Als es losging, vergoss sogar der Himmel ein paar Tränen: Am Dienstagnachmittag wurde eine kleine Bordsteinabsenkung vor dem Rewe-Markt am Connewitzer Kreuz, auch wenn sie schon länger existiert, jetzt ganz offiziell an die Allgemeinheit übergeben. Treibende Kraft dahinter war Stadtrat Thomas „Kuno“ Kumbernuß (Die PARTEI) – was liegt dann näher, als folgerichtig von „Kuno’s Senke“ zu sprechen?

Ganz bescheiden ist man ja nicht: „Kuno’s Senke ist die wohl bedeutendste Infrastrukturmaßnahme seit der Eröffnung des Leipziger City-Tunnels“, sagt Stadtrat Thomas Kumbernuß (Die PARTEI), Spitzname Kuno. Andererseits: Will die Politik Lebensverhältnisse vor der Haustür direkt verbessern, fängt es im Kleinen an, was in seinen Auswirkungen manchmal gar nicht so klein ist, im Gegenteil.

Einweihung.Symbolische Einweihung: MTA-Leiter Michael Jana, Stadtrat Thomas Kumbernuß und Sebastian Kalex vom Stadtbezirksbeirat Süd (v.l.). Foto: Lucas Böhme

Diese Gedanken trieben auch Kumbernuß um, als er sich Ende letzten Jahres dafür starkmachte, den Bordstein auf der stark befahrenen Karl-Liebknecht-Straße vor dem Rewe-Markt absenken zu lassen: Er interessiere sich eben nicht nur „für eine vielfältige Kulturlandschaft, Stadtentwicklung, meine Haare, die so schön im Wind wehen, sondern auch für eine gute Verkehrsentwicklung“, sagt der 54-Jährige, der seit 2019 im Stadtrat sitzt.

Für den Connewitzer ein Herzensanliegen, resultierend aus der schwierigen Situation, die besonders Fahrradfahrer betraf: Wollten diese vom Radweg aus schnell den Rewe-Markt erreichen, blieb oft nur der komplizierte Umweg über den Gehsteig bzw. die Scheffelstraße und den Parkplatz, wo Pflastersteine und Scherben das Leben schwer machen. Es sei denn, man riskierte ein gefährliches Bremsmanöver, um seinen Untersatz über den Bordstein zu hieven.

Eine Option, die für E-Rolli-Fahrer sowieso ausfiel. Von einer Maßnahme, die unbedeutend scheine, aber ein „großer Schritt für Barrierefreiheit“ sei, sprach denn auch Michael Jana, Leiter des Mobilitäts- und Tiefbauamts (MTA), bei der offiziellen Übergabe der Absenkung am Dienstag.

Lob für gute Zusammenarbeit

Auf Anregung von Kumbernuß war diese Ende des letzten Jahres geplant und im Frühjahr 2025 umgesetzt worden, im Zusammenspiel mit dem MTA und dem Stadtbezirksbeirat Süd. Möglich wurde der 2.560 Euro kostende Schritt durch ein spezielles Programm der Stadt für Maßnahmen zur Barrierefreiheit, die als wichtiger Baustein der Verbesserung für mobilitätseingeschränkte Personen gelten.

Allerdings gäbe das Finanzpolster des Programms es nicht her, allen Anfragen gerecht zu werden, musste der Amtsleiter einräumen. Kumbernuß aber zeigte sich, ganz ironiefrei, voll des Lobes über die gute Kooperation mit Michael Jana, die das Projekt innerhalb relativ kurzer Zeit möglich machte.

Und das ist ja auch was, könnte man meinen, in einem bürokratischen Staat wie Deutschland, wo selbst einfachste Vorhaben allzu oft im Dickicht von Kommissionen, Vorschrift und Gesetz versacken.

Testfahrt. Foto: Lucas BöhmeTestfahrt: Stadtrat Thomas „Kuno“ Kumbernuß (r.) und Amtsleiter Michael Jana checkten gleich die schnelle Anfahrmöglichkeit per Rad. Foto: Lucas Böhme

So aber gelte, mit nicht ganz zufälliger Anspielung auf ein Raumfahrer-Zitat: „Es ist eine kleine Senke für das Straßenbauwesen, aber eine große Senke für Connewitz“, sagt Kumbernuß, der es sich nicht nehmen ließ, gemeinsam mit Michael Jana auch gleich mal die Anfahrt vom Radweg aus zu testen. Jetzt könne man schneller und umkomplizierter zum Rewe, zum Einkauf, Schnorren oder Leute treffen, freut sich der Stadtrat. Es sind eben doch oft die (gar nicht so) kleinen Momente.