Wenn die Stadt Radwege in Schuss bringt, ist die Bevölkerung in den meisten Fällen darüber glücklich. Nicht so in der Hammerschmiede. Hier ärgert sich die Arbeitsgemeinschaft der Vereine und Organisationen (Arge) Hammerschmiede über die geplante Asphaltierung eines kurzen Radweges. Sie wirft der Stadt Steuerverschwendung vor und beklagt sich, die Stadt handle gegen den Bürgerwillen.
Es geht um den Kirschenweg zwischen der Neuburger Straße in der Hammerschmiede und der Schillstraße in der Firnhaberau. Laut Stadt stellt er eine wichtige Verbindung zwischen den Stadtteilen dar und ist als Radverkehrsverbindung im Projekt Fahrradstadt aufgeführt. Etwa 300 Meter lang ist das Stück, das asphaltiert werden soll – die Kosten dafür belaufen sich auf rund 250 000 Euro. Bei einer Verkehrszählung war die Stadt auf 400 Radler und 200 Fußgänger gekommen, die den Kirschenweg jeden Tag nutzen. Das rechtfertige einen Ausbau, weshalb die Maßnahme bereits vom Stadtrat beschlossen ist.
Der bislang 1,50 Meter breite Feldweg soll auf drei Meter verbreitert und asphaltiert werden. Grund dafür ist, dass der Weg bei Regen wegen Pfützen für Fußgänger kaum nutzbar ist und bei Begegnungen zweier Radfahrer als zu schmal gilt. Ein entsprechender Beschluss war allerdings bereits vor eineinhalb Jahren vertagt worden – unter anderem, weil Anlieger Bedenken äußerten und unklar war, wie stark der Weg tatsächlich genutzt wird. Baureferent Steffen Kercher (parteilos) betont jedoch: „Handlungsbedarf besteht auf jeden Fall, denn in seinem jetzigen Zustand mit den Pfützen kann der Weg nicht bleiben.“
Gegen den Ausbau des Radweges gibt es Widerstand von der Arge Hammerschmiede
Dagegen regt sich Widerstand von Seiten der Arge Hammerschmiede. Denn die Vertreter der Vereine und Organisationen glauben, dass die Asphaltierung überflüssig sei und man das Geld besser an anderer Stelle einsetzen könne. „Wir haben im Januar 2024 alle Vereinsvorsitzenden im Stadtteil angesprochen und alle waren gegen diesen Ausbau“, erklärt Arge-Vorsitzende Silke Gruber. Das habe man auch der Stadt mitgeteilt – ohne Reaktion. Auch die Kollegen aus der Firnhaberau hätten sich gegen den Ausbau ausgesprochen und das erfolglos der Stadt mitgeteilt.
Im nahen Umkreis gebe es zwei weitere Fahrradwege, die völlig ausreichten. „Sowohl an der Dr.-Schmelzing-Straße nahe der Waldorfschule als auch am Hammerschmiedeweg gibt es zwei Radwege, die übrigens auch nur 300 Meter lang sind und dann im Nirvana enden“, sagt die Arge-Vorsitzende. Der Kirschenweg sei als „grüne Lunge“ zwischen den Stadtteilen definiert und solle das auch bleiben. „Wenn er Weg erst mal asphaltiert ist, werden dort wie überall auch Motorräder und Roller fahren“, befürchtet Gruber.
Die Verkehrszählung, die den Ausschlag für den Ausbau gab, sei fehlerhaft, glaubt die Arge-Vorsitzende. „Die wirklichen Zahlen sind viel niedriger“, sagt sie. So habe man den Hol- und Bring-Verkehr der nahen Kita mit einbezogen, obwohl die Eltern nur einen kurzen Abschnitt des Kirschenwegs nutzten. Auch Fahrräder und Fußgänger vom Sonnenbachweg, die den Kirschenweg nur kreuzten, wären mitgezählt worden.
Stadt reagiert mit dem Ausbau auf Bürgerbeschwerden
„Warum werden Gelder für ein so sinnloses Projekt verschleudert – zumal nach dem Ausbau ja auch noch Folgekosten dazu kommen werden?“, fragt sich die Arge-Vorsitzende. „Für mich ist das Steuerverschwendung – hier werden die Interessen der Bürger missachtet“, ärgert sich Gruber.
Der Ausbau des Kirschenweges sei aufgrund von Bürgerbeschwerden über den Zustand des Radweges geprüft worden, erklärt das Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt Augsburg auf Anfrage. Dabei seien Zahlen aus der Verkehrszählung sowie die Prüfung zweier Alternativrouten einbezogen worden.
Die Alternativrouten stellten durch die großen Umwege keine attraktiven Gegenmaßnahmen zur direkten Verbindung des Stadtteils Firnhaberau mit dem Stadtteil Hammerschmiede über den Kirschenweg dar. Insbesondere für Eltern mit kleinen Kindern, die die Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ vom Stadtteil Firnhaberau erreichen müssen, seien die Alternativrouten sehr unkomfortabel und machten nachhaltige Mobilität unattraktiv, so die Stadt. Zudem böten die zusätzlichen Querungen von Straßeneinmündungen und Grundstückszufahrten ein erhöhtes Unfallpotential gegenüber dem direkten Weg.
In der Verkehrszählung seien querende Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer am Sonnenbachweg oder der Albrecht-Dürer-Straßein der Querschnittsbelastung des Kirschenweges nicht enthalten, widerspricht die Stadt der Arge.
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