Noch vor Kurzem war eine China-Reise ein bürokratischer Kraftakt – jetzt reicht plötzlich der Reisepass. Während sich die Trump-USA abschotten, startet Peking eine Charme-Offensive.

Die Ankündigung von Chinas Führung, für das Kalenderjahr 2025 die Visumpflicht für Reisende aus Deutschland aufzuheben, war eine echte Überraschung für mich. Bislang musste man sich entweder einem aufwändigen Verfahren aussetzen oder aber mit einem Transitvisum ins Land reisen, das einem nur einen Aufenthalt von maximal sechs Tagen, einen Zwischenstopp, ermöglichte. 

Mit dem Zug durch ein offenes China: Neue Freiheiten, alte Kulturen

Man konnte innerhalb dieser kurzen Zeit nicht, sagen wir, von Peking nach Shanghai mit dem Zug fahren. Das war verboten. Nun aber darf man 30 Tage durch das Land reisen und das Einzige, was man dafür braucht, ist ein gültiger Reisepass!

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Meine Reise startete in der Millionenstadt Chongqing, vermeintlich die größte Stadt der Welt, führte nach Xi’an, in die alte Kaiserstadt, wo die Armee aus Terrakotta-Kriegern zu bestaunen ist, weiter nach Zhangjiaje, jene mystisch anmutende Berglandschaft, die durch den Film “Avatar” bekannt geworden ist. Der Trip endete in der Stadt Wuhan, im Zentrum der Volksrepublik, wo im Dezember 2019 die Corona-Pandemie ausgebrochen war. 

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Die Grenzer waren ausgesprochen freundlich, die Ein- und Ausreise eine angenehme Erfahrung. Die Menschen in China lächelten einen an, vor allem die Kinder hatten große Freude, ihr Schulenglisch an mir zu versuchen. 

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Montag, 21.07.2025 | 16:06Soft Power statt Abschiebeknast: China im Vergleich zu Trumps USA

Es kam mir nicht so vor, als würde China nun von Touristen aus der westlichen Welt überrannt (neben Deutschland gilt die neue Regel auch für alle anderen westeuropäischen Länder sowie ausgewählte Länder Lateinamerikas und Asiens), was die Menschen im Land langsam an die Gäste aus dem Ausland gewöhnen wird. Ob die Visafreiheit im kommenden Jahr weiter gültig bleibt oder ob es bei dem Pilotjahr bleiben wird, ist im Moment noch nicht bekannt.

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Obwohl ich ein gültiges Visum und gültige Papiere hatte, musste ich seit dem Amtsantritt Donald Trumps bei jeder Einreise fürchten, nicht einreisen zu dürfen, abgeschoben zu werden und/oder im Knast zu landen. Immerhin war ich ja drei Jahre an der bei Trump in Ungnade gefallenen Harvard-Universität und weitere drei Jahre an der New York University, an der ich Demokratie-Theorie unterrichte. 

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Mit Kritik an China habe ich, wie mit Kritik an Amerika, Deutschland, Israel oder anderen Ländern, in meinem Beruf nie gespart. In die Volksrepublik durfte ich ohne Probleme einreisen. In die USA kommt man hingegen nicht mehr rein, wenn Grenzer auf deinem Handy ein Meme finden, das Trump oder seine Vize JD Vance durch den Kakao zieht. Meinungs- und Redefreiheit in den USA? Tot!

ANZEIGEMehr Kameras, weniger Kontrolle? Chinas Alltag überrascht

Klar ist natürlich, dass man, wenn man ein Land wie China als Gast besucht, sensibel sein und die Regeln, die dort gelten, einhalten muss. Es ist nicht so, dass ich mich mit den Menschen, die mir begegnet sind, über Politik unterhalten hätte. Es hat mir umgekehrt auch niemand seine politische Meinung aufgedrängt.

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Meine Beobachtung war, dass die Chinesen schuften. Die Leute sind umtriebig, da die Wirtschaft sich erst langsam von den Nachwehen der Pandemie zu erholen beginnt. Die Jugend hat es schwer, sich am Arbeitsmarkt zu etablieren. 

Im Alltag jedenfalls ist mir kein überbordender Staat entgegengetreten, ich habe mich auf meinem Trip auch nicht beobachtet gefühlt. Kameras gibt es überall, allerdings ist das in Seoul und London genauso. 

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Trumps Dienst an China: Wie sich das Machtzentrum verschiebt

Die vielen Kameras haben zumindest an einer Stelle etwas Gutes: Auf der Autobahn wird keine punktuelle Geschwindigkeitsüberschreitung gemessen und geahndet, sondern der Mittelwert aus deiner Fahrgeschwindigkeit über eine bestimmte Strecke ermittelt. Dieser darf dann im Schnitt nicht über der Höchstgeschwindigkeit liegen. Das hätte ich gerne auch in Deutschland! 

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Reisen in die USA sind in diesem Jahr rückläufig. Trump tut auch alles dafür, die Vereinigten Staaten als Ziel für Studierende und Immigranten unattraktiv zu machen. Die Volksrepublik wird dadurch nicht automatisch zum Gelobten Land, schließlich gehen die Machthaber rigoros gegen Kritiker vor, die Einhaltung von Menschenrechten wird immer wieder von westlichen Staaten angemahnt.  Die kommunistische Führung stellt aber hier schon klug die Weichen für eine Zeit nach dem Autokraten Xi Jinping, in der China sich vielleicht wieder für die Welt öffnen und die wüstesten autokratischen Auswüchse der vergangenen Dekade wieder begradigen wird. 

Was von Amerika nach Trump noch übrig sein wird? Experten sind sich einig, dass der Präsident seinem Land gerade bleibenden Schaden zufügt. Amerika wird also wahrscheinlich ärmer und daher weniger attraktiv für Talente aus aller Welt sein. China bereitet sich darauf vor, das neue Amerika zu werden. Trump erweist dem Reich der Mitte einen großen Dienst.