Das Ostfeld-Gutachten sorgt in Wiesbaden für Streit. Gegner werfen Intransparenz und Lücken vor – und fordern das Aus für das Projekt.

Wiesbaden plant groß. Zwischen Erbenheim und Kastel soll ein neuer Stadtteil entstehen – das sogenannte Ostfeld. Wohnungen für Tausende, eine Zentrale für das Bundeskriminalamt, Infrastruktur, Grünflächen. Doch wo große Träume gebaut werden sollen, rollt auch der Protest heran.

„Wie baut man Stadt“, Januar 2018
„Smart City für Smart Citizens“, Februar 2018
„Herausforderungen von Verstädterung“, März 2018
„Neue Mobilität in neuen Quartieren“, April 2018
„Soziale Mischung und gute Nachbarschaft in neuen Wohnquartieren“, Mai 2018
„Die poröse Stadt“, Juni 2018
„Filmvorführung ‚Göttliche Lage‘ – oder wie ein neuer Stadtteil gebaut wird“, August 2018
„Liveable Cities in the 21st Century“, September 2018
„Mehr Stadt an neuen Orten“, September 2018
„Durchschnitt war gestern“, Oktober 2018
„Urban, natürlich, produktiv. Was kann Freiraum?“, Februar 2019
„Strategien für bezahlbaren Wohnraum“, September 2019
„Dimensionen der Nachhaltigkeit“, November 2019
„Meine Stadt / Ma ville“, Mai 2020
„Das Ostfeld – NOCH FRAGEN?“, August 2020
„Dimensionen der Nachhaltigkeit“, November 2019
„Innovativer Städtebau“, Dezember 2020
Aufzeichnung „Innovativer Städtebau“, Dezember 2020
“Die Transformation der Städte – smart, grün, lebenswert und mit Luft nach oben“, September 2021

Fluglärm gegen Fortschritt

Der nahe US-Militärflugplatz ist seit jeher ein Reizthema. Nun entlädt sich der Streit erneut – am Ostfeld-Gutachten, das vom Hessischen Wirtschaftsministerium und der Stadt Wiesbaden beauftragt wurde und seit Ende Februar vorliegt. Es soll klären, ob die geplante Bebauung angesichts der Lärmbelastung überhaupt tragfähig ist.

Die Stadtfraktion der Linken liest aus dem Papier weniger Klarheit als Wunschdenken heraus. Veraltet, selektiv, intransparent – so fällt das Urteil aus. Sprecher Ronny Maritzen spricht von einem „nicht belastbaren Fundament“ und fordert den sofortigen Planungsstopp.

Warnsignale aus dem Regionalplan

Besonders irritierend sei laut Kritikern die fehlende Berücksichtigung der Fluglärmvorsorgezone, die bereits im Entwurf des Regionalplans Hessen Süd auftaucht. Diese reicht weit ins geplante Baugebiet hinein – und erlaubt dort Wohnbau nur unter Auflagen, so Maritzen weiter. Eine Lücke im Gutachten, die nachhallt.

Ostfeld Sieger des Wettbewerbs: Studio Wessendorf mit DLA Die Landschaftsarchitekten Bittkau-Bartfelder PartGmbBOstfeld Sieger des Wettbewerbs: Studio Wessendorf mit DLA Die Landschaftsarchitekten Bittkau-Bartfelder PartGmbB ©2025 LH Wiesbaden

Planerische Realität trifft hier auf politischen Eifer. Bauliche Lärmschutzmaßnahmen, so die Linken, würden die Kosten hochtreiben – bei gleichzeitig sinkender Attraktivität der Wohnungen. Eine Rechnung, die kaum aufgeht.

Beteiligung? Fehlanzeige

Auch die Art und Weise des Gutachtens sorgt für Kritik. Weder unabhängige Expertinnen noch betroffene Bürger seien angemessen einbezogen worden. Transparenz, so der Vorwurf, bleibe auf der Strecke. Die Grundlagen, auf denen weiter geplant werde, seien damit nicht nur fachlich fragwürdig – sondern politisch nicht tragbar.

Stadt verteidigt, Opposition insistiert

Stadt und Land sehen das anders. Sie betonen die Bedeutung des Projekts für den angespannten Wohnungsmarkt und verweisen auf geplante Schallschutzmaßnahmen. Doch die Debatte ist eröffnet – und sie dürfte in den kommenden Monaten lauter werden als jeder Überflug aus Erbenheim.

Symbolfoto – ©2025 Erika Noak

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