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Fertigpizza, Instantnudeln, Mikrowellengerichte: Was schnell geht, kann auf Dauer krank machen. Besonders für das Gehirn droht Gefahr, warnen Experten.

Das Risiko vieler neurologischer Erkrankungen wie Schlaganfälle, Demenz oder Parkinson lässt sich durch einen gesunden Lebensstil mindern. Das zeigt die aktuelle Forschung. Fachgesellschaften warnen nun vor einem bislang wenig beachteten Faktor: ultrahochverarbeitete Lebensmittel. Sie stehen nicht nur im Verdacht, Übergewicht und Bluthochdruck zu fördern, sondern auch direkt die Gesundheit des Gehirns zu gefährden.

Ultrahochverarbeitete Lebensmittel – im Englischen „ultraprocessed foods“, kurz UPF – sind kalorienreich, enthalten viele Zusatzstoffe, kaum Ballaststoffe und oft wenig Vitamine. Sie entstehen durch intensive industrielle Verarbeitung und bestehen häufig aus einer Mischung aus Zucker, Fett, Salz und künstlichen Aromen.

Der Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigte bereits 2023 einen Zusammenhang zwischen UPF und Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen – darunter auch Schlaganfälle. Neuere Studien belegen, dass sie auch das Risiko für Demenz, Parkinson und Depressionen erhöhen.

Besonders problematisch: In Deutschland stammen fast 39 Prozent der täglichen Energieaufnahme aus diesen stark verarbeiteten Produkten – Tendenz steigend. Allein mit Fertiggerichten wird in diesem Jahr ein Umsatz von rund 6,58 Milliarden Euro erwartet.

Eine Untersuchung aus dem vergangenen Jahr zeigt: Wer viele ultrahochverarbeitete Lebensmittel konsumiert, hat ein 44 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken, egal welcher Form. Eine Langzeitstudie aus den USA (Framingham-Kohorte) untersuchte zudem den Einfluss dieser Ernährung auf das Alzheimer-Risiko. Menschen, die über zwölf Jahre hinweg täglich mehr als zehn Portionen ultraverarbeiteter Lebensmittel zu sich nahmen, hatten ein fast dreifach erhöhtes Risiko, später an Alzheimer zu erkranken.

Das Risiko steigt offenbar mit jeder Portion: Schon eine zusätzliche Portion pro Tag geht der Studie zufolge langfristig mit einem 13 Prozent höheren Alzheimer-Risiko einher.

imago images 0307647607Vergrößern des BildesIn wenigen Minuten zubereitet: Deutsche kaufen und konsumieren viele ultrahochverarbeitete Lebensmittel. (Quelle: Manfred Segerer/imago-images-bilder)

Ganz geklärt ist der Mechanismus nicht. Aber Experten vermuten mehrere Wege: Eine Rolle spielt vermutlich das Übergewicht, das wiederum Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes nach sich zieht. Beides sind bekannte Risikofaktoren für Demenz. Auch die Darmflora könnte ein Schlüssel sein. Denn die Zusammensetzung der Darmbakterien beeinflusst nachweislich die Gesundheit des Gehirns. Hochverarbeitete Lebensmittel schädigen das sogenannte Mikrobiom, was über die sogenannte Darm-Hirn-Achse krankhafte Veränderungen im Gehirn auslösen kann. Nicht zuletzt stehen einzelne Inhaltsstoffe unter Verdacht, direkt giftig auf Nervenzellen zu wirken. Dazu zählen Glutamat, Nitrate und möglicherweise auch Mikroplastik.

Nicht nur Demenz, auch das Parkinson-Risiko steigt offenbar bei hohem UPF-Konsum. Eine europäische Studie ergab: Menschen, die viele stark verarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen, starben häufiger an Parkinson. Die sogenannte Parkinson-spezifische Sterblichkeit war bei ihnen um 23 Prozent erhöht.

Die gute Nachricht: Eine Ernährungsumstellung kann diesen Effekt offenbar abschwächen. Wer täglich nur zehn Gramm UPF durch unverarbeitete Lebensmittel ersetzt, kann sein Risiko für krankheitsbedingte Todesfälle bereits senken.

Auch psychische Erkrankungen werden mit UPF in Verbindung gebracht. Studien deuten darauf hin, dass diese Lebensmittel das Risiko für Angststörungen und Depressionen erhöhen. Eine australische Untersuchung zeigte beispielsweise einen 11-prozentigen Anstieg des Depressionsrisikos bei hohem UPF-Konsum.

„Insgesamt lässt sich feststellen, dass wir uns mit Fast Food und Fertiggerichten, was die Hirngesundheit angeht, keinen Gefallen tun. Ernährung ist ein wichtiger Baustein für die Hirngesundheit, und es ist inzwischen gut belegt, dass wir uns mit einer frischen, Salat-, Gemüse- und Ballaststoff-betonten Ernährungsweise vor vielen Krankheiten schützen können“, erklärt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Hirnstiftung, laut Pressemitteilung.

Ein einfacher Blick auf den Nutri-Score kann beim Einkauf helfen (mehr dazu lesen Sie hier). Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Eine vegane Tiefkühlpizza etwa kann trotz grünem Etikett viel Fett, Zucker und Salz enthalten.

imago images 0823944637Vergrößern des BildesNutri-Score: Die freiwillige Nährwertkennzeichnung befindet sich meist auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen. (Quelle: NTB/imago-images-bilder)

Die wissenschaftliche Lage ist eindeutig: Je mehr stark verarbeitete Lebensmittel wir essen, desto höher ist unser Risiko für neurologische Krankheiten. Wer dagegen auf frische, wenig verarbeitete Nahrung setzt, tut seinem Gehirn etwas Gutes.