Nach dem mutmaßlichen Dreifachmord im niederbayerischen Zwiesel hat die Polizei auch die dritte Leiche identifiziert. Es handle sich um eine 26 Jahre alte Frau, teilte das Polizeipräsidium Niederbayern am Mittwoch in Straubing mit. Der tatverdächtige 37-Jährige habe mit seinen drei Opfern – neben der 26-Jährigen noch eine 22-Jährige und ein 56-Jähriger – zusammen in dem betroffenen Mehrfamilienhaus gewohnt.

Die Ermittler fanden bei der Spurensicherung in dem Haus abgetrennte Leichenteile, wie sie mitteilten. Weitere Angaben zum Auffinden der Leichen und auch zum Tathergang könnten aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht gemacht werden.

Auch zu den möglichen Hintergründen der Tat durch den Nachbarn wollte die Polizei keine Angaben machen. Spezialisten des Landeskriminalamts und der Münchner Rechtsmedizin unterstützen die örtliche Polizei bei der Tatortarbeit.

Der Tatverdächtige war am Dienstag in Linz im benachbarten Österreich festgenommen worden. Er soll nun ausgeliefert werden. Parallel lief die Obduktion der Leichen, Ergebnisse dazu standen noch aus.

In einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus in der niederbayerischen Kleinstadt Zwiesel hatten Ermittler die drei Leichen entdeckt – der Hinweis kam vom mutmaßlichen Täter selbst. Er hatte sich bei der Polizei im österreichischen Linz gemeldet und angegeben, drei Menschen getötet zu haben.

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Und tatsächlich fanden die Polizisten an seiner Wohnadresse im Landkreis Regen eine 22-Jährige und einen 56-Jährigen tot auf. Die Leiche eines dritten erwachsenen Menschen wurde zunächst nicht identifiziert.

Opfer lebten mit mutmaßlichem Täter in einem Haus

Sowohl die Opfer als auch der Verdächtige lebten in dem Mehrfamilienhaus, ob in derselben Wohnung, blieb zunächst offen. Ebenso unklar blieb zunächst auch die Beziehung der Beteiligten zueinander sowie das Motiv des mutmaßlichen Täters. Keine Angaben gab es vorerst auch zu den Todesumständen und dem Zeitpunkt der Tat. „Es ist wirklich noch sehr wenig, was man gesichert sagen kann“, sagte eine Polizeisprecherin.

Die drei Leichen waren am Montagnachmittag entdeckt worden, nachdem der 37-jährige Slowake die Beamten im 140 Kilometer entfernten Linz informiert hatte. Er wurde vorläufig festgenommen. Derzeit wird seine Auslieferung nach Deutschland veranlasst.

Auslieferungsverfahren dauert in der Regel zwei bis vier Wochen

Im Allgemeinen werde in solchen Fällen auf Basis eines europäischen Haftbefehls ein Ersuchen an Österreich gestellt, wo in einem förmlichen Verfahren die Auslieferung bewilligt und der mutmaßliche Täter nach Deutschland überstellt werde, erläuterte Horst Müller von der Staatsanwaltschaft Deggendorf. „Wie lange das im Einzelfall dauert, ist tatsächlich unterschiedlich, in der Regel sind das zwei bis vier Wochen.“ Zum Stand des konkreten Verfahrens sagte Müller zunächst nichts.

Das Haus war am Dienstag mit Absperrband abgeriegelt, die Spurensicherung war vor Ort. Das Gebäude in einer ansonsten ganz normalen Siedlung ist laut „Passauer Neue Presse“ in der Kleinstadt als „Problemhaus“ bekannt, in dem es häufig zu alkoholbedingten Streitigkeiten und Handgreiflichkeiten sowie zu Ruhestörungen gekommen sei.

Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger bestätigte dies. „Das Haus ist uns schon als Haus bekannt, wo immer mal ein Polizeieinsatz stattfindet oder ein Feuerwehreinsatz, weil Brandmeldeanlagen losgehen – aber nicht in dem Sinne, dass so was vorhersehbar oder zu vermuten gewesen wäre.“

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Eppinger zeigte sich erschüttert über den Vorfall. „Das sieht man sonst nur im Krimi.“ Immerhin sei es beruhigend, dass der mutmaßliche Täter der Polizei schon bekannt sei und keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe. (dpa/AFP)