Wismar/Neuburg. Im August geht es für die 16-jährige Juno Holbe los in die USA. Wann genau, das erfährt die Gymnasiastin erst kurz vor dem Abflug. Auch wo ihre Gastfamilie lebt – im kalten Alaska oder warmen Hawaii, in einer quirligen Großstadt oder auf dem Land – darüber wird sie fast bis zum Schluss im Ungewissen gelassen.

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Doch davon lässt sich Juno Holbe nicht abschrecken. Sie freut sich auf ihr Jahr als Junior-Botschafterin in den USA. Als solche wird sie vom Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) auf Reisen geschickt.

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Die junge Nordwestmecklenburgerin hat sich etwas fest vorgenommen: „Ich möchte denen klarmachen, dass Amerika nicht alles ist. Ich will zeigen, dass es auch noch andere Demokratien und Alternativen gibt.“ Die Schülerin möchte vermitteln, „dass Europa und auch Deutschland keine Feinde, sondern gute Partner sind.“

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Ein Kongress-Abgeordneter wird Pate

Politik ist ein wichtiger Bestandteil des Programms. Juno Holbe hat die Wismarer Ortsgruppe der Grünen Jugend mit ins Leben gerufen. In den USA kann sie sich mit einem Abgeordneten aus dem Kongress vernetzen. Er oder sie fungiert als Pate. Durch den regelmäßigen Kontakt erfährt Juno Holbe, wie im nordamerikanischen Land Politik gemacht wird – und sie kann dabei sein.

„Außerdem muss ich mindestens zwei Vorträge über Deutschland halten“, erzählt sie. Möglich sei das unter anderem auf Schulveranstaltungen. Ziel ist es, für eine stärkere Kommunikation zwischen Deutschland und den USA zu sorgen. Nicht auf der großen politischen Weltbühne, sondern im normalen Alltag.

Austauschprogramm gibt es seit 1983

Seit 1983 gibt es das Parlamentarische Patenschafts-Programm. Das beruht auf einer Grundlagenvereinbarung zwischen dem Deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress. Unter der Regierung von Präsident Donald Trump sei der Austausch aber schwieriger geworden.

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Juno Holbe braucht ein Visum für ihren Aufenthalt. Doch zunächst hieß es, es gibt keine Visa mehr für Austauschschüler. Später kann sie doch eins beantragen, aber die Termine sind rar. Schließlich ist sie erfolgreich.

Aber es könnte sein, dass es der letzte Austausch dieser Art ist. Das befürchtet zumindest der Wismarer Bundestagsabgeordnete Frank Junge (SPD). „Der Bundestag und der Kongress finanzieren das Programm. Wenn Donald Trump sagt, es ist nicht wichtig genug und dafür kein Geld mehr geben will, dann wäre Ende.“

Einreise in die USA kurz vor Beginn des Schuljahres

Juno Holbe hätte ihr USA-Jahr lieber unter demokratischer Regierung absolviert. Doch die Republikaner schrecken sie nicht ab: „Wichtig ist, dass man miteinander spricht.“

Am meisten freut sie sich darauf, neue Leute kennenzulernen und noch mal einen neuen ersten Eindruck machen zu können: „Das ist etwas Cooles.“ Am Freitag vor dem Schulbeginn in ihrer neuen Heimat fliegt sie los. Pflichtfächer, die sie belegen muss, sind Englisch, Regierung und amerikanische Geschichte.

Das Programm

Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) ist für Schüler und junge Berufstätige aus den USA und Deutschland. Sie können sich für ein Austauschjahr bewerben und bekommen Paten an ihre Seite gestellt: Abgeordnete aus dem Kongress oder dem Bundestag. Die Ausgewählten lernen den Alltag im Gastland kennen und wie die Politik dort funktioniert. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.bundestag.de/ppp.

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Untergebracht wird die 16-Jährige in einer Gastfamilie. Deren Mitglieder dürfen kein Deutsch sprechen, damit Juno Holbe die Sprache schnell lernt. Um Heimweh zu vermeiden, sind Besuche aus der Heimat nicht erlaubt.

Nach der Rückkehr wird das Abitur gemacht

Seit 2013 haben sieben junge Leute aus Nordwestmecklenburg an dem Programm teilgenommen. Wer ausgewählt wird, entscheiden die Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis. Dieses Mal ist Frank Junge an der Reihe gewesen. Für ihn zählen neben den Noten ehrenamtliches und politisches Engagement. „Wenn ich in dem Alter gewesen wäre, hätte ich mir nichts Schöneres vorstellen können, als diese Möglichkeit zu kriegen“, sagt er.

Der erste Aufenthalt in den USA ist es für Juno Holbe nicht. Mit der Familie ist sie im Urlaub von New York nach Kanada gereist. Von einer Politik-Karriere träumt die 16-Jährige aber nicht. Nach ihrer Rückkehr ans Gerhart-Hauptmann-Gymnasium möchte sie das Abitur machen und Medizin studieren.

OZ