Prinz Haakon
Kronprinz entlastet alle – doch wer entlastet ihn?

Prinz Haakon

© Dana Press

Er steht im Schatten der Krone, dabei trägt Prinz Haakon sie fast allein. Während andere entlastet werden, wächst seine Last stetig. Und obwohl er kaum klagt, wird nun klar, wie hoch der Preis für seine Loyalität tatsächlich ist.

Mit 52 Jahren steht Prinz Haakon an einem Punkt in seinem Leben, der von vielen als Übergangsphase verstanden wird – doch dieser Übergang scheint kein Ende zu finden. Als Thronfolger trägt er längst den Großteil der Aufgaben des norwegischen Königshauses, doch trotz seines unermüdlichen Einsatzes ist er nach wie vor nur der Zuarbeiter seines Vaters König Harald, 88.

Die Geschichte wiederholt sich – auf Kosten von Prinz Haakon

Dabei weiß Harald selbst nur zu gut, wie es sich anfühlt, ewig im Schatten des eigenen Vaters stehen zu müssen. Wie der norwegische Historiker Trond Norén Isaksen, 44, in einem Bericht für die Tageszeitung „Aftenposten“ anmerkt, stand Harald sein Leben lang unter der Beobachtung von König Olav, †87: „Olav beklagte sich darüber, dass Harald sich nicht gut genug vorbereitete, nicht interessiert genug war.“

Olav soll seinen Sohn selten konsultiert, Entscheidungen lieber allein getroffen haben und hielt bis zu seinem Tod am Thron fest. Heute scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Prinz Haakon entlastet alle – die alternden Eltern, seine kranke Ehefrau, die gemeinsamen Kinder in ihrer Ausbildung – doch niemand entlastet ihn.

König Harald, Prinz Haakon und König Olav (†), hier zusammen im Oktober 1988.

König Harald, Prinz Haakon und König Olav (†), hier zusammen im Oktober 1988.

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Die Zeit scheint stehen zu bleiben – zumindest in Oslo

Während man in anderen europäischen Königshäusern – darunter König Albert von Belgien, 91, König Juan Carlos von Spanien, 87, Prinzessin Beatrix der Niederlande, 87, und Königin Margrethe von Dänemark, 85 – den Weg für die nächste Generation frei gemacht hat, scheinen die Uhren in Norwegen anders zu ticken.

„Ich bleibe dem, was ich immer gesagt habe, nämlich dass ich dem Parlament einen Eid geschworen habe, der ein Leben lang gilt, treu“, beteuerte König Harald noch im Januar 2024. Darum besitzt Prinz Haakon nach wie vor keine Entscheidungsfreiheit. Er handelt innerhalb der Grenzen, die sein Vater ihm setzt.

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Der Kronprinz, der alles gibt – und doch nicht regieren darf

Trotz allem stellt sich der 52-Jährige Tag für Tag in den Dienst der Krone – bei unzähligen Terminen im ganzen Land. Allein im vergangenen Jahr habe Haakon „fünfmal so viele externe Aufgaben wie der König“ wahrgenommen, zählt „Aftenposten“-Autor Isaksen auf. „Das Tempo des Kronprinzen ist beeindruckend. Manchmal hat er an einem einzigen Tag Termine in verschiedenen Teilen des Landes.“

Staatsbesuche darf Haakon jedoch nicht durchführen – eine Einschränkung, die in geopolitisch sensiblen Zeiten deutlich spürbar ist. Während andere Königskinder seiner Generation kürzlich die Weltausstellung in Osaka besuchten, um für ihr Königreich zu werben, hatte der norwegische Palast lediglich den Außenminister Espen Barth Eide, 61, hingeschickt, was wenig Aufmerksamkeit erregte. 

Kronprinz Haakon bei der Eröffnung des neuen Gemeindekrankenhauses in Hjelset, Molde am 2. Juni 2025.

Kronprinz Haakon bei der Eröffnung des neuen Gemeindekrankenhauses in Hjelset, Molde am 2. Juni 2025.

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Der Kronprinz, der am selben Tag ein Krankenhaus in der Heimat einweihte, ist der einzige, der seinen Vater hätte vertreten können. Haakons Kinder Prinzessin Ingrid Alexandra, 21, und Prinz Sverre Magnus, 19, sollen sich lieber auf ihr Studium konzentrieren, heißt es. Haralds Schwester Prinzessin Astrid, 93, hingegen wird altersbedingt geschont, während Haakons Schwester Prinzessin Märtha Louise, 53, entschieden hat, keine offiziellen Aufgaben des Königshauses mehr wahrzunehmen.

Das Ergebnis ist, dass der Kronprinz alle entlastet, aber niemand ihn entlastet. Im Laufe der Jahre hat er viel geopfert,

betont Historiker Trond Norén Isaksen. Schon in einem Interview aus dem Jahr 2010 habe der Thronfolger zugegeben, dass die Arbeit sein Familienleben beeinträchtigt. Seitdem ist die Belastung nur noch größer geworden. Und so bleibt Haakon das, was er schon lange ist: der Kronprinz im Wartestand – loyal, belastbar, aber ohne die Möglichkeit, mitzugestalten. Die Frage ist längst nicht mehr, ob er bereit ist, sondern: Wann wird man ihn endlich lassen?

Verwendete Quelle: aftenposten.no

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