Die angeschlagene Kamera der Jupitersonde Juno hat nur deshalb deutlich länger durchgehalten als geplant, weil sie mehrfach auf die maximal mögliche Temperatur erhitzt und dadurch repariert wurde. Wie die NASA erklärt, konnten die ersten Probleme durch ein Erhitzen auf moderate 25 Grad Celsius behoben werden. Als die Aufnahmen aber kurz vor dem heiß ersehnten nahen Vorbeiflug am Jupitermond Io erneut Striche und Rauschen aufwiesen, habe man die Heizung vollständig aufgedreht. Tage später habe sich die Bildqualität „dramatisch“ verbessert, gerade rechtzeitig für den Vorbeiflug an Io.
Beispiel für ein beschädigtes Bild
(Bild: NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS)
Extreme Bedingungen am Jupiter
Dass es Probleme mit der sogenannten JunoCam gibt, hat die NASA schon vor mehr als zwei Jahren öffentlich gemacht, viele Einzelheiten wurden damals nicht genannt. Wie die US-Weltraumagentur jetzt ausführt, war man vorher nur zuversichtlich, dass die Kamera acht Vorbeiflüge am größten Planeten des Sonnensystems übersteht. Die dortigen Strahlungsverhältnisse sind für die Elektronik enorm schädlich und niemand habe gewusst, wie lange die Kamera durchhält. Als die übermittelten Bilder schließlich immer mehr Fehler aufwiesen, habe man auf das sogenannte Glühen gesetzt. Aus der Werkstoffkunde sei bekannt, dass durch kontrolliertes Erhitzen und Abkühlen Defekte in einem Material behoben werden. Bei der JunoCam habe das sehr gut funktioniert.
Bei der NASA ist man mit dem Erfolg der Maßnahme so zufrieden, dass verschiedene Abwandlungen dieser Glühtechnik („Annealing“) auch schon bei anderen Instrumenten und technischen Subsystemen von Juno angewandt wurden. Die Sonde hat den Jupiter inzwischen 74 Mal umrundet und zuletzt sei das Rauschen auf den Bildern zurückgekehrt. Ob eine weitere Erhitzung geplant ist, geht aus dem Bericht nicht hervor. Junos Forschungschef Scott Bolton erklärt aber, dass man aus dem Vorgehen bei der Sonde viel gelernt habe, was auch für kommerzielle und militärische Satelliten sowie andere NASA-Missionen anwendbar sein werde.
Juno ist vor neun Jahren am Jupiter eingetroffen und umkreist seitdem den Gasriesen. Die NASA-Sonde konnte unter anderem bereits ermitteln, dass das Magnetfeld des Planeten noch deutlich stärker ist als erwartet. Außerdem haben die Forscher dank Juno bereits beobachten können, dass sich der Nordpol des Gasriesen deutlich von dessen Südpol unterscheidet. Die Analyse der Pole war eines der wichtigsten Ziele der Mission, denn die waren für vorbeifliegende Sonden früher nicht einsehbar und deshalb noch weitgehend unerforscht. Auch zur Erforschung der Vulkane auf Io hat die Sonde beigetragen. 2025 wurde die Laufzeit der Mission bis zum September dieses Jahres verlängert.
(mho)
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