Freuen sich mit dem Patienten Mürsel Balta (r.) (v. l.): Prof. Dr. Jan D. Schmitto, leitender Oberarzt und Bereichsleitung Herzunterstützungssystem der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der MHH, Dr. Marcel Ricklefs, Funktionsoberarzt der Klinik für Kardiologie, Rhythmologie und internistische Intensivmedizin am KRH Klinikum Siloah, Seda Firat vom Pflegestützpunkt der Intensivstation und Dr. Günes Dogan, Oberarzt Herzchirurgie der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der MHH.

Ständige Atemnot, quälende Erschöpfung bei den leichtesten körperlichen Anstrengungen: Eine schwere Herzschwäche (Fachbegriff „Herzinsuffizienz“) ist eine enorme Belastung für die Betroffenen. Durch die Erkrankung pumpt der Herzmuskel – zum Beispiel nach einem Infarkt oder einer Entzündung – zu schwach, um den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Alleine in der Region Hannover haben mehrere Tausend Patientinnen und Patienten eine so schwere Herzinsuffizienz, dass sie deswegen immer wieder ins Krankenhaus müssen – häufig, weil sich durch das Versagen des Pumporgans die Lunge mit Wasser füllt.

Bei einem lebensbedrohlich erkrankten Herzinsuffizienz-Patienten ist dem Team von Kardiologie-Chefarzt Prof. Dr. Andreas Franke nun ein besonderer Eingriff gelungen: „Zum ersten Mal haben wir am KRH Klinikum Siloah einem Patienten eine Herzunterstützungspumpe, eine sogenannte Impella 5.5, eingesetzt“, so Prof. Franke. Das Besondere an der Impella 5.5: Sie erhöht als „Turbo für das schwache Herz“ den Blutfluss im Körper des Patienten um bis zu 5.5 Liter pro Minute. Atemnot und Kreislaufschock des Patienten bessern sich darunter schnell. „Die über einen kleinen Zugang unter dem Schlüsselbein bis ins Herz vorgeführte Pumpe kann für mehrere Wochen im Körper des Patienten arbeiten“, erklärt Prof. Franke. „Das Herz kann sich erholen – oder es wird wertvolle Zeit gewonnen, um die Implantation eines dauerhaften Herzunterstützungssystems vorzubereiten.“

Die Klinik für Kardiologie, Rhythmologie und internistische Intensivmedizin am KRH Klinikum Siloah kooperiert für die Versorgung schwerstkranker Herzinsuffizienz-Patienten mit der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Arjang Ruhparwar) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Diese Zusammenarbeit ermöglicht Zugriff auf die herzchirurgische Expertise der MHH und macht Eingriffe wie diesen überhaupt erst möglich. Kardiologen und Gefäßchirurgen am KRH profitieren – und natürlich die Patienten“, ordnen Prof. Franke und Prof. Dr. Jan D. Schmitto, leitender Oberarzt und Bereichsleitung Herzunterstützungssystem der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der MHH, ein.

Der erste Patient, der im OP des Siloah mit der Impella 5.5 versorgt wurde, ist Balta Mürsel. „Bei ihm wurde eine schwere Herzschwäche diagnostiziert, die allein mit Medikamenten nicht therapierbar war“, erklärt Prof. Franke.

Nachdem die Impella ihre Arbeit aufnahm, ging es Balta schlagartig besser: Er konnte rasch vom Beatmungsschlauch entwöhnt werden und sein Herz war deutlich entlastet. Auch die Nieren, deren Funktion durch die Erkrankung zwischenzeitlich schwer eingeschränkt war, nahmen ihre Arbeit wieder auf. Balta konnte schon am Abend des Eingriffes an die Bettkante mobilisiert werden.

Prof. Schmitto und sein Kollege Dr. Günes Dogan, Oberarzt Herzchirurgie und stellvertretender Bereichsleiter MCS an der MHH, sind anteilig auch Teil des Teams der Klinik für Kardiologie am KRH Klinikum Siloah. „Mit unserem Ansatz, als Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam die Patienten zu versorgen, sind wir bundesweit spitze“, ordnet Prof. Schmitto ein. Er und Dr. Dogan sind regelmäßig am Siloah und betreuen Patienten wie Mürsel Balta. „Die Vorteile für Patienten können nicht genug betont werden: Vom gegenseitigen Austausch und dem Feedback profitieren alle. Am KRH Klinikum Siloah gibt es nun ein neues Therapiekonzept, mit dem wir auch für kritisch kranke Herzschwäche-Patienten Hilfe bieten können“, so das Fazit von Prof. Franke.

Patient Balta ist inzwischen mit einem dauerhaften Herzunterstützungssystem versorgt worden und befindet sich bereits auf dem Wege der Besserung in einer Reha-Klinik.