen im Gazastreifen
22.07.2025, 03:20 Uhr
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Im Zentrum des Gazastreifens eröffnet die israelische Armee eine weitere Front. Lagerhäuser der WHO scheinen der Offensive im Weg zu stehen. Der WHO-Chef warnt vor dem Zusammenbruch des Gesundheitswesens.
Bei ihrem Vorrücken im Gazastreifen hat Israels Armee nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Lagerhäuser und eine Mitarbeiterunterkunft der Organisation gestürmt. „Das Militär drang in die Einrichtungen ein und zwang Frauen und Kinder (der WHO-Mitarbeiter) dazu, zu Fuß inmitten von Kampfhandlungen nach Al-Mawasi zu fliehen“, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X.
Männliche WHO-Mitarbeiter und männliche Angehörige seien bei dem Vorfall in Deir al-Balah im mittleren Gazastreifen in Handschellen gelegt, durchsucht und mit vorgehaltener Waffe verhört worden. Zwei Mitarbeiter und zwei Angehörige seien festgenommen, drei von ihnen wieder freigelassen worden. Einer von ihnen befinde sich weiter in israelischer Haft. Die WHO verlangt seine Freilassung.
In Deir al-Balah befindet sich das zentrale Warenlager der WHO für den Gazastreifen. Dieses sei bereits am Sonntag beschädigt worden – infolge eines Angriffs habe es Explosionen und einen Brand gegeben, schrieb der WHO-Chef. Auch die anderen Lager befänden sich in der von Israel definierten Kampfzone und seien deshalb nicht mehr in Betrieb. „Dies schränkt unsere Fähigkeit ein, in Gaza tätig zu sein, und bringt das Gesundheitswesen in Gaza dem Zusammenbruch näher“, schrieb er. Eine Waffenruhe sei nicht nur notwendig, sondern überfällig, fügte er hinzu.
Israels Armee äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Zuvor hatte sie angekündigt, den Einsatz gegen die Hamas auf das Zentrum des Gazastreifens auszuweiten. Am Montagmorgen rückte das Militär in den Südwesten von Deir al-Balah ein. Laut israelischen Insidern werden dort Geiseln vermutet. Zuvor hatte die Armee Tausende Palästinenser dazu aufgefordert, die betroffenen Stadtteile in Richtung Al-Mawasi zu verlassen. Die Zeltsiedlung an der Mittelmeerküste definiert Israel als „humanitäre Zone“, also sicheren Rückzugsraum für Zivilisten. Allerdings hatte es in der Vergangenheit auch dort schon israelische Angriffe mit vielen Toten gegeben.