98 Meter Höhe sind in Frankfurt am Main geradezu mickrig. 98 Meter an einem Gebäude empor rankende Pflanzen allerdings bundesweit eine Neuigkeit. Obwohl ihn die meisten seiner Nachbarn im Europaviertel überragen, fällt der Eden Tower mit seinen vertikalen grünen Bändern auf. Geplant haben das Wohnhochhaus Jahn (Chicago) und Magnus Kaminiarz & Cie Architektur (Frankfurt am Main).
Auch europaweit sei hier eine der größten Grünfassaden an einem Wohngebäude entstanden, schreiben Jahn. Im Wettbewerb von 2016 hatte die Stadt Frankfurt angeboten, 50 Quadratmeter mehr Bruttogrundfläche pro Geschoss zu erlauben, wenn 20 Prozent der Fassade begrünt werden. Entsprechend kann der belgische Immobilienentwickler Immobel die knapp 300 Eigentumswohnungen nun nicht nur mit den Argumenten Lage, Komfort und Aussicht verkaufen, sondern auch mit dem kühlen Mikroklima vor der vollverglasten Fassade und grünen Raumtrenner an den Balkonen werben. Sozialwohnungen gibt es keine, da das Areal auf einem alten Bebauungsplan beruht. Inzwischen schreibt Frankfurt 30 Prozent geförderten Wohnraum bei Neubauten vor.
Insgesamt 200.000 ziehen sich an zehn Strängen die komplette Fassade hoch. Im Vergleich mit dem Bosco Verticale in Mailand oder dem Kö-Bogen II in Düsseldorf hält sich das Grün an der Fassade allerdings gestalterisch deutlich zurück. Statt Hecken oder Bäumen, die eine gewisse Menge an Mutterboden benötigen, hat man sich für ein vertikales Begrünungskonzept entschieden. Das spare vor allem wertvolle Balkonflächen, so Architekt Steven Cook vom Büro Jahn in der lokalen Presse. Zudem soll sich das System unkompliziert pflegen lassen, ohne die einzelnen Wohnungen betreten zu müssen.
Die immergrünen Pflanzen wurzeln in Taschen, die mit Mineralwolle gefüllt sind. Die Be- und Entwässerung sowie die nötige Elektronik zur Steuerung werden im Hohlraum der Wandkonstruktion geführt. Eine Firma kontrolliert das Ganze per App, die Eigentümer*innen müssen sich um nichts kümmern. Das macht sich gut, denn einige der Einheiten werden wohl vorrangig als Wertanlage genutzt.
Vergangenes Jahr wurde der Eden Tower mit insgesamt knapp 19.700 Quadratmetern Bruttogrundfläche offiziell fertig. An der Umsetzung waren Tilman Lange Braun & Schlockermann (Frankfurt am Main) und Jaspers-Eyers Architects (Brüssel u.a.) beteiligt. Als Bauherrin agierte zunächst gsp Städtebau, danach übernahm Immobel als neue Eigentümerin. Im Erstverkauf lagen die Preise laut Lokalpresse bei rund 15.000 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnungsgrößen reichen dabei von etwa 50 Quadratmetern bis zu einem Penthouse über 200 Quadratmeter, das entsprechend für drei Millionen über die Immobilientheke ging. (mh)
Fotos: Roman Gerike, Immobel
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Die Gründer der beiden Büros sind inzwischen verstorben. Helmut Jahn widmeten wir die BauNetz WOCHE #592, mit Magnus Kaminiarz sprachen wir 2016 im Interview.
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