Die Zusammenarbeit der beiden kommt nicht völlig überraschend. Immer wieder mal hat der Kabarettist Max Uthoff in der Vergangenheit auf der Bühne Gags und Geschichten eingeleitet mit Worten wie: „Meine Tochter Toni findet ja …“ oder „Toni hat mir erzählt, dass …“ Und so erscheint es nur folgerichtig, dass die 17-jährige Münchnerin nun tatsächlich mit ihrem Vater auf der Bühne steht mit ihrem ersten gemeinsamen Programm, das da heißt „Einer zuviel“. Da trifft Generation Silberrücken auf Generation Tiktok, 40 Jahre Unterschied, und man duelliert sich über Generationenfragen, Klimawandel, KI und den Social-Media-Horror, über Dating und Pornos. Vater und Tochter schenken sich nichts, beschenken aber das Publikum mit dem prallen Leben und zwei ebenso gegensätzlichen wie unerschrockenen Positionen zur Weltlage.
Montag: Morgens im ParkOb kleine oder große Runde, mit dem Rad oder zu Fuß: Der Forstenrieder Park ist beliebt bei den Münchnern. (Foto: Robert Haas)
Der Sommer ist meiner Meinung nach die einzige Zeit, in der sich früh aufstehen wirklich lohnt. Die Luft riecht fantastisch, es ist schon hell … und das sind dann auch schon die einzigen beiden Punkte, die fürs frühe Aufstehen sprechen. Aber wenn ich mich dann doch mal entschließe, den metaphorischen Wurm zu fangen, gehe ich sehr gerne morgens im Forstenrieder Park spazieren. Danach eine Tasse Jasmin-Tee, ein bisschen schreiben und dann hab’ ich schon einen produktiven Start in den Tag und die Woche. Dann reicht es auch wieder mit der Produktivität, damit muss man ja sparsam umgehen als Künstler, und ich verbringe den Rest des Tages in der Horizontalen mit einem guten Buch. Favoriten des letzten Monats waren „Chlorine“ von Jade Song, eine absurde, fast schon märchenhafte Geschichte, und „Scheiß auf selflove, gib mir Klassenkampf“ von Jean-Philip Kindler, ein verbaler Arschtritt der allerfeinsten Sorte.
Dienstag: Entschleunigen im MuseumEin Tipp von Jennifer Roberts, einer Kunst-Professorin in Harvard: ein Bild für drei Stunden anschauen. Zum Beispiel in der Alten Pinakothek das Selbstbildnis von Albrecht Dürer (Mitte). (Foto: Felix Hörhager)
Ich bin ja generell kein Fan von „schneller, höher, weiter“. Mein Motivationssatz für den Dienstag lautet also: langsamer, runter kommen, aufhören. Nicht nur unsere Aufmerksamkeitsspanne, sondern auch unsere Nerven leiden unter dem dauernden, dem System geschuldeten Druck, alles so schnell und effizient wie möglich machen zu müssen. Wie sagte das Känguru von Marc-Uwe Kling: „Der Kapitalismus ist ein mühsam gefesseltes Monster, das Menschen frisst und Gold scheißt“. Zeit, sich dem Irrsinn und der Hektik zu entziehen. Und zwar in der Alten Pinakothek. Zum Beispiel mit der Empfehlung von Jennifer Roberts, einer Kunst-Professorin in Harvard: ein Bild für drei Stunden anschauen. Klingt nach radikalem Selbstversuch, aber schließlich bin ich ja auch gerne mal sehr viel mehr als drei Stunden am Handy. Könnte natürlich sein, dass ich am Ende doch wieder nur auf neunzig Bilder zwei Minuten gestarrt habe, aber den Versuch ist es wert. Denn selten bin ich von mehr Schönheit umgeben … außer in den Armen meiner Freundin.
Mittwoch: Nachdenken mit MusikYouTubeDie SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert
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Heute vergrabe ich mich mit mehreren Tassen schwarzem Kaffee in meinem Zimmer und werkel endlich an unserer social-media-Präsenz, zwinge meinen Vater bei Tiktok-Videos zu partizipieren und überlege, was man überhaupt posten soll im Internet. Wann ist ein bisschen privat zu viel privat? Wie bekommt man überhaupt noch Aufmerksamkeit im Netz? Und ist Aufmerksamkeit überhaupt eine Währung, die einem gefällt? Und wie ist man überhaupt nochmal lustig? Um darüber in Ruhe nachzudenken, brauche ich gute Musik im Hintergrund. Sehr zu empfehlen ist da der neue Song von Driftwood „All Over Again“, und ein Song, der für mich jetzt schon ein Klassiker ist: „Death With Dignity“ von Sufjan Stevens.
Donnerstag: Kontakte pflegen
Heute gilt es soziale Kontakte pflegen. Wichtig und doch oft vernachlässigt, auch von mir. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft haben wir alle, aber zu selten fragen wir uns, wie wir dafür sorgen können, dass sich die Menschen, die wir lieben, gesehen und supported fühlen. Zwei kluge Sätze, die ich in letzter Zeit dazu gehört habe, sind „The price we pay for community is inconvenience“ und „To have a village you must be a villager“. Also in Kontakt gehen, Gespräche führen, Wissen austauschen. Wunderbar kann man das im „Cafe Kosmos“ in der Dachauer Straße. Vor allem kurz nach der Öffnung mittags, wenn es noch nicht so voll ist, lässt sich da Zeit sehr gut verbringen.
Freitag: Schrille Party im KinoSo feiert das Kinopublikum im Museum-Lichtspiele in München bei der Rocky Horror Pictureshow, dem Kultfilm, der dort seit 1977 läuft. (Foto: Stephan Rumpf)
Ok, die Entscheidung, wie ich den Freitagabend in München verbringe, ist nicht leicht. Also nur meine zwei Lieblings-Optionen: Entweder ich habe viel Energie und Lust auf Livemusik. Dann geht es ab zehn in die Glockenbachwerkstatt, ich hoffe auf eine gute Jam-Session. Oder ich bin eher in der Stimmung für eine Abendbeschäftigung, die man im Sitzen ausführen kann, und dann ich gönne mir mal wieder die „Rocky Horror Picture Show“ in den Museum-Lichtspielen. Die läuft da jeden Freitag um 23 Uhr seit 1977. Nicht nur einer meiner absoluten Favoriten, sondern auch ein echter Kultfilm. Und wo kann man ein solch cineastisches Meisterwerk besser genießen als in einem gemütlichen Raum mit großer Leinwand, gefüllt mit großen roten gemütlichen Kinosesseln, dem Duft von buttrigem Popcorn und einem Mitmach-Package in der Hand? Richtig. Nirgendwo! Und wer bei „It’s Just a Jump to the Left“ nicht auf der Stelle einen Ohrwurm bekommt, hat mein volles Mitleid.
Samstag: Schallplatten stöbernToni Uthoff stöbert gerne im Optimal Record Store nach spannenden Platten. (Foto: Imago)
Am Samstag mache ich mich nicht allzu spät auf den Weg. Sonst laufe ich Gefahr, dass das letzte Aprikosenmarmelade-Croissant im „Segafredo“ am Rindermarkt schon weg ist. Und das gilt es unbedingt zu vermeiden! Dann ein wenig durch die Stadt schlendern, People-watching betreiben und nach Platten stöbern, vielleicht bei Optimal Records in der Kolosseumstraße. Unbedingt noch auf den Viktualienmarkt, frisch gepressten Saft und ein paar Oliven einwerfen und der perfekte „Stadttag“ ist geschafft. Danach wird in Ruhe gepackt, denn so schön München im Sommer ist, es gibt da einen Ort, an dem sich glitzernde Sonne und kaltes Wasser noch besser genießen lässt … siehe Sonntag.
Sonntag: Nostalgie in BernMajestetisch thrront das Bundehaus über der historischen Altstadt von bern. Im Hintergrund leuchtet das Jungfraus-Massiv. (Foto: Mauritius Images / Martin Kober)
Bern! Da fahren meine Familie und ich, seit ich denken kann, jeden Sommer hin. Für mich ist das also Nostalgie pur. Es gibt kaum einen schöneren Ort, um Tage des Müßiggangs zu pflegen, als Bern. Wir werden bei schönem Wetter gleich nach der Ankunft in der kalten Aare schwimmen und am Abend am Rande des Flusses den Tag mit einer Pizza abrunden. Besser nicht auf den Preis gucken, sonst will man aus anderen Gründen ins Wasser. Herrlich, den Sonntag stinkfaul zu genießen, und sehr christlich! Besser geht es nicht? Falsch. Alles ist besser mit einem guten Buch. Momentane Empfehlung: „I who have never known men“ von Jaqueline Harpman. Und wenn man sich dann auf irgendeine Art und Weise eine Katze beschaffen kann, legal oder nicht, ist der Abend perfekt.
Toni Uthoff, Tochter des Kabarettisten Max Uthoff, ist 2007 in München geboren. Die Schule (Waldorfschule/Gymnasium) hat sie nach der achten Klasse verlassen. Als sie mit 14 bei Poetry-Slam-Lesungen im Volkstheater eigene Texte gelesen hatte, wusste sie, auf welchen Brettern sie sich wohl fühlt. Seit April 2025 steht Toni Uthoff zusammen mit ihrem Vater mit dem Programm „Einer zuviel“ auf den Kabarettbühnen, um zu zeigen, dass Dysfunktionalität auch Spaß machen kann.