Stand: 23.07.2025 10:40 Uhr

Die DFB-Frauen haben ihre Kräfte gesammelt: Das EM-Halbfinale gegen Spanien am Mittwoch in Zürich (21 Uhr, live im Ersten und im Livestream auf sportschau.de) kann kommen. Das Spiel wird Deutschland wieder alles abverlangen. Doch es soll einen „großen Unterschied“ geben.

Nach zwei Spielen in Unterzahl hintereinander ist die Hoffnung in der deutschen Mannschaft natürlich groß, das Halbfinale mal wieder ohne Platzverweis zu überstehen. Der gut gelaunte Wück konnte am Dienstag bei der Abschlusspressekonferenz trotzdem wenig Hoffnung auf ein anderes Spiel machen: „Ich glaube, wir werden viel hinterherlaufen. Wir werden viel leiden müssen“, sagte der Bundestrainer mit Blick auf die spanischen Ball-Stafetten. Das berühmte „Tiki-Taka“ von der iberischen Halbinsel beherrschen auch die Frauen.

Die Leistung aus dem Frankreich-Spiel bildet die Grundlage. Sie war das perfekte Beispiel für Leidenschaft, Kampf, Willen und Geschlossenheit.

Nationalspielerin Rebecca Knaak

Die Gleichzahl soll aber dazu genutzt werden, für mehr Entlastung zu sorgen: „Wir müssen die richtigen Momente abwarten und ergreifen, um unser Spiel durchzusetzen.“ Er rechne fest damit, dass es diese Momente geben werde. In Ballbesitz sollen die eigenen Stärken gezeigt werden. „Das wird der große Unterschied sein.“

Schult und Oberdorf glauben ans Team

Almuth Schult hofft, dass die Euphorie aus dem Viertelfinale die Mannschaft auch noch durchs Halbfinale tragen wird. „Ich würde es mir natürlich wünschen, dass die Deutschen es schaffen. Aber es kann auch genauso andersrum ausgehen“, so die Sportschau-Expertin, die aber überzeugt ist, dass auch die Spanierinnen gesehen haben, dass die Deutschen „laufen bis zum Umfallen“.

„Es kommt, glaube ich, sehr darauf an, wie sich die erste halbe Stunde im Spiel verhält. Ob die Deutschen in der Defensive wieder so kompakt und gemeinschaftlich agieren wie gegen Frankreich“, so Schult weiter. „Denn das war die Basis. Wenn sie das schaffen, glaube ich auch an ein Weiterkommen.“

So sieht es auch Lena Oberdorf, die die EM verletzt verpasst. Sie sagt: „Wir müssen uns in jeden Zweikampf reinknallen.“ Die Mittelfeldspielerin bescheinigt der Mannschaft „eine extreme Mentalität“.

Eines darf aber auch besser laufen als gegen Frankreich: „Wenn wir es jetzt noch schaffen, unseren Fußball aufzuziehen und mit elf Leuten auf dem Platz zu sein, dann glaube ich, dass es auch gegen Spanien möglich ist.“

Deutsche Bilanz gegen Spanien fast makellos

Sportdirektorin Nia Künzer hatte bereits am Tag nach dem Spiel erklärt, man werde sich auf den „Weg in die Köpfe der Spanierinnen“ machen. Und einen Teil dazu beitragen könnte auch, dass die spanische Auswahl noch nie gegen Deutschland gewonnen hat. Gerade in der heimischen Presse ein großes Thema – das sich auswirken könnte.

Achtmal sind beide Länder bisher aufeinander getroffen. Fünfmal haben die DFB-Frauen gewonnen, dreimal gab es ein Unentschieden. Teilweise sind die Vergleiche lange her. Doch zuletzt setzten sich Janina Minge und Co. im vergangenen Jahr mit 1:0 durch. Und da ging es bei den Olympischen Spielen immerhin um die Bronzemedaille.

Spanierinnen wollen „Geschichte schreiben“

Spaniens Alexia Putellas will die Wettbewerbe aber nicht miteinander vergleichen. „Ich bin sehr sicher, dass wir das richtige Mindset haben. Es wird schwierig, aber wir wollen Geschichte schreiben“, erklärte die Mittelfeldspielerin. „Wir wollen Deutschland zum ersten Mal schlagen und zum ersten Mal ins EM-Finale einziehen.“

Dabei freuen sich die Spanierinnen auch auf das Treffen mit Ann-Katrin Berger: „Sie wird uns ans Limit bringen – und das mögen wir. Sie ist eine der besten Torhüterinnen der Welt“, sagte die zweimalige Gewinnerin des Ballon d’Or.

Trainerin Montse Tomé, die ihrem Team zuletzt ein Geheimtraining verordnet hatte, bezeichnete Bergers Leistung gegen Frankreich als „unglaublich“ – und warnte trotz der eigenen starken Leistungen bei diesem Turnier: „Deutschland bleibt eben Deutschland.“ Aber auch sie geht das Duell mit Deutschland selbstbewusst an: „Unsere Mannschaft war schon immer talentiert, aber sie ist auch gereift. Wir sind frisch und bereit für das Halbfinale.“

Nach körperlicher, geht es jetzt um mentale Frische

DFB-Verteidigerin Rebecca Knaak gab nach dem kraftzehrenden Viertelfinalspiel gegen Frankreich (7:6 n.E.) am Dienstag Entwarnung: „Die Akkus sind wieder aufgeladen. Wir haben einige Zeit in der Eistonne und auch viel Zeit bei den Physios verbracht. Wir sind auf jeden Fall wieder mehr als bereit.“

Das Wichtigste ist für mich, dass wir mental frisch werden. Wir müssen mental sofort wieder im Spiel sein.

Bundestrainer Christian Wück

Der Bundestrainer wies allerdings umgehend darauf hin, dass es nicht nur um die körperliche Frische, sondern auch um das Mentale gehe. Und da sei in der verbleibenden Zeit bis zum Spiel auch noch einiges zu tun. Er sei froh, dass er diese Zeit noch habe.

Mit der Gegnervorbereitung habe man am Dienstag begonnen. „Die Spielerinnen wissen jetzt, was auf sie zukommt“, erklärte Wück. „Sie wissen, welche Lösungen wir für sie auf dem Platz gefunden haben und wie wir das Ganze nutzen wollen.“ Bis zum Spiel werde es aber noch Gespräche „mit einzelnen Spielerinnen“ geben, „damit wir auch mental zu 100 Prozent bereit sind“. Bereit, um zu leiden – für das EM-Finale.