Cottbuser Gewässer
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Wellenbrecher soll weiteren Schaden an Solaranlage in Ostsee verhindern
Mi 23.07.25 | 11:53 Uhr | Von Phillipp Manske und Daniel Mastow
Leag/Screenshot
Audio: rbb24 Brandenburg | 22.07.2025 | Phillipp Manske | Bild: Leag/Screenshot
Deutschlands größte schwimmende Solaranlage sollte auf dem Cottbuser Ostsee in Betrieb gehen. Doch bevor etwas angeschlossen werden konnte, brachen bei Sturm Teile ab. Jetzt wird geborgen, repariert und diskutiert. Von P. Manske und D. Mastow
Im Rhythmus der Wellen treibt die schwimmende Photovoltaikanlage ruhig über die Wasseroberfläche des Cottbuser Ostsees. Noch speist sie keinen Strom ins Netz. Denn im vergangenen Winter hatte starker Wind hohe Wellen über den See getrieben. Die Anlage wurde beschädigt, mehrere Solarmodule wurden aus der Halterung gerissen und rutschten ins Wasser, teilweise auf den Seeboden.
Sie werden zurzeit von einem Bagger auf einem Ponton geborgen – laut dem Eigentümer Leag eine aufwendige Arbeit. „Aufgrund der besonderen Anforderungen durch das geltende Bergrecht sind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich, die die Arbeiten zusätzlich aufwendig gestalten.“ Auch das Wetter könne die Arbeiten „unvorhersehbar beeinträchtigen“, hieß es von einer Leag-Sprecherin auf rbb-Anfrage.
Ein Bagger arbeitet auf dem Cottbuser Ostsee am schwarz-gelben Wellenbrecher | Bild: rbb/Screenshot
Hinzu kommt, dass parallel dazu ein Wellenbrecher installiert wird, „der künftig Schäden durch Wind und Wellenschlag verhindern soll“, so das Unternehmen.
Die PV-Anlage
rbb/Screenshot
● Deutschlands größte Floating-PV-Anlage
● besteht aus über 51.000 Solarmodulen
● montiert auf rund 1.800 Schwimmkörpern
● soll jährlich ca 29.000 MWh Strom erzeugen
Quelle: Leag.de
Nach dem Schadensfall hatte die Stadt Cottbus reagiert. Die Untere Wasserbehörde hat der Leag eine Frist gesetzt. Bis Ende September müssen laut Servicebereichsleiter Lars Koschke alle Elemente geborgen sein. „Die Frist ist aus unserer Sicht auch angemessen und notwendig, weil es aufgrund der Lage im Gewässer ein besonderer Standort ist.“ Wegen des Arbeitsschutzes und der Witterung sei es nicht jederzeit möglich, hinauszufahren und Module zu bergen. Es sei eine logistische und technische Herausforderung.
Der Wellenbrecher wiederum soll im August fertig sein. Danach soll die Solaranlage repariert werden, wie es von der Leag hieß.
Skepsis in der Nachbargemeinde
In Teichland, einer Anrainergemeinde im Norden des Cottbuser Ostsees, werden nach wie vor Teile der beschädigten Anlage ans Ufer gespült. Während die Leag davon ausgeht, dass der Wellenbrecher die Anlage künftig ausreichend vor Schäden schützen wird, ist sich Teichlands Bürgermeister Harald Groba (parteilos) nicht sicher, dass die Maßnahme helfen wird.
Ein Teil der Solaranlage wurde ans Ufer des Cottbuser Ostsees geschwemmtBild: rbb/Screenshot
„Es hieß ja, ein Sturm hat das Ganze zum Knicken gebracht. […] In Teichland hatten wir keinen Sturm, wir hatten Winterereignisse, das ist richtig“, so Groba. „Ich habe ein bisschen Bedenken, dass es, wenn wirklich ein richtiger Sturm kommt, wieder zu ähnlichen Sachen kommen kann und die Maßnahmen vielleicht nicht genügen.“
Der Bürgermeister der Gemeinde Teichland, Harald Groba (parteilos) im rbb-Interview | Bild: rbb/Screenshot
Der Bürgermeister war von Anfang an gegen die Solaranlage. Er will das Ufer seiner Gemeinde touristisch entwickeln, plant mit Strand und Sportboothafen. Durch die schwimmende Anlage sieht er langfristige Nutzungskonflikte. Außerdem sei es nie schön, wenn so ein Projekt scheitere, oder teilweise scheitere, sagte er dem rbb. Aus seiner Sicht dauert die Reparatur der Schäden auch zu lange. Das sei „nicht mehr zeitgemäß.“
Laut der Leag liegen die Reparaturarbeiten allerdings im Zeitplan. Das sagt auch Lars Koschke von der Unteren Wasserbehörde. Die laufenden Arbeiten werden ständig kontrolliert. „Wir lassen uns regelmäßig entsprechende Dokumentationen vorlegen und es ist auch vorgesehen, zum Abschluss der Beräumung eine Vor-Ort-Begehung beziehungsweise eine Befahrung vorzunehmen.“
Lars Koschke im rbb-Interview | Bild: rbb/Screenshot
Start der Stromproduktion offen
Die schwimmende Photovoltaikanlage soll nach Angaben der Leag künftig für mehr als 8.000 Haushalte Strom erzeugen. Das entspräche dem Bedarf einer Kleinstadt. Wann der erste Strom produziert werden kann, lässt die Leag weiter offen.
Der Energiekonzern befindet sich grundlegend im Wandel. „Das bestehende Geschäftsmodell, Braunkohle abzubauen und Strom zu erzeugen, wird 2038 auslaufen“, hieß es von der Leag im Jahr 2024. „Bis dahin müssen wir es geschafft haben, über neue Geschäftsfelder wie Biomasse, PV-Strom, Windstrom, Großbatterien, Elektrolyse, wasserstofffähige Kraftwerke, die Leag so aufzustellen, dass sie weiterhin der zweitgrößte Stromversorger in Deutschland bleibt, aber gleichzeitig auf die Braunkohleverstromung komplett verzichten kann.“
Die erste kommerziell genutzte schwimmende Solaranlage wurde 2008 in Kalifornien in Betrieb genommen. Seitdem entstanden solche Anlagen in vielen weiteren Ländern, beispielsweise der Schweiz, Großbritannien und den Niederlanden. Dort befinden sich einige der größten schwimmenden Photovoltaik-Anlagen Europas.
In Deutschland wurde 2019 im Ortenaukreis in Baden-Württemberg die erste Anlage dieser Art ans Netz genommen, begleitet von Forschung. Die konnte wenige Jahre später keine negativen Auswirkungen auf die Wasserqualität feststellen [tagesschau.de].
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.07.2025, 19:30 Uhr
Beitrag von Phillipp Manske und Daniel Mastow