Zwischendurch kam sogar Regisseur Martin Scorsese vorbei und brachte eine Portion Mitleid mit auf die Insel Martha‘s Vineyard: Auf dem beschaulichen Eiland lief gerade einiges aus dem Ruder, statt der geplanten rund 70 Drehtage waren es dann 105, das Budget stieg um 1,5 Millionen Dollar: „Wir waren ja keine Seemänner, sondern Filmemacher“, sagte Regisseur Steven Spielberg, aber eines hat er sich nicht nehmen lassen – den größten Teil des Filmes nicht im Wassertank, sondern im Meer zu drehen.
Das war auch einer der Gründe, warum der Hai oder vielmehr die Attrappe zum Problembären wurde: Das Fake-Vieh war ursprünglich für Süßwasser konzipiert, aber jetzt musste es sich durch das Salzwasser beißen und das nagte im physischen Sinne gewaltig an ihm: „Die meiste Zeit war der Hai defekt“, erzählt Spielberg. Das alles sah man dem riesigen Hai im fertigen Film nicht einmal in Ansätzen an, selbst Haiforscher schwärmten von der Nachbildung. Beim Kinopublikum, das sich in Scharen gruselte, brannte sich der weiße Hai als Mordmaschine, die ein beschauliches Städtchen in Angst und Schrecken versetzte, fast unüberschreibbar ein.
50 Jahre wird der Blockbuster heuer alt und die National-Geographic-Doku „Der weiße Hai: Die Geschichte hinter dem Blockbuster“ arbeitet die Rolle des Films für die Filmgeschichte ebenso auf, wie die mit Problemen behafteten Dreharbeiten. Tatsächlich sind es die vielen Originalbilder und Aufnahmen, die die Doku auszeichnen: Wenn etwa die Hydraulik spinnt und der Hai mit dem Schwanz verkehrt aus dem Meer katapultiert wird, dann mindert das den Grusel vergangener Tage.
Ein wilder Ritt, bis der Film fertig war: Steven Spielberg und die Hai-Attrappe
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Eine ganze Riege von Starregisseuren – von Steven Soderbergh über Jordan Peele bis hin zu J.J. Abrams – darf vom Film und Spielberg schwärmen. Das ist gar nicht mal peinlich, sondern vielfach auch eine Analyse, was das Handwerk von Spielberg ausmacht. Letzterer erzählt ohne Herumtruckserei, wie sehr ihn der Dreh und die Verzögerungen unter Druck gesetzt haben – und wie all das viele Jahre nachgewirkt hat: Den letzten Drehtag beendete er mit einer gewaltigen Panikattacke, viele Jahre träumte er von Dreharbeiten, die nicht und nicht fertig wurden.
Alle raus aus dem Wasser! Massenszene für „Jaws“
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Wenig Raum, weil fast pflichtschuldig, nimmt jener Teil ein, der untrennbar mit dem Film verbunden ist: Der Hai wurde zum Freiwild, zur Trophäe, zum Angstgegner. Die Bestände gingen weltweit rasant zurück. Das könnte wohl nur noch Disney mit einem Animationsfilm über putzige Haie ausbügeln. Es wäre längst an der Zeit.
„Der weiße Hai: Die Geschichte hinter dem Blockbuster“ auf Disney+.
Drei gegen den Hai: Robert Shaw, Roy Scheider und Richard Dreyfuss beim Dreh
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Das legendäre Filmplakat zu „Der weiße Hai“
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