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Joana Werner (l.) und ihre Chefin Stefanie Eberhart von der Bibliothek der Offizierschule der Luftwaffe sichten Bücher, Magazine, DVDs und CDs für den bevorstehenden Umzug nach Roth.Joana Werner und ihre Chefin Stefanie Eberhart (r.) von der Bibliothek der Offizierschule der Luftwaffe sichten Bücher, Magazine, DVDs und CDs. © Bundeswehr/Nathalie Moßhammer

In der Offizierschule der Luftwaffe wird alles für den Neustart in Roth eingepackt. Zu dem logistisch Aufwändigsten gehört der Umzug der Bibliothek.

Fürstenfeldbruck – Das Titelblatt der „Geschichte der Deutschen Freiheitskriege“ aus dem Jahr 1864 ist reichlich vergilbt und trägt schon einige Bibliotheks-Stempel: Erstmalig katalogisiert in zwei Militärbibliotheken in Hannover lag es rund 20 Jahre in „Neubiberg-München“ bevor es nach Bruck kam. Nach 48 Jahren in Fursty ist es nun wieder Zeit für einen Umzug. Zusammen mit über 45 000 anderen Medien wie Bücher, Zeitschriften, CDs und DVDs zieht die Bibliothek mit der Offizierschule der Luftwaffe ins mittelfränkische Roth.

Cover mit vielen Bibliotheksstempeln eines Buchs in der Offiziersschulbibliothek am Fliegerhorst FürstenfeldbruckSchon oft umgezogen: Zu den vielen Stempeln kommt in Kürze ein weiterer hinzu. © Bundeswehr/Nathalie Moßhammer

Mit den Büchern zieht auch die Leiterin, Bibliotheksamtfrau Stefanie Eberhart (31), und ihre Stellvertreterin, Bibliotheksoberinspektorin Joana Werner, um. „Glücklicherweise müssen wir die Bücher nicht selbst in Umzugskisten packen – das macht ein Spezialunternehmen, das die Bücher nach einem genauen Regalbelegungsplan in der neuen Offizierschule auch wieder einräumt“, berichtet Eberhart. Bis zum Umzug Anfang September steht noch eine Bestandsprüfung an, bei der veraltete Auflagen, Mehrfachexemplare und verschlissene Bücher ausgesondert werden. Bevor ein Buch auf dem „Zu-verschenken-Tisch“ landet, wird es den anderen 60 Bundeswehr-Bibliotheken angeboten.

Giftschrank für NS-Literatur

„Bücher, die vor 1945 erschienen sind, müssen auf mögliches, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Bibliotheksgut hin überprüft werden“, erklärt Eberhart. „Das machen nicht wir, sondern ein eigenes Fachgebiet des Fachinformationszentrums der Bundeswehr.“ Stichwort NS: Zu den sensiblen Umzugsgütern gehört der Giftschrank – ein dunkelgrüner Bundeswehr-Spind, der mit einem Schlüssel versperrt ist und nur im Beisein einer Bibliothekarin geöffnet werden darf. Darin findet sich, mit einem roten Aufkleber auf dem Buchrücken, allerlei NS-Literatur. Und neuere Bücher, deren Autoren oder Verlage mittlerweile als problematisch gelten. „Offizierschüler dürfen diese nur einsehen, wenn sie eine Bestätigung eines Dozenten mitbringen, die das berechtigte Interesse zu lehrgangsbezogenen Forschungszwecken nachweist“, erklärt Eberhart.

Leiterinnen gehen mit nach Roth

Für die Württembergerin, die erst seit 2022 in Bruck lebt, sei es keine Frage gewesen, mit nach Roth umzuziehen. „Eine Spezialbibliothek der Bundeswehr in Franken neu aufzubauen, ist schon eine spannende Aufgabe.“ Denn neben der Bestands-Verwaltung wird sie neue Medien anschaffen und damit die Spezialgebiete „Militär- und Kriegsgeschichte“, sowie „Sicherheitspolitik und Zeitgeschehen“ weiter ausbauen. Zudem gilt es, die Online-Angebote in Roth zu erweitern.

Die Regale in der neuen Bibliothek der Offizierschule in Roth stehen schon und warten auf die Bücher.Die Regale in der neuen Bibliothek der Offizierschule in Roth sind bereits aufgebaut und warten auf die vielen Bücher und Medien. © Bundeswehr/Max-Joseph Kronenbitter

Die Bücherregale in der neuen Offizierschule in Roth sind bereits aufgebaut. Wie im gesamten Gebäudekomplex der Offizierschule, wo Maximalgrößen für die Büros gelten, muss auch bei den Bibliotheksflächen gespart werden. Die in Bruck vorhandenen Gruppenarbeitsplätze sind weggefallen, jetzt gibt es nurmehr Schreibtische für leises Selbststudium.

Zunächst konzentrieren sich die fünf Damen der Bibliothek auf den Umzug. Spannende Frage: Wie viele Beschäftigte der Offizierschule werden mit einem Stapel dienstlich-privater Bücher daherkommen, um diese großzügig der Bibliothek zu überlassen? „Stichtag ist der 18. August“, sagt Joana Werner. „Dann nehmen wir auch keine Bücher mehr von Privatleuten an, die im Zuge einer Nachlassauflösung ihre Militärfachliteratur loswerden wollen.“

Marsch-Musik

Stefanie Eberhart und ihre Bibliotheks-Kolleginnen beraten die Offizierschüler auch oft bei der Recherche zu speziellen Themen. „Einer kam mal und wollte wissen, auf welche Lieder man mit Gesang marschieren kann“, erzählt die Bibliotheksleiterin. Bei der Hobby-Musikerin, die in der Brucker Stadtkapelle das Horn spielt, war er mit diesem Anliegen an der richtigen Stelle. Neben der Information, dass sich dafür nur Lieder im Zwei- oder Vierviertel-Takt eignen, konnte sie ihm auch sagen, welche Lieder man wegen problematischer Texte tunlichst nicht (mehr) singen sollte. „Zum Schluss fragte er sogar, ob ich ihm die Lieder vorsingen könnte.“