So was haben wir lange nicht gesehen. Oder, ganz ehrlich, noch nie. In Zürich, jawohl Zürich, ist gerade am Hauptbahnhof eine riesige Baustelle. Die Pendler regt das mächtig auf. „Diese Stadt wird langsam unerträglich“, sagt einer von ihnen dem Zürcher Tagesanzeiger.
Was haben sich die Eidgenossen da nur gedacht? Wollen sie allen Ernstes ihre wunderschöne Stadt ins Chaos stürzen? Nun ja, ganz so wild ist es nicht. Drei Wochen dauern die Bauarbeiten und es geht auch nur darum, ein paar Straßenbahngleise auszutauschen. Die Zürcher haben gar keine Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, bevor der Spuk wieder vorbei ist. Und die Touristen lassen sich nicht verdrießen. Im Gegenteil! „Ein bisschen Chaos darf sein“, kommentiert eine Frau, und eine vierköpfige Gruppe aus Kerala im Süden von Indien findet gar: „Das sieht spektakulär aus.“
Wenn die wüssten, kann man da nur sagen und den Stuttgarter Stadtmüttern und -vätern raten, für ihre Bahnhofsbaustelle die Werbetrommel zu rühren, bevor es zu spät ist. Denn das Zürcher Durcheinander ist ja gar nichts im Vergleich zu dem Schauspiel, das sich nur 200 Kilometer weiter nördlich bietet. Unzählige Volkswanderwege und ein erstaunlich lockerer Umgang mit Bauzeiten und Fahrplänen – das hätten die Gäste aus aller Welt den Deutschen wohl kaum zugetraut. Zum Glück wurde die Bauzeit erst gerade verlängert. Mindestens bis 2027 kann das Chaos noch live besichtigt werden. Von Zürich aus in drei Stunden mit der Gäubahn erreichbar – über die Panoramastrecke, solange es sie noch gibt.