• Sie haben in der Vorbereitung nur gegen den tschechischen Erstligisten Usti mit 0:1 verloren und zuletzt gegen den großen Favoriten 1. FC Magdeburg mit einem Remis ein Ausrufezeichen gesetzt. Auf welchem Niveau sehen Sie ihre Mannschaft?

„Ja, auf jeden Fall sehe ich sie bereit, in die Liga zu starten. Wir haben in der Fußballfitness ein hervorragendes Niveau erreicht und erzielt durch eine gute systematische Trainingssteuerung auch zusammen mit meinem Staff logischerweise. Und wir haben es in den fünfeinhalb Wochen geschafft, auch unseren Spielstil den Jungs näher zu bringen und eine klare Identität, eine klare DNA auf den grünen Rasen zu bringen. Der Wiedererkennungswert in den Testspielen war auf jeden Fall nennenswert hoch und deswegen ist das Gefühl erst mal so positiv, dass wir uns bereit fühlen zu starten. Wofür es dann reicht, muss man natürlich gucken im Laufe einer noch mal dynamischen und herausfordernden Spielzeit.“

  • Sie sagen Spielstil. Wie würden Sie ihre Spielphilosophie für die neue Saison definieren?

„Unser Standort Chemnitz ist eine Arbeiterstadt. Auch eine Stadt, wo Menschen logischerweise um ihren Anteil im Leben kämpfen und dafür hart arbeiten müssen. Genauso wollen wir Fußball spielen. Es muss krachen, es muss knallen. Wir wollen intensiv und Fußball bieten, auch eine Energie entfachen mit unseren Zuschauern zusammen. Wir wollen attackieren, gleichgültig, ob wir den Ball haben oder nicht. Wir wollen nach vorne denken, nach vorne agieren und attackieren. Und in dieser Dynamik, in dieser Power soll sich unser Spielstil wiederfinden.“

  • Was läuft bisher schon besonders gut und in welchen Bereichen gibt es noch Reserven?

„Ja, grundlegend arbeiten wir jetzt, wie gesagt, fünfeinhalb Wochen zusammen. Wir haben natürlich Steigerungspotenzial in allen Bereichen, weil man es auch nicht so verstehen darf, dass mit der Saisonvorbereitung alles abgearbeitet und abgeschlossen ist. Nein. Wir haben die Mannschaft auf einen gemeinsamen Weg eingestimmt, emotional auf gemeinsame Ziele geweckt. Und das, was mir bis hierhin imponiert, ist definitiv unser Teamgeist. Wir haben eine sehr offene, kommunikative Mannschaft, die sich neben dem Platz gut versteht. Wir haben ein gutes Klima, eine gute Atmosphäre. Und das überträgt sich natürlich auch meistens auf den Platz. Und auch auf dem Platz, wie gesagt, waren wir nah dran, an dieser intensiven Spielidee nach vorne zu verteidigen und nach vorne zu spielen, wenngleich wir natürlich über den Prozess der gesamten Saison immer Optimierungsbedarf haben werden.“

  • Am Sonntag geht’s zum Saisonstart an der heimischen Gellertstraße gegen den Greifswalder FC. Sie haben an den ersten vier Spieltagen dreimal Heimrecht, ehe es danach gegen Meister Lok Leipzig geht. Wie schätzen Sie das Auftaktprogramm ein?

„Ich finde es sehr facettenreich. Wir spielen ja in den ersten sechs Spieltagen gegen zwei Aufsteiger. Wir spielen aber auch gegen den Vorjahresmeister. Und mit Greifswald gegen eine Mannschaft aus dem Topbereich oder aus dem engeren Favoritenkreis von oben. Die anderen beiden Spieltage sind gegen Chemie und Luckenwalde, zwei etablierte Regionalligisten, die wir letzte Saison trotzdem hinter uns lassen konnten. Deswegen finde ich es wie gesagt erst mal sehr facettenreich aus jedem Regal, wenn man so will, haben wir Gegner dabei, und oft kommt die Frage, ob machbar, ob leicht. Letztlich ist es ja so, man muss gegen jeden Gegner sowieso zweimal spielen und es wird ohnehin in jedem Spiel alles abverlangt werden. Es ist ja auch irgendwo die Charakteristik der Liga. Deswegen freuen wir uns auf den ersten Spieltag und gleichzeitig natürlich auf die ganze Saison, die kommt.“

  • Apropos erster Spieltag – haben Sie gegen Greifswald ein spezielles Wunschergebnis?

„Also, solange es ein Sieg ist, würde ich jedes Ergebnis nehmen. Wir wollen natürlich unbedingt erfolgreich reinstarten, wollen schwer zu schlagen sein, wollen auch, so wie gerade von Ihnen angesprochen, die Vielzahl der Heimspiele, die wir zu Beginn der Saison haben, unbedingt erfolgreich gestalten, um auch zu Hause eine gewisse Stärke im Schulterschluss mit den Fans zu entwickeln. Und da kommt es mir gerade recht, dass wir ein Heimspiel bestreiten dürfen am ersten Spieltag, auch wenn die Aufgabe Greifswald natürlich sehr schwer und ein großes Brett wird.“

  • Und wenn man noch ein bisschen weiterblickt. Sie waren in der abgelaufenen Saison Tabellen-Siebter in der Liga. Im Sachsenpokal war im Viertelfinale gegen Aue Endstation. Welche Ziele haben Sie für die neue Spielzeit? 

„Erst mal ist es wichtig, dass wir es schaffen, konstant so zu spielen, wie ich es gerade beschrieben habe, weil das natürlich dann schon auch unsere Erfolgswahrscheinlichkeit steigen lassen wird. Das heißt, über die Spielleistungen wollen wir einfach auch für gute Ergebnisse sorgen. Und natürlich wollen wir Spiele gewinnen. Wir wollen konstant Spiele gewinnen und schwer zu schlagen sein, um daraus eine erfolgreiche Saison zu machen. Dieser Begriff ‘erfolgreich‘ ist natürlich in der Leistungsdichte der Regionalliga Nordost sehr dehnbar, weil, ich glaube schon, dass es ein Alleinstellungsmerkmal für eine Liga in Deutschland ist, dass du acht bis zwölf Klubs hast, die sicherlich auf ähnlichem Niveau mit demselben Recht so argumentieren, wie ich gerade, und eine erfolgreiche Saison machen wollen. Klar ist auch, wir wurden letztes Jahr Siebter, wir wollen uns da natürlich auf keinen Fall verschlechtern oder auch festsetzen. Das heißt, wir schielen natürlich schon auch auf eine bessere Platzierung und dafür müssen wir aber Woche für Woche hart arbeiten, fleißig arbeiten, im Detail arbeiten und natürlich konstant erfolgreich sein. Also Spiele gewinnen.“

  • Zum Abschluss muss natürlich noch eine Frage sein. Wer gehört für Sie zum Favoritenkreis, wenn es um den Aufstieg geht?

„Aus meiner Perspektive sehe ich vier Mannschaften, die vorneweg um die oberen Plätze, von mir aus auch um dieses Wort Aufstieg mitspielen können, mitspielen werden. Vielleicht auch aufgrund der eigenen Zielsetzung irgendwo mitspielen müssen. Da sind sicherlich erstmal auch der Hallesche FC und Carl Zeiss Jena zu nennen, aber genauso für mich Rot Weiß Erfurt und Greifswald. Wenn man da noch ein bisschen tiefer ins Detail, in die Kaderzusammenstellung blickt, dann sind das für mich vier Mannschaften, die dieses Jahr zum obersten Regal der Liga gehören.“

  • Und Sie werden dann vielleicht Tabellenfünfter?

„Da könnte ich mich, Stand heute Mitte Juli, wirklich gut mit anfreunden. Wobei ich da vorsichtig bin, schon im Vorfeld etwas zu unterschreiben. Wie gesagt, man muss schauen, wie dynamisch so eine Saison verläuft. Gesundheit, Tagesform, Schiedsrichterentscheidungen, Spielglück, Innenpfosten rein, Innenpfosten raus, es sind alles so Punkte, die mit reinspielen. Dass was wir beeinflussen können, wollen wir maximal beeinflussen mit Arbeit und mit Teamgeist. Wenn das dann letztlich ein fünfter Tabellenplatz ist, dass uns natürlich trotzdem heute keiner anbieten oder versprechen kann, dann wäre das sicherlich erst mal als erfolgreich zu werten.“

Das Interview führte Lutz Tauscher